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Hormonstörende Stoffe
Hormonstörende Stoffe - auch Hormongifte, endokrine Disruptoren, englisch Endocrine Disrupting Chemicals
(EDC) genannt - sind giftig, denn sie greifen in das Hormonsystem des Menschen ein und schädigen Stoffwechsel-, Entwicklungs- und Fortpflanzungsprozesse.
1. Was sind Hormone?
Hormone sind biochemische Botenstoffe, die von speziellen Zellen produziert werden und an anderen Zellen besondere Wirkungen oder Regulationsfunktionen entfalten. Das geschieht dadurch, dass die Hormone an Rezeptoren
der Ziel-Zellen andocken und dadurch die biochemischen Vorgänge innerhalb der Zelle beeinflussen und verändern.
Hormone wirken auf alle Systeme des Körpers ein, z.B. das Nerven- und das Immunsystem, und beeinflussen die Antwort des Körpers auf Stress oder Verletzung. Die Bildung von Hormonen wird beeinflusst
- durch Regelkreise (s. Beispiel im Bild unten),
- durch das autonome Nervensystem oder
- durch nichthormonelle Botenstoffe, z.B. Kalzium oder Glukose.
Beispiele für Hormone: Adrenalin, Cortison, Östrogen, Progesteron, Ghrelin, Leptin, Wachstumshormone, Insulin, Melatonin, Testosteron. Die Lehre von den Hormonen wird als Endokrinologie
bezeichnet. Anhand ihrer Wirkungsschwerpunkte werden Hormone von Zytokinen und von Neurotransmittern abgegrenzt. Zytokine regulieren Wachstum, Proliferation und Differenzierung von Zellen. Neurotransmitter werden von Nervenzellen über den synaptischen Spalt abgegeben, um Signale von einer Nervenzelle zur nächsten zu übertragen.
2. Was sind Hormonstörer?
Hormonstörer, auch endokrine Disruptoren
genannt, sind normalerweise Chemikalien, die die Funktion oder Wirkung von Hormonen stören (schädigen). Störung der Hormone bedeutet:
- die Hormonproduktion des Körpers wird verändert und die Hormon-Werte sind deshalb zu hoch oder zu niedrig,
- die körpereigenen Hormone stehen nicht in ausreichender Menge für biologische Prozesse zur Verfügung;
- die hormon-ähnlichen Chemikalien docken an Hormon-Rezeptoren an; dadurch werden die körpereigenen Hormone blockiert oder nachgeahmt;
- die hormonelle Funktion geht verloren;
- die hormonellen Veränderungen treten ggf. ab Geburt ein und können bis zum Lebensende wirksam sein.
Weitere Informationen zu Hormonstörern
- The Defender:
10 Ways You’re Exposed to Endocrine-Disrupting Chemicals — And How to Avoid Them (1.7.2022)Es gibt kein sicheres Maß an Exposition gegenüber hormonell wirksamen Chemikalien, die die Entwicklung, Fortpflanzung, neurologische Funktion, den Stoffwechsel, das Sättigungsgefühl, die Funktion des Immunsystems und vieles mehr beeinträchtigen.
- Wissenschaft und Forschung
- Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) mit Info-Portal
beschäftigt sich mit Hormonen und Stoffwechsel - Institut für Experimentelle Endokrinologie an der Charité Berlin
- Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV),
Eberhard Nies, Sabine Werner, Udo Eickmann und Johannes Gerding:
Endokrine Disruptoren ‒ Informationen für eine betriebliche Gefährdungsermittlung (9.2017)Informationen nicht nur für das betriebliche Umfeld. Beschreibung der toxikologischen Wirkungsmechanismen von Hormonstörern. Auch kleinste Mengen können gesundheitliche Schäden hervorrufen.
- Beyond Pesticides: Umfangreiche Sammlung von Studien.
- Endocrine Society - Hormone Science to Health
- greenmedinfo.com: 91 Abstracts with Endocrine Disruptor Research
- Michele A. La Merrill, Laura N. Vandenberg, Martyn T. Smith, William Goodson, Patience Browne, Heather B. Patisaul, Kathryn Z. Guyton, Andreas Kortenkamp, Vincent J. Cogliano, Tracey J. Woodruff, Linda Rieswijk, Hideko Sone, Kenneth S. Korach, Andrea C. Gore, Lauren Zeise & R. Thomas Zoeller:
Consensus on the key characteristics of endocrine-disrupting chemicals as a basis for hazard identification, auch hier (11.2019)Hormonstörer,
endokrine Disruptoren
, verursachen Gesundheitsschäden wie z.B. Krebs, Fruchtbarkeitsstörungenn, kognitive Defizite und Fettleibigkeit. Leider gibt es noch keine Methode, um Schadenswirkungen den Hormonstörern zuzuordnen. Um hier weiterzukommen, werden in dieser Studie 10 Schlüssel-Charakteristiken definiert. Beispielhaft werden die wichtigsten Hormonstörer genannt. - WHO und UNEP ‒ Åke Bergman, Jerrold J. Heindel, Susan Jobling, Karen A. Kidd and R. Thomas Zoeller (Herausgeber):
State of the Science of Endocrine Disrupting Chemicals ‒ 2012, auch hierUmfangreiche Darstellung des Standes der Wissenschaft zu hormonstörenden Substanzen bei Tier und Mensch.
- Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) mit Info-Portal
- EU
- Generaldirektion Umwelt: hormonwirksame Chemikalien
- EU-Verordnung 2017/2100:
Festlegung wissenschaftlicher Kriterien für die Bestimmung endokrinschädigender Eigenschaften ((9.2017) - Pressemitteilung: Endokrine Disruptoren: Wissenschaftliche Kriterien gelten auch für Biozide (9.2017)
- ECHA (European Chemicals Agency)
- Endocrine disruptors explained
- Liste der für eine Zulassung in Frage kommenden besonders besorgniserregenden Stoffe
Liste giftiger Chemikalien, veröffentlicht gemäß Artikel 59 Absatz 10 der REACH-Verordnung
- Wikipedia: Erläuterung der EU-Strategie
- USA
- Institut für Umweltgesundheit: Endocrine Disruptors
- E.Nies, S.Werner, J.Gerding und U.Eickmann:
Endokrine Disruptoren ‒ Informationen für eine betriebliche Gefährdungsermittlung (9.2017)Viel Information über Hormonstörer aus arbeitsmedizinischer Sicht, aber die Autoren sind sich nicht sicher, ob sie die Gesundheit gefährden, denn es gibt angeblich keinen
toxikologischen Endpunkt
. - Environmental Working Group (EWG):
Dirty Dozen Endocrine Disruptors - 12 Hormone-Altering Chemicals and How to Avoid Them, auch hier
Das 'Dreckige Dutzend' der hormonstörenden Chemikalien: Bisphenol-A, Dioxin, Atrazin, Phthalat, Perchlorat, Flammschutzmittel, Blei, Arsen, Quecksilber, Perfluorierte Chemikalien, Organophosphate und Glycol Ether.
- In der
Stockholmer Konvention
wurden im Jahr 2001 zwölf organische Chlorverbindungen alsDreckiges Dutzend
weltweit geächtet, darunter PCB und diverse Insektizide. Inzwischen sind weitere Gifte hinzugekommen.- Wikipedia: Dreckiges Dutzend
- FAZ: Das schmutzige Dutzend (2001)
- Spiegel: Uno setzt neun Chemikalien auf schwarze Liste (5.2009)
u.a. das Insektenvernichtungsmittel Lindan sowie die ihm verwandten Chemikalien Alpha- und Beta-hexachlorcyclohexan (HCH), die Flammschutzmittel Hexabrombiphenyl und Bromdiphenylether, das Insektizid Chlordecon und die Perfluoroctansulfonsäure (PFOS). - All POPs listed in the Stockholm Convention
POP = Persistent Organic Pollutant / langwirkender, biologisch wirksamer Schadstoff
- Pestizid Aktions Netzwerk (PAN)
- Hormongifte (EDCs)
- Giftige Exporte. Ausfuhr hochgefährlicher Pestizide von Deutschland in die Welt; auf englisch
Von Deutschland aus wird eine Vielzahl hochgefährlicher Pestizide in die Welt exportiert. Enthalten ist eine Liste dieser Pflanzengifte.
- BUND:
- hej!support ‒ health - environment - justice
informiert über hormonstörende Chemikalien und politische Aktionen. - en francais: Perturbateurs Endocriniens Teil 1 Teil 2 (2019)
3. Toxikologie
Obwohl schon viele Chemikalien als krebserregend oder als hormonschädigend identifiziert wurden, bleiben viele weitere Gifte in der Umwelt. Eine Bedrohung für die Gesundheit der Menschen besteht, wenn sie täglich aufgenommen oder im menschlichen Körper als Speichergifte dauerhaft erhalten bleiben und nicht abgebaut werden. Generell gibt es in der Schulmedizin keine Diagnostik, um Umweltgifte als Ursache einer Krankheit zu erkennen, geschweige denn Therapien zur Heilung von solchen Krankheiten. Wichtig wäre die Vorsorge; leider ist ärztliches Wissen dazu kaum vorhanden.
In der klassischen Toxikologie glaubt man an einen linearen Zusammenhang zwischen Gift-Dosis und Gift-Wirkung. Bei der Beschäftigung mit Umweltgiften wird allerdings immer häufiger eine Nichtlinearität festgestellt, normalerweise mit dem Zusatz, dass dies noch genauer zu erforschen sei. Hormonstörer wirken selbstverständlich nichtlinear: wenn alle Rezeptoren an den Zellen besetzt sind, dann ist eine Steigerung der hormonellen Wirkung nicht mehr möglich. Allerdings können dann noch weitere toxische Effekte entstehen.
Häufig wird ein Summationseffekt (oder Coctail-Effekt
) beobachtet: beim Einwirken mehrerer Hormonstörer (das ist der Normalfall) tritt die gesundheitsschädliche Wirkung ein, auch wenn der einzelne Hormonstörer unterhalb seiner Wirkungsschwelle und Grenzwerte bleibt.
Wichtig für die Giftwirkung ist auch der Zeitpunkt der Gifteinwirkung. Besonders kritisch ist die Entwicklungsphase des Menschen, also der Zeitraum von vor/nach der Geburt bis zum Ende der Kindheit.
Auch bei Stoffwechselstörungen können Hormonstörer beteiligt sein.
- Laura N. Vandenberg, Theo Colborn, Tyrone B. Hayes, Jerrold J. Heindel, David R. Jacobs, Jr., Duk-Hee Lee, Toshi Shioda, Ana M. Soto, Frederick S. vom Saal, Wade V. Welshons, R. Thomas Zoeller, and John Peterson Myers:
Hormones and Endocrine-Disrupting Chemicals: Low-Dose Effects and Nonmonotonic Dose Responses (6.2012)Hormonstörende Chemikalien wirken bereits in extrem geringen Mengen.
4. Öffentliches Gesundheitswesen
4.1 Fehlendes Wissen
Gemessen an der Vielfalt der möglichen gesundheitlichen Schäden fehlt es in der Medizin an Wissen, was sich teilweise durch Ignoranz gegenüber dem Stand der Wissenschaft erklären lässt:
- Die Dosis-Wirkungs-Beziehungen und ihre Nichtlinearität werden zu wenig untersucht und kaum verstanden.
- Die gebräuchlichen Chemikalien werden nicht systematisch auf hormonstörende Effekte untersucht.
- Es gibt es kaum diagnostische Methoden, um bei einem gesundheitlichen Schaden die hormonelle Fehlfunktion und den Hormonstörer als Ursache zu ermitteln. Die Ursache gesundheitlicher Schäden, die durch Chemikalien vor (in der Gebärmutter,
pränatal
) oder nach der Geburt (postnatal
) entstehen, wird allenfalls in der Wissenschaft, nicht in der Schulmedizin untersucht. - Es gibt keine therapeutische Methode, die auf die Ursache, den Hormonstörer, zielt. Es gibt also keine Methode, um den Körper von Hormonstörern zu entgiften oder die Gift-Aufnahme zu verringern.
- Die naturwissenschaftliche Untersuchung der Giftwirkung kann nur an menschlichen Zellen (
in vitro
, im Labor) oder an lebenden Tieren, aus ethischen Gründen jedoch nicht an Menschen durchgeführt werden. Die ethische Rechtfertigung für Tierversuche wird zunehmend bezweifelt. - Wurde die Hormonstörung nur in vitro oder im Tierversuch gefunden, aber für den Menschen nicht statistisch nachgewiesen, dann gilt die gesundheitliche Gefahr als
nur theoretisch
, wird also von Gesundheitsbehörden und Gift-Herstellern ignoriert. Die Übertragbarkeit der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse auf den Menschen wird bezweifelt.
Trotz des fehlenden Wissens und wegen der Ignoranz gegenüber vorhandenem Wissen werden die hormonstörenden Chemikalien massenhaft eingesetzt.
4.2 Gesundheitspolitik
Der bedenkenlose Einsatz hormonstörender Substanzen verursacht in der EU - neben dem menschlichen Leid - einen ökonomischen Schaden von jährlich hunderten Milliarden Euro.
Leider stehen deutsche und EU-Regulierungsbehörden unter starkem Einfluss der Gift-Produzenten, so dass eher mit einer Verschlimmerung der Situation zu rechnen ist. Mühelos beeinflussen (d.h. kaufen) die Gift-Produzenten mit ihren hohen Gewinnen Wissenschaftler, deren Studien und die Veröffentlichung in wissenschaftlichen Zeitschriften, Gesundheitsbehörden und politische Entscheider und damit alle wissenschaftlichen und politischen Entscheidungsprozesse.
Sobald den Entscheidern in Politik und Regulierungsbehörden in einer wissenschaftlichen Studie die hohen Gefahren der hormonstörenden Stoffe aufgezeigt werden, wird von der Gegenseite, der giftproduzierenden Industrie, eine Gegenstudie präsentiert mit dem Ziel, eine für die Industrie nachteilige Entscheidung um Jahre hinauszuschieben oder endgültig zu verhindern; Beispiel: Glyphosat, Report gekaufte Wissenschaft
.
Die Zulassung von Umweltgiften beruht auf Studien, die geheim sind und nicht veröffentlicht werden müssen. Die wissenschaftliche Öffentlichkeit kann nicht beurteilen, ob der Hersteller die Daten korrekt ausgewertet hat und darstellt und ob die Zulassung zu Recht erfolgt. Die Zulassungsbehörden verlassen sich generell ohne nähere Prüfung auf die Korrektheit der Daten. Die Politik hat dieses System geschaffen: dass Studien geheim gehalten werden dürfen und es dadurch möglich ist, über Jahrzehnte hinweg faule, falsch ausgewertete Studien im Umlauf zu halten, die immer wieder als Beweis dafür herangezogen werden, dass ein Stoff ungefährlich ist. (aus dem Bericht über den Chemiker Helmut Burtscher und sein Buch Die Akte Glyphosat
: 'Es ist wissenschaftlicher Betrug', 8.2017)
Studien und weitere Informationen
- Leonardo Trasande, Yinghua Liu:
Reducing the staggering costs of environmental disease in children, estimated at $76.6 billion in 2008, auch hier (5.2011)In dieser Studie werden die Kosten wegen umweltbedingter Krankheiten bei US-Kindern berechnet. Eine Analyse aus dem Jahr 2002 hatte 54,9 Milliarden US-$ genannt. Jetzt werden 76,6 Milliarden US-$ für das Jahr 2008 errechnet. Es geht um Krebs im Kindesalter, Asthma, geistige Behinderung, Autismus, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, auch um Fettleibigkeit durch Hormonstörer. Besonders hohe Gesundheitsschäden entstehen durch Bleivergiftungen (aus bleihaltigen Farben) und durch vorgeburtliche Giftbelastung mit Methylquecksilber (aus Kohlekraftwerken). Es gibt zu wenige politische Maßnahmen, um diesen Zustand zu verbessern.
- Emily S Bartlett, Leonardo Trasande:
Economic impacts of environmentally attributable childhood health outcomes in the European Union (2.2014)Industriechemikalien verursachen Kinderkrankheiten. Die damit verbundenen hohen Kosten, verursacht durch Blei und Methylquecksilber, werden hier erstmals für die EU berechnet. Die Kosten für Entwicklungsstörungen, Asthma und Krebs betrugen im Jahr 2008 rund 71 Milliarden US-Dollar oder 0,48 % des Bruttoinlandsprodukts.
- Leonardo Trasande, R Thomas Zoeller, Ulla Hass, Andreas Kortenkamp, Philippe Grandjean, John Peterson Myers, Joseph DiGangi, Martine Bellanger, Russ Hauser, Juliette Legler, Niels E Skakkebaek, Jerrold J Heindel:
Estimating burden and disease costs of exposure to endocrine-disrupting chemicals in the European union, auch hier (4.2015).Die Belastung durch hormonstörende Substanzen verursacht in der EU lebenslang Krankheiten und hunderte Milliarden Euro Kosten pro Jahr. Dabei wurden nur die schlimmsten Hormonstörer berücksichtigt; eine gründlichere Analyse hätte zu mehr Krankheiten und höheren Kosten geführt.
- Michele A La Merrille: The economic legacy of endocrine-disrupting chemicals (10.2016); Kommentar
Die Belastung durch hormonstörende Substanzen verursacht in den USA Kosten von jährlich 310 Milliarden Euro oder 2 % des Bruttosozialprodukts.
- Spiegel Online: Arzneimittelreste in Flüssen und Seen - wichtige Daten werden geheim gehalten (16.2.2023)
Aus dem Beitrag:
Bei Arzneimitteln hingegen müssen Hersteller bisher nur bei den Zulassungsbehörden Daten einreichen und können sich zudem auf umfangreiche Ausnahmen berufen, sodass in der Praxis oftmals gar keine Daten vorgelegt werden, wie Teppe erklärt.
Von den Zulassungsbehörden dürften die Daten zudem nicht an Umweltbehörden oder die Fachöffentlichkeit weitergegeben werden. Selbst bei gezielter Anfrage einer Gewässerüberwachungsbehörde könnten Hersteller unter Verweis auf Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse Teile oder gar das vollständige Umweltdossier als geheimhaltungsbedürftig einstufen. - CCRM Fertility (USA)
Gesundheitsschäden bei der Fruchtbarkeit von Frauen und Männern ermöglichen dem Unternehmen ein lukratives Geschäftsmodell: die Schäden werden diagnostiziert und wenn möglich kompensiert. Da die Diagnostik nur den Schaden feststellt, aber nicht Ursache und Urheber benennen kann, müssen die Geschädigten die finanziellen Folgen des Schadens selbst tragen. Zudem gehen die Eltern in spe hohe Risiken für die Gesundheit ihrer Nachkommen ein, damit der Kinderwunsch erfüllt wird.
- Siehe auch Korruption in der Medizin
Es geht bei der Giftbelastung nicht nur um hohe, vermeidbare Kosten für die Allgemeinheit, sondern auch um die hohen Gewinne der Gift-Produzenten, -händler und -nutzer.
5. Die gefährlichsten Hormonstörer
5.1 Pestizide, Insektizide, Herbizide
- Grenzwerte
Grenzwerte werden gerne in der Rechtsprechung als unumstößlicher, endgültiger Stand der Wissenschaft angesehen. Allerdings zeigt sich, dass Grenzwerte immer weiter verschärft, d.h. abgesenkt werden, je länger ein bestimmtes Gift bzw. eine Exposition beforscht wird und je genauer man hinsieht.- Matthias Liess, Sebastian Henz & Saskia Knillmann:
Predicting low-concentration effects of pesticides (10.2019)
Kommentar: Pestizide: Biologische Effekte niedriger Schadstoffkonzentrationen besser vorhersagenSchadstoffe wie Pestizide können bereits in zehntausendfach geringeren Konzentrationen Wirkungen auf sensitive Individuen haben als bislang angenommen.
- Matthias Liess, Sebastian Henz & Saskia Knillmann:
- Hannah Miriam Jaag: Pestizide
Einige Pestizide, die bei Obst und Gemüse eingesetzt werden. - Christina Lombardi, Shiraya Thompson, Beate Ritz, Myles Cockburn, Julia E Heck:
Residential Proximity to Pesticide Application as a Risk Factor for Childhood Central Nervous System Tumors, auch hier (3.2021)Kommentar: Study Links Pesticide Exposure to Childhood Central Nervous System Tumors
Pestizide, die in der Landwirtschaft angewandt und während der Schwangerschaft aufgenommen werden, erhöhen das Risiko für Tumore des zentralen Nervensystems bei den Nachkommen.
Untersucht wurden: Bromacil, Thiophanat-methyl, Triforin, Kresoxim-methyl, Chlorthalonil, Propiconazol, Dimethoat und Linuron - Nathan Donley: The USA lags behind other agricultural nations in banning harmful pesticides (6.2019)
Kommentar von PAN: The USA lags behind other countries in banning harmful pesticidesIn den 1970er Jahren erkannte die US-amerikanische Umweltbehörde EPA die Notwendigkeit, die gefährlichsten, persistierenden Pestizide zu verbieten. Jetzt hat sich die Situation geändert. Viele Pestizide, die in der EU, in China oder Brasilien längst verboten sind, werden in den USA noch in großen Mengen eingesetzt. Das hat zu vielen Fällen zu akuter Vergiftung in den USA geführt. Die EPA reguliert den Einsatz der Pestizide nicht mehr, sondern appelliert vor allem an die freiwillige Selbstbeschränkung der Gifthersteller.
- Nathan Donley: Toxic Hangover (1.2020)
The EPA Keeps Approving New Products With Dangerous Pesticides It Claims to Be Committed to Phasing Out
PAN: 94% of new pesticide products approved by EPAEntgegen seinen Zielen lässt die US-Behörde für Umweltschutz immer weitere Pestizide zu und genehmigt 94% der Anträge, auch Atrazin, Chlorpyrifos und karzinogene Stoffe.
- Wissem Mnif, Aziza Ibn Hadj Hassine, Aicha Bouaziz, Aghleb Bartegi, Olivier Thomas, and Benoit Roig:
Effect of Endocrine Disruptor Pesticides: A Review (6.2011)Einfluss von hormonstörenden Pestiziden auf die menschliche Gesundheit, insbesondere von Kindern.
- Unicef: Understanding the Impacts of Pesticides on Children (1.2018)
Seite 13:
Von rund 800 Chemikalien ist bekannt, dass sie die Hormon-Rezeptoren, -Synthese oder -Umwandlung stören. Aber die große Mehrheit kommerziell genutzter Chemikalien wurde gar nicht getestet. Viele Gesundheitsprobleme im Kindesalter entstehen durch Hormonschädigung vor der Geburt oder während kritischer Entwicklungsphasen. Die Wirkung bleibt aber möglicherweise bis zum Erwachsenenalter verborgen. Dadurch wird es schwierig, Pestizide als Krankheitsursache zu identifizieren.
- Jianmin Zhang, Robert Stewart, Michael Phillips, Qichang Shi, and Martin Prince:
Pesticide exposure and suicidal ideation in rural communities in Zhejiang province, China, auch hier (10.2009)Kommentare:
- Organic Consumers Association:
Studie stärkt Zusammenhang zwischen häufiger Insektizidklasse und psychiatrischen Störungen weiter (25.10.2023) - Beyond Pesticides: New Study Links Suicidal Thoughts to Pesticides (26.10.2009)
Durch die Belastung mit Pestiziden steigt das Risiko für Depressionen und Selbstmordgedanken. Besonders gefährdet sind Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten und dadurch öfter mit Pestiziden in Kontakt kommen.
- Organic Consumers Association:
5.1.1 DEET, Organophosphate
Organophosphate schädigen das Nervensystem von Insekten und werden deshalb für die Insekten-Bekämpfung ‒ als Insektizide ‒ eingesetzt. Leider wird auch das Nervensystem des Menschen geschädigt.
- DEET
DEET (Diethyltoluamid bzw. N,N-Diethyl-3-Methylbenzamid, C12H17NO) ist ein chemisches Insektenabwehrmittel, das in vielen Mückenschutzmitteln, z.B. in einigen
Autan
® - Produkten, verwendet wird.Biologische Wirkung
Lange war der Wirkmechanismus dieses Gifts unbekannt. DEET blockiert, ähnlich wie Organophosphate (s.u.), die Acetylcholinesterase, ein Enzym, das in den Nervenzellen des zentralen Nervensystems aktiv ist. Das Enzym kann den Neurotransmitter Acetylcholin, der einen Erregungszustand signalisiert, blitzschnell neutralisieren. Die Blockade durch DEET ist reversibel, kann also wieder beendet werden.Steht das Enzym Acetylcholinesterase wegen der Blockade nicht zur Verfügung, dann kann der Erregungszustand nicht beendet werden und es kommt zur Dauererregung der Nervenzellen; Reizweiterleitung und Informationsverarbeitung werden eingeschränkt oder ganz verhindert. Die Wirkung tritt in Insekten, Säugetieren und auch im Menschen ein.
DEET dringt noch intensiver durch die Haut in den Körper ein, wenn Sie auch Sonnenschutzmittel auftragen, die Oxybenzon enthalten.
Symptome
Acetylcholinesterase-Hemmer - DEET, Organophosphate und Carbamate - wirken synergistisch, d.h. sie verstärken sich gegenseitig. Bei längerer Anwendung führen sie zu Kopfschmerzen, Schwindel, Wahrnehmungsproblemen, Gehirnschäden, Gedächtnisverlust, Zittern, verwaschener Sprache, Muskelschwäche, Krampfanfällen und Problemen beim Gehen.Hinweis: Neonicotinoide greifen ebenfalls schädigend in die Acetylcholin-Prozesse ein.
Studien und weitere Informationen zu DEET
Alternativen zur Insekten-Abwehr mit DEET:
- Moskitos vergraulen
Düfte von einigen pflanzlichen Ölen oder Kräutern vergraulen die Insekten:Kokosöl
Zitrone-Eukalyptus, Zitronengras, Ringelblume/Calendula, Zedernholz, Geranien, Neem, Thymian oder Nelken, Katzenminze (Katzenmelisse), Weihrauch, Lavendel, Minze oder Basilikum. - Moskitos in eine Falle locken
Moskitos werden von Kohlendioxid angezogen, das Menschen ausatmen:- eine Moskitofalle: Hefe in Zuckerwasser erzeugt Kohlendioxid (CO2); davon werden Mücken angezogen.
- Knoblauch und Vanille überdecken Kohlendioxid.
- Fraglich: der chemische Wirkstoff Icaridin (oder Picaridin, Hepidanin, Bayrepel, chemischer Name: Hydroxy-isobutyl-piperidin-carboxylat) gilt als DEET-Nachfolger. Allerdings wurde dieses Gift noch nicht so gründlich erforscht wie DEET.
Weitere Informationen und Studien zu alternativen Mücken-Abwehrmitteln
- Tipps: Philognosie, Zentrum der Gesundheit,
- Zhu JJ, Cermak SC, Kenar JA, Brewer G, Haynes KF, Boxler D, Baker PD, Wang D, Wang C, Li AY, Xue RD, Shen Y, Wang F, Agramonte NM, Bernier UR, de Oliveira Filho JG, Borges LMF, Friesen K, Taylor DB:
Better than DEET Repellent Compounds Derived from Coconut Oil, auch hier (9.2018)Kommentare:
- Coconut oil compounds repel insects better than DEET
- GreenMedinfo: Coconut Oil Beats Toxic DEET at Repelling Insects
- US-Ministerium für Landwirtschaft: Coconut Oil Compounds Repel Insects Better than DEET
Öl aus der Kokosnuss eignet sich für die Moskito-Abwehr besser als das giftige DEET. Das Öl wirkt für bis zu 2 Wochen, auch bei Stechfliegen, Wanzen und Zecken.
- Joshua I. Raji, Nadia Melo, John S. Castillo, Sheyla Gonzalez, Valeria Saldana, Marcus C. Stensmyr, Matthew DeGennaro:
Aedes aegypti Mosquitoes Detect Acidic Volatiles Found in Human Odor Using the IR8a Pathway, auch hier (3.2019)Kommentare:
- How mosquitoes smell human sweat (and new ways to stop them)
- How Mosquitoes Sniff Out Human Sweat To Find Us
Die weibliche Moskito-Mücke Aedes aegypti wird angelockt u.a. durch Kohlendioxid, Gerüche und Körperwärme. Nun wurde im Moskito der Rezeptor Ir8a entdeckt, der auf Milchsäure-Geruch vom Menschen reagiert. Das eröffnet neue Wege, um den Schutz gegen Moskitos zu verbessern.
- Moskitos vergraulen
- Organophosphate [3]
- Organophosphate sind Ester der Phosphorsäure. Sie werden als Insektizide und Herbizide auf Obst und Gemüse gesprüht: Weizen, Mais, Sellerie, Paprika, Spinat, Kopfsalat, Gurken, Kartoffeln, Äpfel, Pfirsiche, Erdbeeren, Weintrauben und Blaubeeren. Bei Bio-Produkten sind sie nicht erlaubt.
- Organophosphate blockieren irreversibel das Enzym Acetylcholinesterase, das in den Nervenzellen des zentralen Nervensystems aktiv ist. Das Enzym ist in der Lage, den Neurotransmitter Acetylcholin, der einen Erregungszustand signalisiert, blitzschnell zu neutralisieren (s. oben
DEET
). Die Organophosphate führen zu einer Hemmung des Enzyms Acetylcholinesterase durch kovalente Bindung an das aktive Zentrum. - Folgende 5 Organophosphate sind krebserregend: das Herbizid Glyphosat und die Insektizide Malathion, Diazinon, Tetrachlorvinphos und Parathion. Chlorpyrifos (s.u.) wirkt zudem besonders neurotoxisch für die Entwicklung des kindlichen Gehirns vor und nach der Geburt.
Weitere Informationen und Studien zu Chlorpyrifos
Chlorpyrifos wird in der EU in Landwirtschaft und Haushalt als Pestizid und Insektizid eingesetzt. In Deutschland ist der Verkauf Chlorpyrifos-haltiger Pestizide seit 2009 nicht mehr zugelassen. Es wird dennoch oft in Obst und Gemüse gefunden. Es ist ein Organophosphat, neurotoxisch und es schädigt während der Schwangerschaft die Entwicklung des kindlichen Gehirns. Als chronische Wirkung verursacht es ein parkinson-ähnliches Zittern.
- Verbot von Chlorpyrifos
- Chlorpyrifos ist seit Ende Januar 2020 in der EU verboten
- Im Dezember 2019 beschließt der zuständige EU-Ausschuss das Verbot für Chlorpyrifos (s. auch hier)
- eurofins: EU-weites Verbot von Chlorpyrifos und Chlorpyrifos-methyl (2.2020)
- California Bans Pesticide Linked to Brain Damage in Children (10.2019)
Ab Ende 2020 ist Chlorpyrifos in Kalifornien verboten. Grund: neurotoxische Schäden bei Kindern.
- Chlorpyrifos ist seit Ende Januar 2020 in der EU verboten
- Raymond Singer: Neurobehavioral Evaluation of Household Exposure to Dursban (3.2003)
Bericht über die neurotoxische Wirkung von Dursban, einem Chlorpyrifos-Produkt, bei einem Patienten.
- Spiegel:
- Pestizid schädigt Gehirne Ungeborener (5.2012)
- Gefahr auf der Zitrusfrucht (12.2019)
- Virginia A. Rauh, Frederica P. Perera, Megan K. Horton, Robin M. Whyatt, Ravi Bansal, Xuejun Hao, Jun Liu, Dana Boyd Barr, Theodore A. Slotkin and Bradley S. Peterson:
Brain anomalies in children exposed prenatally to a common organophosphate pesticide, auch hier (30.4.2012)- Vortrag der Autorin Virginia Rauh:
Brain and Behavioral Effects of Prenatal Exposure to a Widely Used Pesticide (2016) - Focus: Sprachverständnis beeinträchtigt - Pestizid verändert Hirnstruktur von Kindern (18.10.2013)
Das verbreitete Pestizid Chlorpyrifos kann das Sprachverständnis von Kindern beeinträchtigen. Das Gift wurde schon in früheren Arbeiten mit verminderter Intelligenz in Verbindung gebracht.
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Stellungnahme (5.6.2012)
Antwort des BfR auf einen offenen Brief des Pestizid-AktionsNetzwerks PANDas BfR meint, dass mit dieser Studie die Giftwirkung wegen methodischer Mängel nicht ausreichend belegt sei. Die Ungiftigkeit muss hingegen in unabhängigen Studien nicht belegt werden.
- Alex Kasprak, Snopes:
Did President Donald Trump Reverse an Insecticide Ban After Receiving $1 Million from Dow Chemicals?Hat Präsident Trump das Verbot des Insektizids aufgehoben, nachdem er eine Million Dollar von Dow Chemical erhalten hat? Die US-amerikanische Umweltbehörde EPA hat Chlorpyrifos trotz erheblicher Bedenken wieder zugelassen.
- Vortrag der Autorin Virginia Rauh:
- Li D, Huang Q, Lu M, Zhang L, Yang Z, Zong M, Tao L:
The organophosphate insecticide chlorpyrifos confers its genotoxic effects by inducing DNA damage and cell apoptosis. (5.2015)Chlorpyrifos ist gentoxisch (Erbgut verändernd), schädigt die DNA und führt den Zelltod (Apoptose) herbei.
- Sarah Bögli und Bernhard Speiser, Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Schweiz:
Rückstände von Chlorpyrifos und Chlorpyriphos-methyl (4.2018) - Hawaii News: Hawaii first state to ban harmful pesticide, overriding federal decision (6.2018)
Hawaii verbietet den Einsatz von Pestiziden, die Chlorpyrifos enthalten. Verbotene Substanzen dürfen keinesfalls in der Umgebung von Schulen gesprüht werden.
- Axel Mie, Christina Rudén and Philippe Grandjean:
Safety of Safety Evaluation of Pesticides: developmental neurotoxicity of chlorpyrifos and chlorpyrifos-methyl, auch hier (11.2018)- Kommentar von der Tagesschau: Chlorpyrifos - Gefahr fürs menschliche Hirn
Das Pestizid Chlorpyrifos steht im Verdacht, die Gehirnentwicklung beim Menschen zu schädigen. Seit 2006 ist es in der EU zugelassen ‒ doch laut Recherchen des BR haben die Behörden dabei eine fehlerhafte Studie akzeptiert.
Wir haben in diesen Rohdaten deutliche Hinweise darauf gefunden, dass bei allen getesteten Dosen der Aufbau des Gehirns signifikant beeinträchtigt wird, aber es findet sich davon nichts in dem Report der Studie wieder
. Im August 2019 hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) der EU-Kommission empfohlen, die Zulassung des Pestizids Chlorpyrifos 2020 nicht zu verlängern. - Kommentar von der Tagesschau: Chlorpyrifos - Gefahr fürs menschliche Hirn
- EU-Gefahrstofff-Datenblatt: Chlorpyrifos
- Aus dem Unicef-Papier
Understanding the Impacts of Pesticides on Children
, auch hier:Wurde das Kind im Mutterleib durch Chlorpyrifos geschädigt, dann folgen daraus Aufmerksamkeitsstörungen mit 3 Jahren und geringere Intelligenz und Gedächtnisleistungen mit 7 Jahren. Bei kleinen Kindern können auch geringe Pestizidmengen die Entwicklung des Gehirns, das Verhalten und die kognitiven Fähigkeiten stören.
Studien und weitere Informationen zu DEET und Organophosphaten
- biochemische Beschreibung der Acetylcholinesterase
- Dr. Tino Merz: Organophosphate
- Cholinesterasen
Umfassende Info über Cholinesterasen. Sie bauen den Neurotransmitter Acetylcholin ab, der für die chemische Weiterleitung von Nervensignalen im synaptischen Spalt zuständig ist.
- Mirjana B Colovic, Danijela Z Krstic, Tamara D Lazarevic-Pašti, Aleksandra M Bondžic and Vesna M Vasic:
Acetylcholinesterase Inhibitors: Pharmacology and Toxicology (5.2013)Diese Studie gibt einen Überblick über Pharmakologie und Toxikologie von biochemischen Verbindungen, die die Acetylcholinesterase irreversibel oder reversibel blockieren. Die reversible Blockade wird in der Therapie neurodegenerativer Erkrankungen angewandt.
- Chantal J G M Smulders, Tjerk J H Bueters, Regina G D M Van Kleef, Henk P M Vijverberg:
Selective effects of carbamate pesticides on rat neuronal nicotinic acetylcholine receptors and rat brain acetylcholinesterase (12.2003)(Tierversuch, Ratten) Die Wirkung von Carbamat-Pestiziden auf Acetylcholin-Rezeptoren wird untersucht. Carbamat-Pestizide beeinflussen neuronale Nikotinrezeptoren unabhängig von der Acetylcholinesterase-Hemmung.
- Chensheng Lu, Dana B. Barr, Melanie A. Pearson, and Lance A. Waller:
Dietary Intake and Its Contribution to Longitudinal Organophosphorus Pesticide Exposure in Urban/Suburban Children (4.2008)Kinder nehmen Organophosphate in erster Linie über die Nahrung auf.
- Vincent Corbel, Maria Stankiewicz, Cédric Pennetier, Didier Fournier, Jure Stojan, Emmanuelle Girard, Mitko Dimitrov, Jordi Molgó, Jean-Marc Hougard and Bruno Lapied:
Evidence for inhibition of cholinesterases in insect and mammalian nervous systems by the insect repellent deet (8.2009)Nachweis für die Blockade der Cholinesterase im Nervensystem von Insekten und Säugetieren durch das Insektenschutzmittel DEET.
- Erfahrungen in der klinischen Veterinär-Toxikologie: Carbamate / Organophosphate
Akute Wirkung:
Wegen der Stimulation von zentralen cholinergen Bahnen werden die Tiere unruhig und erregt, seltener kommt es zu Krämpfen.
Chronische Wirkung:Einige Organophosphate (zum Beispiel Chlorpyrifos, Diazinon, Famphur, Fenthion, Haloxon, Malathion oder Parathion) können aber auch eine chronische Polyneuropathie induzieren. Dabei kommt es 1-3 Wochen nach einer akuten Exposition zu irreversiblen Degenerationen der Motoneuronen, die sich mit progredienten Lähmungen an den Hintergliedmassen manifestieren. Im Extremfall sterben die Tiere an Atemlähmung.
- Brian Bienkowski:
High Rates of Suicide, Depression Linked to Farmers' Use of Pesticides (10.2014)Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass der langfristige Einsatz von Pestiziden die psychische Gesundheit von Landwirten schädigt.
- Kasichayanula S, House JD, Wang T, Gu X:
Simultaneous analysis of insect repellent DEET, sunscreen oxybenzone and five relevant metabolites by reversed-phase HPLC with UV detection: application to an in vivo study in a piglet model. (8.2005)
KommentarDEET wird noch schneller durch die Haut absorbiert, wenn man es mit Oxybenzon (in Sonnenschutzmitteln) kombiniert.
- Maryse F. Bouchard, Jonathan Chevrier, Kim G. Harley, Katherine Kogut, Michelle Vedar, Norma Calderon, Celina Trujillo, Caroline Johnson, Asa Bradman, Dana Boyd Barr, and Brenda Eskenazi:
Prenatal Exposure to Organophosphate Pesticides and IQ in 7-Year-Old Children (21.4.2011)In dieser Studie wird untersucht, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen (1) Dialkylphosphaten (= Organophosphate) im Urin vor der Geburt (bei der Mutter) und nach der Geburt (beim Kind) und (2) der intellektuellen Entwicklung des Kindes.
Ergebnis: entscheidend ist die Giftbelastung vor der Geburt. Bei starker Giftbelastung büßt das Kind sieben Punkte des Intelligenzquotienten (IQ) ein. Belastung mit Organophosphaten in der Schwangerschaft verursacht Dummheit beim Kind. - Before America Wanted to Eradicate Them, the U.S. Military was Weaponizing the Zika Mosquito (8.2016)
Organophosphate wurden in Amerika als Insektizide im Kampf gegen das Zika-Virus eingesetzt, das vom Moskito
Aedes aegypti
übertragen wird und Gehirnschrumpfung bei Neugeborenen verursachen soll. Könnte es sein, dass die Gesundheitsschäden nicht durch das Virus entstanden, sondern vielleicht durch die Insektizide? - Hold the plum pudding: US food sampling shows troubling pesticide residues (12.2017)
In Lebensmitteln werden viele Organophosphate wie Chlorpyrifos gefunden, auch die verbotenen. Gesundheitsbehörden bemühen sich ‒ im Interesse von Industrie und Landwirschaft ‒ um Geheimhaltung der Daten vor Konsumenten und Patienten.
- Irva Hertz-Picciotto, Jennifer B. Sass, Stephanie Engel, Deborah H. Bennett, Asa Bradman, Brenda Eskenazi, Bruce Lanphear and Robin Whyatt:
Organophosphate exposures during pregnancy and child neurodevelopment: Recommendations for essential policy reforms, auch hier (10.2018)
Kommentar: Leading researchers call for a ban on widely used insecticidesOrganophosphate, z.B. Chlorpyrifos, werden in der Landwirtschaft als Insektizide eingesetzt und gelangen über das Trinkwasser in die Nahrung der gesamten Bevölkerung. Sie schädigen die Entwicklung des Gehirns während Schwangerschaft und früher Kindheit auch schon bei Werten, die von den Gesundheitsbehörden als sicher eingestuft werden. Das Kind entwickelt eine geringere Intelligenz (niedrigerer IQ). Besonders kritisch ist die Situation in den Entwicklungsländern.
- Sharon K. Sagiv, Jennifer L. Bruno, Joseph M. Baker, Vanessa Palzes, Katherine Kogut, Stephen Rauch, Robert Gunier, Ana M. Mora, Allan L. Reiss, and Brenda Eskenazi:
Prenatal exposure to organophosphate pesticides and functional neuroimaging in adolescents living in proximity to pesticide application, auch hier (8.2019)Pressemitteilung: Prenatal pesticide exposure linked to changes in teen's brain activity
Belastung mit Organophosphat-Pestiziden vor der Geburt verursacht Kognitions- und Verhaltensprobleme bei Kindern. In dieser Studie wird mit modernen bildgebenden Verfahren gezeigt, wie die Exposition gegenüber Organophosphaten im Mutterleib die Gehirnaktivität später im Teenager-Alter verändert. Damit werden frühere neuropsychologische Tests bestätigt, in denen schlechtere Aufmerksamkeit und niedrigerer IQ festgestellt wurden.
- Yudong Wu, Jian Song, Qin Zhang, Shuangshuang Yan, Xiaoni Sun, Weizhuo Yi, Rubing Pan, Jian Cheng, Zhiwei Xu, Hong Su:
Association between organophosphorus pesticide exposure and depression risk in adults: A cross-sectional study with NHANES data, auch hier (1.1.2023)Kommentar: Studie stärkt Zusammenhang zwischen häufiger Insektizidklasse und psychiatrischen Störungen weiter (25.10.2023)
Die Auswertung von US-Umweltdaten ergibt: Landwirtschaft und die Belastung durch Organophosphate erhöhen das Risiko für Depressionen und Selbstmord. Männer sind eher gefährdet als Frauen, und das Risiko steigt mit dem Alter.
- Lauren B. Ellis, Karen Molina, C. Rebecca Robbins, Marlaina Freisthler, Daria Sgargi, Daniele Mandrioli, and Melissa J. Perry:
Adult Organophosphate and Carbamate Insecticide Exposure and Sperm Concentration: A Systematic Review and Meta-Analysis of the Epidemiological Evidence, auch hier (15.11.2023)Kommentar von Spiegel Online:
Studie stellt Zusammenhang zwischen Insektizidbelastung und Spermienkonzentration herNach Auswertung von 20 Studien ergibt sich: die Belastung durch Organophosphate und Carbamate führt zu einer Absenkung der Spermienkonzentration. Die Gifte kommen auch in Lebensmitteln und Trinkwasser vor.
- Gesundheitsschäden beim diplomatischen Personal in Kuba:
Beim Botschaftspersonal in Kuba treten neurologische Symptome wie Kopfschmerzen, Benommenheit und Schlafstörungen auf. Als Ursache wird zunächst angenommen, das Gastland (Kuba) habe die Botschaft mit Funkstrahlung in hoher Dosis belastet. Das wird nicht bestätigt. Ursache sind vielmehr Pestizide und Insektizide, die das Personal in der Botschaft versprüht hat.
- Alon Friedman, Cindy Calkin, Chris Bowen:
Havana Syndrome: Neuroanatomical and Neurofunctional Assessment in Acquired Brain Injury Due to Unknown Etiology (24.5.2019) - Alon Friedman, Cynthia Calkin, Amanda Adams, Guillermo Aristi Suarez:
Havana Syndrome Among Canadian Diplomats: Brain Imaging Reveals Acquired Neurotoxicity, auch hier (9.2019)Als Ursache der neurologischen Symptome wird eine Hirnschädigung gefunden, verursacht durch hohe Mengen an Cholinesterasehemmern. Im Blut des Botschaftspersonals werden Organophosphate (Temephos) und Pyrethroide gefunden.
- Deutsche Welle: Mögliche Ursache für kranke Diplomaten in Kuba entdeckt (9.2019)
Das Botschaftspersonal hatte über rätselhafte Kopfschmerzen, Benommenheit, Hör- und Sehprobleme, Schwindel und Übelkeit sowie Schlafstörungen geklagt. Gemäß einer Studie der Dalhousie University für das kanadische Außenministerium sind in Kuba, speziell in einigen Botschaften, Organophosphate für die Bekämpfung des Zika-Virus eingesetzt worden. Der Einsatz der Mittel beruhte auch auf Anweisungen kanadischer Behörden.
- Wikipedia: Havanna-Syndrom (deutsch), Havana syndrome (English)
Die Symptome sind relativ unspezifisch, deuten aber auf eine neurologische Schädigung hin. Betroffene klagen über Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Schlaflosigkeit.
Eine [...] Studie über 23 exponierte kanadische Diplomaten, die im Mai 2019 abgeschlossen wurde, fand 'klinische, bildgebende und biochemische Beweise, die mit der Hypothese übereinstimmen', dass eine übermäßige Exposition gegenüber Cholinesterase-Hemmern (einer Klasse neurotoxischer Pestizide) wie Pyrethroiden und Organophosphaten (OPs) eine Ursache für Hirnschäden ist; die Botschaften und andere Orte in Kuba waren häufig als Maßnahme zur Bekämpfung des Zika-Virus besprüht worden.
- Spiegel Online: Ursache für Havanna-Syndrom wohl kein ausländischer Angriff (1.3.2023)
Was also war die Ursache von
Benommenheit, Müdigkeit und Kopfschmerzen sowie Hör- und Sehproblemen
? Die US-Geheimdienste haben jetztVorerkrankungen, gewöhnliche Krankheiten und Umweltfaktoren
als Ursache identifiziert. Weiß man es wirklich nicht genauer?
- Alon Friedman, Cindy Calkin, Chris Bowen:
- Cell Study Suggests Pesticide Exposure May Increase COVID-19 Susceptibilit (4.2021)
In einer Studie an Lungen-Atemwegszellen wird gezeigt, dass Organophosphate Entzündungen verursachen, die zu einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber einer COVID-19-Infektion führen.
- doccheck.com: Insektenschutz: Icaridin, DEET oder PMD?
Mückenschutz aus schulmedizinischer Sicht mit Hinweisen zur Wirksamkeit der Chemikalien. Für DEET werden neurotoxische Wirkungen (Krampfanfälle, Schlafstörungen und Gemütsschwankungen) beschrieben; Allergien sind bei allen Mitteln möglich.
- Hinweis: Auch Parathion (E605) ist ein Acetylcholinesterase-Hemmer; es blockiert die Acetylcholinesterase irreversibel. Es ist seit 2001 verboten.
5.1.2 Pyrethroide
Allgemeines
Pyrethroide sind synthetische, lipophile Insektizide. Sie werden in Wohnungen (z.B. in Teppichen, zur Imprägnierung von Malaria-Netzen und gegen Läuse), an Haustieren (z.B. gegen Hundeflöhe) und im Freien (als Pestizide und Holzschutzmittel) eingesetzt.
Biologische Wirkung
Pyrethroide, z.B. Allethrin, Cypermethrin und Permethrin, sind Kontaktgifte, die die spannungsabhängigen Natriumkanäle in den Nervenmembranen irreversibel blockieren, so dass sie vom offenen Zustand aus nicht wieder geschlossen werden können. Na+-Ionen strömen ungehindert in das Zellinnere und es kommt zu unkontrollierbaren Nervenimpulsen. Dies führt zunächst zu Erregungszuständen mit Krämpfen, dann zu Koordinationsstörungen und schließlich zu einer spastischen Lähmung (Paralyse). Der schnelle immobilisierende Effekt tritt noch vor dem Tod ein und wird als knockdown
bezeichnet. Pyrethroide wirken in der Regel sehr schnell gegen fast alle Insekten.
Giftbelastung
Pyrethroide finden sich als Rückstände in Milch, Babynahrung und Gemüse. Vom Menschen werden sie vorwiegend durch Atmung aufgenommen und im Fettgewebe gespeichert. Bei Einwirkung von UV-Strahlung bzw. Sonnenlicht wird das Gift abgebaut.
Wirkstoffe, Produkte
Permethrin (Biomist®), Resmethrin (Scourge®) und Sumithrin (Anvil®), Deltamethrin.
Wirkungen und Symptome am Menschen
- Nervensystem: Es gibt Hinweise aus Tierversuchen, dass Pyrethroide bei wiederholter Exposition zu einem Absterben der Neuronen führen. Symptome: Ataxie, erhöhte Erregbarkeit, unwillkürliche Bewegungen, Speichelfluss, Tremor, Krämpfe.
- Hormonsystem: Schädigung der männlichen Sexualentwicklung mit der Folge von vorzeitiger Pubertät; Blockade von Schilddrüsenhormonen. In hohen Konzentrationen können Pyrethroide wie Östrogene wirken.
- Immunsystem: Permethrin verursacht Krebs (ist carcinogen).
Nachweis:
Kurz nach der Belastung kann dies im Urin über das Stoffwechselprodukt 3-Phenoxy-benzoesäure (3-PBA) nachgewiesen werden.
Weitere Informationen zu Pyrethroiden
- Dr. Tino Merz
- Pyrethroide
- Pyrethroidstudie der Firma Bayer ‒ Können Zahlen lügen?
- Pyrethroide in Innenräumen: Teil 1 Teil 2 Teil 3 (2000 - 2001)
- Schadstoffberatung Tübingen
- Daunderer:
- Pyrethroide (6.2006) aus dem
Handbuch der Umweltgifte
Das natürliche Pyrethrum, Wirkstoff in Chrysanthemen sowie Vorläufer und Vorbild der Pyrethroide, ist nicht lichtbeständig und scheidet deshalb schnell aus der natürlichen Umwelt aus. Pyrethroide haben diesenMangel
nicht mehr. Sie verfügen über eine beachtliche Umweltstabilität und können in der Pflanze über Monate existieren. Im Fettgewebe von Algen und Fischen erfolgt eine Bio-Akkumulation bis zum Faktor 10.000. Pyrethroide reichern sich im Gehirn an; die Informationsübertragung zwischen den Neuronen wird irreversibel blockiert. - Permethrin
Permethrin ist ein Insektizid aus der Gruppe der Pyrethroide.
- Pyrethroide (6.2006) aus dem
- allum.de
Die Schulmedizin weiß von nichts:... gesundheitliche Schäden nach derzeitigem Wissen nicht zu befürchten.
- Interessen-Gemeinschaft der Holzschutzmittel-Geschädigten (IHG):
Der Baubiologe Christian Meixner bietet Thermische Holzwurmbekämpfung ohne Gift an. Ab Seite 10: Pyrethroide - Chemische Nervengifte im Haus und am Arbeitsplatz. - Im ARD-Film
Gesucht wird ... Die Moral der Gutachter
(1998) schildert eine Instrumentenbauerin ab 0:35 ihre Schädigung durch Pyrethroide. - C. Pieper, D. Holthenrich & H. Schneider:
Gesundheitliche Risiken durch Schädlingsbekämpfungsmittel (2014)Überblick über Rodentizide, Insektizide ‒ Pyrethroide und Pyrethrine, Insekten-Wachstumsregulatoren, Neonicotinoide ‒, Aluminiumphosphid, Magnesiumphosphid, Blausäure und Sulfuryldifluorid. Die gesetzlichen Regelungen für die Zulassung werden erläutert.
- Schäden am Nervensystem
- Melissa A Curtis, Rohan K Dhamsania, Rachel C Branco, Ji-Dong Guo, Justin Creeden, Kari L Neifer, Carlie A Black, Emily J Winokur, Elissar Andari, Brian G Dias, Robert C Liu, Shannon L Gourley, Gary W Miller, James P Burkett:
Developmental pyrethroid exposure causes a neurodevelopmental disorder phenotype in mice, auch hier (25.4.2023)This common insecticide could increase the risk of autism, study warns
Die Belastung mit Pyrethroiden bewirkt Risiken für die Entwicklung des Nervensystems, z.B. Autismus. Das Risiko besteht auch unterhalb der als sicher geltenden Grenzwerte. Schäden entstehen am Dopamin-System. Gefährdet sind die Nachkommen schwangerer Frauen und Kinder/Jugendliche. (Tierstudie, Mäuse)
- Melissa A Curtis, Rohan K Dhamsania, Rachel C Branco, Ji-Dong Guo, Justin Creeden, Kari L Neifer, Carlie A Black, Emily J Winokur, Elissar Andari, Brian G Dias, Robert C Liu, Shannon L Gourley, Gary W Miller, James P Burkett:
- Pyrethroide führen zu vorzeitiger Pubertät in Jungen
- Ye X, Pan W, Zhao S, Zhao Y, Zhu Y, Liu J, Liu W:
Relationships of Pyrethroid Exposure with Gonadotropin Levels and Pubertal Development in Chinese Boys. (6.2017)
Kommentar: Pyrethroid pesticide exposure appears to speed puberty in boys (4.2017) - Ye X, Li F, Zhang J, Ma H, Ji D, Huang X, Curry TE Jr, Liu W, Liu J:
Pyrethroid Insecticide Cypermethrin Accelerates Pubertal Onset in Male Mice via Disrupting Hypothalamic-Pituitary-Gonadal Axis. (9.2017)
Im Tierversuch (junge männliche Mäuse) wird der biochemische Wirkungsmechanismus von Cypermethrin untersucht, der schließlich zu der vorzeitigen Pubertät führt.
- Ye X, Pan W, Zhao S, Zhao Y, Zhu Y, Liu J, Liu W:
- Nachweis von Pyrethroiden im Urin über das Stoffwechselprodukt 3-Phenoxy-benzoesäure (3-PBA)
- Han Y, Xia Y, Han J, Zhou J, Wang S, Zhu P, Zhao R, Jin N, Song L, Wang X:
The relationship of 3-PBA pyrethroids metabolite and male reproductive hormones among non-occupational exposure males, auch hier (6.2008) - Thiphom S, Prapamontol T, Chantara S, Mangklabruks A, Suphavilai C, Ahn KC, Gee SJ, Hammock BD:
Determination of the pyrethroid insecticide metabolite 3-PBA in plasma and urine samples from farmer and consumer groups in northern Thailand. (2014)
- Han Y, Xia Y, Han J, Zhou J, Wang S, Zhu P, Zhao R, Jin N, Song L, Wang X:
- Pyrethroide wirken nicht gegen alle Insektenn
- Zachary C. DeVries, Richard G. Santangelo, Jonathan Crissman, Russell Mick and Coby Schal:
Exposure risks and ineffectiveness of total release foggers (TRFs) used for cockroach control in residential settings (1.2019)
Kommmentar: 'Bug bombs' are ineffective killing roaches indoorsKüchenschaben bzw. Kakerlaken werden mit Pyrethroiden aus der Spraydose nur unzureichend bekämpft; es bleibt aber die Giftwirkung für Menschen.
- Zachary C. DeVries, Richard G. Santangelo, Jonathan Crissman, Russell Mick and Coby Schal:
5.1.3 Atrazin
Atrazin, ein Pflanzengift, verwandelt männliche Frösche in weibliche bzw. in Zwitter. Es verändert die Hormon-Produktion: es steigert die Produktion des Stresshormons Cortisol, schädigt die Prostata, senkt die Testosteron-Produktion, stimuliert die Östrogen-Produktion und begünstigt dadurch Brustkrebs. Das Gift ist seit 1959 im Einsatz, in der EU-Landwirtschaft verboten, aber in USA und vielen anderen Ländern erlaubt.
- Tyrone B. Hayes, Vicky Khoury, Anne Narayan, Mariam Nazir, Andrew Park, Travis Brown, Lillian Adame, Elton Chan, Daniel Buchholz, Theresa Stueve, and Sherrie Gallipeaua:
Atrazine induces complete feminization and chemical castration in male African clawed frogs (Xenopus laevis) (3.2010)
Kommentare Atrazin ist eines der weltweit am stärksten verbreiteten Herbizide; es verseucht Erdboden und Trinkwasser. Bei Untersuchungen an erwachsenen Amphibien ergab sich, dass Atrazin das Geschlecht der Tiere wie bei einer chemischen Kastration radikal von männlich in weiblich umwandelt. Das wirkt sich auf das Sexualhormon Testosteron, die Sexualorgane und auf das Verhalten gegenüber dem gleichen und gegenüber dem anderen Geschlecht aus. - Beyond Pesticides: Atrazine
Infos und Nachrichten zu Atrazin.
5.1.4 Paraquat
Paraquat ist eines der giftigsten Herbizide (Pflanzengifte), das zu vielen Gesundheitsschäden und Todesfällen unter Arbeitern und Bauern geführt hat - schon ein Schluck kann tödlich sein; der Kontakt mit der Haut oder das Einatmen kann zu Krampfanfällen, Herzversagen und Lungenvernarbung führen. In der EU und in der Schweiz ist es daher seit 2007 verboten; importierte Lebensmittel, auch angeblich besonders gesunde (z.B. Chia-Samen), werden leider nicht auf Paraquat getestet. Der chinesisch-schweizerische Agro-Konzern Syngenta verkauft das Pestizid weiterhin in vielen Ländern. Gesundheitsschädigende Wirkungen:
- Hormonstörung: Verringerung von Testosteron, des Follikel-stimulierenden Hormons, des luteinisierenden Hormons, von Prolaktin und von Schilddrüsenhormonen.
- Neurotoxizität: Paraquat überwindet die Blut-Hirn-Schranke, verursacht chronische Schäden im zentralen Nervensystem, Krampfanfälle und Parkinson. Dem Herstelller Syngenta war das ‒ entgegen öffentlichen Behauptungen ‒ seit den 1970er Jahren bekannt.
- Paraquat schädigt die Haut und erleichtert dadurch das Eindringen des Gifts in den Körper; es schädigt die Lungen, die Augen, das Herz (Herzversagen), die Nieren, die Nebennieren, die Leber, Muskeln und die Milz und kann Multiorganversagen hervorrufen.
Studien und weitere Informationen
- Landwende: Wissen • Ackergifte
- Public Eye
- Meriel Watts, Pesticide Action Network Asia & The Pacific: Info-Blatt (engl.)
- Reuters: EU court reimposes ban on paraquat weedkiller (11.7.2007)
- Goldman SM, Kamel F, Ross GW, Bhudhikanok GS, Hoppin JA, Korell M, Marras C, Meng C, Umbach DM, Kasten M, Chade AR, Comyns K, Richards MB, Sandler DP, Blair A, Langston JW, Tanner CM:
Genetic modification of the association of paraquat and Parkinson's disease, auch hier (11.2012)Die Gefahr, Parkinson durch das Pflanzengift Paraquat zu bekommen, ist besonders groß bei Menschen, denen das Enzym GSTT1 fehlt.
- Carey Gillam and Aliya Uteuova, The Guardian:
Secret files suggest chemical giant feared weedkiller's link to Parkinson’s disease (20.10.2022)The Defender:
50 Years of Secrets: How Chemical Giant Syngenta Hid the Truth About a Dangerous Weedkiller (21.10.2022)Jahrzehntelang hat der Schweizer Pharma-Konzern Syngenta das Pflanzengift Paraquat hergestellt und vertrieben. Jetzt bekanntgewordene Daten belegen, dass Syngenta seine geschäftlichen Interessen durch die Fälschung von Forschungsergebnissen und die Einflussnahme auf Umweltbehörden (EPA, USA) unterstützt hat. Syngenta wusste schon lange, dass das Gift Parkinson verursachen kann.
5.2 Hygiene, Körperpflege, Kosmetik
In Waschmitteln und Kosmetika spielen Konservierungs- und Desinfektionsstoffe eine wichtige Rolle und schaden der Gesundheit. Konservierungsstoffe sind in flüssigen Waschmitteln notwendig, nicht in festen Seifen und Shampoos. Natur-Kosmetik enthält generell weniger Konservierungsstoffe.
Siehe auch
- Konservierungsstoffe in Lebensmitteln.
- Gifte in Hautpflege und Kosmetika
- BUND: Hormonell wirksame Schadstoffe in Kosmetika
5.2.1 Triphenylphosphat (TPHP)
Allgemeines
TPHP ist ein häufiger Bestandteil von Nagellack, auch als Ersatz für Phthalate, die wegen ihrer hormonschädigenden Wirkung nicht mehr verwendet werden. Aber auch TPHP ist ein Hormonstörer. Es wird auch bei der Plastikherstellung und als Flammschutzmittel verwendet.
- Schäden im Bereich der Fortpflanzung und der körperlichen Entwicklung vor und nach der Geburt;
- Gewichtszunahme, Fettleibigkeit (Adipositas).
Diagnostik
Die Belastung durch TPHP wird gemessen über dessen Stoffwechselprodukt Diphenylphosphat (DPHP)
Weitere Informationen und Studien
- Kate Hoffman, Stavros Garantziotis, Linda S. Birnbaum and Heather M. Stapleton:
Monitoring Indoor Exposure to Organophosphate Flame Retardants: Hand Wipes and House Dust (2.2015)Kommentar von der EWG:
Nailed ‒ Endocrine Disruptor In Nail Polishes Gets Into Women’s Bodies - Nail Polish Chemical Doubles As Furniture Fire Retardant (18.1.2016)
5.2.2 Polysorbat 80
Allgemeines
Polysorbat 80 ist ein oberflächenaktiver und emulgierender Stoff. Er wird beispielsweise in industriell hergestellten Lebensmitteln, in Kosmetika und in vielen Arzneimitteln wie Nasensprays, Tabletten, Impfstoffen und anderen Injektionslösungen verwendet.
Wirkung, Symptome
Polysorbat 80 verursacht Entzündungen, Fettleibigkeit und das metabolische Syndrom, Colitis und schädigt die Darmflora (Tierversuch).
- Benoit Chassaing, Omry Koren, Julia K. Goodrich, Angela C. Poole, Shanthi Srinivasan, Ruth E. Ley & Andrew T. Gewirtz:
Dietary emulsifiers impact the mouse gut microbiota promoting colitis and metabolic syndrome (3.2015)Emulgatoren wie z.B. Polysorbat 80 in der Nahrung schädigen die Darmflora und verursachen Colitis und das metabolische Syndrom. (Tierversuch, Maus)
5.2.3 Östrogene
Durch die Einnahme synthetischer Östrogene erhöht sich das Krebsrisiko. Denn eine der Eigenschaften von Östrogenen ist ihre Fähigkeit, die Wasserspeicherung in den Zellen zu erhöhen, wodurch die Zellen anschwellen. Frauen mit Östrogendominanz sind deshalb anfälliger für Ödeme (Wassereinlagerungen). Zellschwellung ist sowohl ein Merkmal der zellulären Stressreaktion als auch ein Signal für die Zellproliferation (Wachstum beziehungsweise Vermehrung von Zellen). Zellschwellung und Zellwucherung sind auch ein Kennzeichen von Krebs.
Progesteron, ein Gestagenmolekül, nährt den Embryo und ist wichtig, um Fehlgeburten vorzubeugen. Es ist auch ein Antistress-Molekül und wirkt antiöstrogen.
Synthetische Östrogene (Xenoestrogene) und Progesterone sind in- der Pille zur Empfängnisverhütung,
- Tampons und Damenbinden
enthalten. Die Xenoestrogene sind Chemikalien synthetischer oder natürlicher Herkunft, die entweder wie körpereigene Hormone (agonistisch) wirken oder deren Wirkung abschwächen (antagonistisch). Xenoestrogene wurden für das Absinken der Spermienzahl beim Menschen verantwortlich gemacht. Auch Reproduktions- und Entwicklungsstörungen, Brust- und Hodenkrebs sowie krankhafte Fettleibigkeit werden mit ihnen in Verbindung gebracht.
(aus spektrum.de)
In Babynahrung aus Soja sind Östrogen-artige Bestandteile enthalten, die den Hormonhaushalt der Kinder ungünstig beeinflussen.
Wird eine Hormontherapie erwogen, etwa bei Frauen in und nach den Wechseljahren (Menopause), dann sollten Östrogene aus pflanzlicher Herkunft gegenüber synthetischen Östrogenen bevorzugt werden, da sie weniger Nebenwirkungen haben.
- Adgent MA, Umbach DM, Zemel BS, Kelly A, Schall JI, Ford EG, James K, Darge K, Botelho JC, Vesper HW, Chandler DW, Nakamoto JM, Rogan WJ, Stallings VA:
A longitudinal study of estrogen-responsive tissues and hormone concentrations in infants fed soy formula. (3.2018)
Kommentar: Babies fed soy-based formula have changes in reproductive system tissuesSoja enthält große Mengen der östrogenähnlichen Verbindung Genistein. Im Zusammenhang mit Babynahrung aus Soja werden Einflüsse auf die Fortpflanzungsorgane von Mädchen beobachtet. Die Auswirkung auf die spätere Entwicklung der Kinder bleibt unklar.
- M-n. Chen, C-c. Lin & C-f. Liu:
Efficacy of phytoestrogens for menopausal symptoms: a meta-analysis and systematic review (12.2014)Die Wirkung von Phytoöstrogenen (pflanzlichen Östrogenen) bei Symptomen der Wechseljahre wird untersucht. Die Phytoöstrogene reduzieren die Häufigkeit von Hitzewallungen ohne ernsthafte Nebenwirkungen.
5.2.4 Sonnenschutzmittel
In Sonnenschutzmitteln werden häufig hormonstörende Stoffe mit östrogener Wirkung eingesetzt: Oxybenzon, Octinoxat, Homosalat, Octisalat, Octocrylen und Avobenzon und 4-Methylbenzylidencampher (4-MBC). Die Substanzen bleiben nicht auf der Haut, sondern werden resorbiert, wandern in den Körper und verbleiben dort für lange Zeit. Avobenzon wird in gechlortem Wasser zu toxischen und hormonschädigenden Substanzen zersetzt. Schmieren Sie nichts auf die Haut, was Sie keinesfalls essen würden! Weniger giftige Sonnenschutzmittel arbeiten mit mineralischen Substanzen, die Titan- und Zinkverbindungen und möglichst keine Nanopartikel enthalten. Nanopartikel sind kleiner als 100 Nanometer (= 0,1 µm) und können tief in die Haut und den Blutkreislauf eindringen.
Zweck der Sonnnenschutzmittel ist die Blockade von UV-Strahlen, damit sie nicht die Haut schädigen und kein Hautkrebs entsteht. Allerdings gibt es bisher keinen Nachweis, dass durch die Anwendung von Sonnenschutzmitteln weniger Hautkrebs entsteht. Andererseits muss mit einer mehrfachen Schadenswirkung gerechnet werden: die Hormonschädigung, der Vitamin-D-Mangel und die Produktion von freien Radikalen in der oberen Hautschicht. Deshalb ist eher mit einer höheren Krankheitsneigung zu rechnen, auch mit mehr Hautkrebs.Die Haut kann vor dem zu starken Einfluss der Sonne mit Antioxidantien geschützt werden. Geeignet sind: Wassermelone, Tomaten, Guava, Blaubeeren, Karotten, Grünblatt-Gemüse (Spinat, Kopfsalat, Grünkohl), grüner Tee, schwefelreiches Gemüse (Brokkoli, Blumenkohl, Weißkohl), fetter Fisch (Lachs, Thunfisch, Hering), Nüsse und Samen.
Vitamin D wird im Körper auf natürliche Weise mit UV-Strahlung gebildet. Infos und Empfehlungen zu Vitamin D finden Sie hier.
Weitere Informationen und Studien zu Sonnenschutzmitteln
- Video: Fatale Auswirkung: Darum sollten Sie beim Baden niemals Sonnencreme verwenden (7.2017)
... weil die Sonnenschutzmittel nicht nur die Korallenriffe, sondern auch den Hormonhaushalt des Menschen schädigen.
- Sonnenmilch stört Spermien-Funktion
- Sonnenschutzmittel ‒ Viel schlechter als Ihr Ruf!
- Zentrum der Gesundheit:
- Sonnencreme - Giftig und ungesund
Warnung vor krebsauslösenden und hormonaktiven Substanzen.
- Gefährliche Sonnencreme mit Nanoteilchen
Die Nanoteilchen sind so klein, dass sie tief in die Haut eindringen und in den Blutkreislauf gelangen können.
- Sonnencreme - Giftig und ungesund
- Environmental Working Group: The Trouble With Ingredients in Sunscreens
Gründliche Darstellung der Risiken und Nebenwirkungen von Sonnenschutzmitteln. Nur die Wirkstoffe Zinkoxid und Titandioxid werden als sicher bewertet. Die Inhaltsstoffe Oxybenzon, Octinoxat, Octisalat, Octocrylen, Homosalat und Avobenzon dringen bereits bei einmaliger Anwendung auf der Haut in den Körper ein und werden auch noch nach Wochen im Blut und Urin nachgewiesen, auch in der Muttermilch.
- haut.de: Sonnenschutz-/UV-Filter
- Li AJ, Law JC, Chow CH, Huang Y, Li K, Leung KS:
Joint Effects of Multiple UV Filters on Zebrafish Embryo Development. (8.2018)In dieser chinesischen Studie wurde die Giftwirkung von Sonnenschutzmitteln am Zebrafisch, der hohe genetische Ähnlichkeit mit dem Menschen aufweist, untersucht. Ergebnis: die Entwicklung des Zebrafisch-Embryos wird geschädigt, verringerte Herzfrequenzvariabilität und Enzymaktivität. Die Sonnenschutzmittel wurden auch in Trinkwasser gefunden. Giftig auch für Menschen?
- Murali K. Matta, Robbert Zusterzeel, Nageswara R. Pilli, Vikram Patel, Donna A. Volpe, Jeffry Florian, Luke Oh, Edward Bashaw, Issam Zineh, Carlos Sanabria, Sarah Kemp, Anthony Godfrey, Steven Adah, Sergio Coelho, Jian Wang, Lesley-Anne Furlong, Charles Ganley, Theresa Michele, David G. Strauss:
Effect of Sunscreen Application Under Maximal Use Conditions on Plasma Concentration of Sunscreen Active Ingredients ‒ A Randomized Clinical Trial, auch hier: _1_ _2_ _3_ (5.2019)Die Sonnenschutz-Substanzen Avobenzon, Oxybenzon, Octocrilen und Ecamsul wurden untersucht. Es ergab sich, dass sie mit erheblicher Konzentration von der Haut, wo sie aufgetragen werden, in den Blutkreislauf eindringen und die bestehenden Grenzwerte überschritten. Deshalb muss die toxische Wirkung dieser Chemikalien dringend genauer untersucht werden.
5.2.4.1 Oxybenzon (Benzophenone-3)
Viele Menschen haben Oxybenzon in ihrem Körper ‒ ein Hormonstörer, der eine verminderte Spermienzahl bei Männern und Endometriose bei Frauen verursacht.
- truthinaging.com: Oxybenzone (= Benzophenone-3)
Oxybenzon stabilisiert die Bestandteile von Kosmetika gegenüber Lichteinwirkung. Es steckt in Sonnenschutzmitteln, Nagellack, Lotionen und Lippenstift. Es dringt in die Haut ein, verstärkt oxidativen Stress, greift die DNA an und verursacht Hautkrebs. Wegen seiner Östrogen-Ähnlichkeit kann es Brustkrebs verursachen. Es kann auch Kontaktekzeme und Allergien verursachen.
- haut.de: Benzophenone-3 (= Oxybenzon; 2-Hydroxy-4-methoxybenzophenon)
5.2.4.2 Avobenzon
- Wikipedia: Avobenzon
- haut.de: Butyl Methoxydibenzoylmethane (Avobenzon)
- Is the Popular Sunscreen Ingredient Avobenzone Harmful?
Avobenzon ist ein Sonnenschutzmittel mit geringer Toxizität und deshalb besser geeignet als Oxybenzon. Aber es benötigt weitere Chemikalien, die auch im Sonnenschutzmittel enthalten sein müssen, und in gechlortem Wasser, in Verbindung mit UV-Strahlung, wird es gefährlich, weil es in aggressive Substanzen zerfällt.
5.2.4.3 Benzol
Benzol ist ein wasserfester Sonnenschutz, der schnell in die Haut einzieht und in der obersten Hautschicht einen chemischen Schutz gegen die auftreffende UV-Strahlung bildet.
Allerdings: Benzol ist krebserregend.
- Valisure Detects Benzene in Sunscreen (25.5.2021)
Petition an die FDA, enthält Liste der Sonnenschutzprodukte mit Benzol
Das Labor Valisure entdeckt hohe krebserregende Benzolwerte in mehreren Sonnenschutzmitteln. 78 Sonnenschutz- und After-Sun-Pflegeprodukte enthielten Benzol, das Krebs und andere Gesundheitsrisiken verursacht.
- Charlie Meier: Verwendung von Benzol in der Kosmetik vom Apothekenlabor bestätigt
5.2.4.4 Hautschutz durch Antioxidantien
Die Haut kann von innen heraus vor UV-Schäden geschützt werden. Wissenschaftler haben mehrere Nährstoffe identifiziert, die eine UV-schützende Wirkung haben und das Risiko für Sonnenbrand und damit verbundene Hautschäden verringern. Astaxanthin, Lycopin, Beta-Carotin, die Vitamine D und E sowie Epigallocatechingallat (EGCG) tragen nachweislich zum Schutz der Haut vor Sonnenschäden bei.
Astaxanthin trägt speziell zum Schutz vor dem UV-induzierten Zelltod bei. Im Gegensatz zu aktuellen Sonnenschutzmitteln blockiert Astaxanthin die UV-Strahlen nicht wirklich, d. h. es verhindert nicht die Umwandlung von UVB in Vitamin D in der Haut; es schützt die Haut lediglich vor Schäden. Lycopin (in Tomaten) wirkt ebenfalls als innerer Sonnenschutz, obwohl es nicht annähernd so schützend ist wie Astaxanthin. Eine Studie aus dem Jahr 2001 ergab, dass Tomatenmark hellhäutige Menschen schützt, die eher zu Verbrennungen als zur Bräunung neigen. Vitamin E absorbiert die Energie des UV-Lichts und spielt somit eine wichtige Rolle beim Lichtschutz, indem es UV-bedingte Schäden durch freie Radikale an der Haut verhindert.
- Andrew C. Chen, Andrew J. Martin, Bonita Choy, Pablo Fernández-Peñas, Robyn A. Dalziell, Catriona A. McKenzie, Richard A. Scolyer, Haryana M. Dhillon, Janette L. Vardy, Anne Kricker, Gayathri St. George, Niranthari Chinniah, Gary M. Halliday and Diona L. Damian:
A Phase 3 Randomized Trial of Nicotinamide for Skin-Cancer Chemoprevention (10.2015)Vitamin B3 ist eine sichere und wirksame Methode, um Hautkrebs zu verhindern. Die Wirkung tritt nur im Zeitraum der Vitamin-Einnahme ein, nicht mehr danach.
- Minocha R, Damian DL, Halliday GM:
Melanoma and nonmelanoma skin cancer chemoprevention: A role for nicotinamide? (8.2017)
Volltext, PressemitteilungNicotinamid (Vitamin B3) reduziert die Gefahr von Hautkrebs. Es hilft gegen DNA-Schäden, Entzündung und Immunsuppression durch UV-Strahlung.
- Erica N. Story, Rachel E. Kopec, Steven J. Schwartz and G. Keith Harris:
An Update on the Health Effects of Tomato Lycopene (12.2013); KommentarDas in Tomaten enthaltene Lycopen schützt vor Krebs, besonders Hautkrebs.
- Scott JF, Das LM, Ahsanuddin S, Qiu Y, Binko AM, Traylor ZP, Debanne SM, Cooper KD, Boxer R, Lu KQ:
Oral Vitamin D Rapidly Attenuates Inflammation from Sunburn: An Interventional Study, auch hier (5.2017)Nach einem Sonnenbrand werden mit hohen Dosen Vitamin D (50.000 - 200.000 I.E.) Hautrötung und -entzündung reduziert und die Reparatur der Haut unterstützt.
- Naoki Ito, Shinobu Seki and Fumitaka Ueda: The Protective Role of Astaxanthin for UV-Induced Skin Deterioration in Healthy People—A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Trial (6.2018)
Kommentar: Astaxanthin, the ‘perfect summer supplement’? Study indicates skin protection effects
Astaxanthin ist ein natürlicher rötlich-violetter Farbstoff, der vor allem von Grünalgen produziert wird und die Rotfärbung von Krebsen, Lachs und Lachsforellen bewirkt, die diese Algen bzw. den Farbstoff verzehren. Durch seine antioxidativen Eigenschaften schützt der Farbstoff die Haut vor den schädlichen Wirkungen der UV-Strahlung.
5.2.5 Triclosan
Triclosan ist ein polychloriertes Phenoxyphenol. Wegen seiner desinfizierenden, bioziden Wirkung wird es in Medizin und Haushalt seit über 40 Jahren eingesetzt. Durch die Einwirkung von Sonnenstrahlung, Ozon, Chlor und Mikroorganismen entstehen Dioxine, die in Abwasser, Kläranlagen und Oberflächenwasser gelangen.
Giftbelastung
Triclosan wird eingesetzt
- in höheren Konzentrationen als Desinfektionsmittel in Arzt-, Zahnarztpraxen und Kliniken,
- zur Therapie der Neurodermitis,
- in Kosmetika, Zahnpasta, Deodorants, Seifen, Haushaltsreinigern und Waschmitteln,
- zur Präparierung von Textilien und Schuhen.
Wirkung, Symptome
Triclosan wird über die Haut resorbiert, im Fettgewebe angereichert und gelangt auch in das Nabelschnurblut von Schwangeren. Folgende Wirkungen wurden beobachtet:
- Die Resistenz von Bakterien, die eigentlich abgetötet werden sollen, wird gegenüber Triclosan und gegenüber Antibiotika, etwa Chinolone, erhöht. Triclosan bewirkt also das Gegenteil dessen, was es eigentlich bewirken soll.
- Bildung von Lebertumoren.
- Triclosan schädigt weibliche (Östrogene) und männliche (Testosteron) Sexualhormone und vermindert die Fruchtbarkeit von Frauen.
- Schwangerschaft: es entstehen Komplikationen in der Östrogenversorgung des Fötus und somit Schäden für das entstehende Kind und es kommt ggf. zu einer Fehlgeburt.
- Schädigung der Darmflora und der Schilddrüse.
- Schädigung von Muskeln, z.B. des Herzmuskels.
Empfehlung
Verwenden Sie keine Reinigungsmittel, Seifen und Kosmetika, die antibakterielle Stoffe oder Desinfektionsmittel enthalten! Bakterien sind nicht so schlimm, wie viele denken.
Weitere Informationen zu Triclosan
- Gennady Cherednichenko, Rui Zhang, Roger A. Bannister, Valeriy Timofeyev, Ning Li, Erika B. Fritsch, Wei Feng, Genaro C. Barrientos, Nils H. Schebb, Bruce D. Hammock, Kurt G. Beam, Nipavan Chiamvimonvat, and Isaac N. Pessah:
Triclosan impairs excitation-contraction coupling and Ca2+ dynamics in striated muscle (8.2012)Kommentare:
- Spiegel: Desinfektionsmittel schwächt Muskeln (8.2012)
- Süddeutsche Zeitung: Desinfektionsmittel könnte Muskeln schaden
- Dr. Ulrich Kümmel:
Triclosan: Kinderärzte fordern Verbot in Bedarfsgegenständen und maßvolle Anwendung in der Medizin (2.2016) - Thomas Lob-Corzilius: Wie problematisch ist Triclosan in der Medizin und der Umwelt? (2016)
- Mark A Webber, Michelle M C Buckner, Liam S Redgrave, Gyles Ifill, Lesley A Mitchenall, Carly Webb, Robyn Iddles, Anthony Maxwell, Laura J V Piddock:
Quinolone-resistant gyrase mutants demonstrate decreased susceptibility to triclosan (5.2017)Kommentare:
- Toothpaste ingredient linked to antibiotic resistance
- Common disinfectant found in soap and toothpaste could be causing antibiotic resistance
Quinolone sind eine Gruppe von Antibiotika. Nach Anwendung von Triclosan wurden die Bakterien (E. coli und Salmonellen) resistent gegen Triclosan und gegenüber dem Antibiotikum.
- Jie Han, Wei Qiu, Elizabeth C. Campbell, Jason C. White, and Baoshan Xing:
Nylon Bristles and Elastomers Retain Centigram Levels of Triclosan and Other Chemicals from Toothpastes: Accumulation and Uncontrolled Release, auch hier (10.2017)
Kommentar: Zahnpasta: Triclosan kann sich in Bürstenfilamenten ablagernTriclosan reichert sich in der Zahnbürste an.
- Corey Westfall, Ana Lidia Flores-Mireles, John Isaac Robinson, Aaron J. L. Lynch, Scott Hultgren, Jeffrey P. Henderson, Petra Anne Levin:
The Widely Used Antimicrobial Triclosan Induces High Levels of Antibiotic Tolerance In Vitro and Reduces Antibiotic Efficacy up to 100-Fold In Vivo, auch hier (5.2019)Kommentare:
- 'Antibacterial' chemical in toothpaste could strengthen bacteria
- Chemical added to consumer products impairs response to antibiotic treatment
Triclosan hat eigentlich den Zweck, Bakterien zu töten. Mittel- bis langfristig tritt das Gegenteil ein: die Bakterien werden widerstandsfähiger, auch gegenüber Antibiotika, und zu einer massiven gesundheitlichen Bedrohung.
- Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (Schweiz): Triclosan - ein Problemstoff muss weg (2014)
5.2.6 Parabene
Herkunft, Zweck
Parabene werden als Konservierungsstoff in Körperpflegeprodukten - Shampoos, Seifen, Hand-Desinfektionsmittel, Makeups, Lotionen, Rasur-Hilfsmittel und Gleitmittel - eingesetzt, um das Wachstum von Mikroben zu begrenzen. Propylparaben wird auch in Lebensmitteln eingesetzt. Wegen ihrer Giftigkeit sind Propylparaben und Butylparaben in Babyprodukten, die zur Hautpflege im Windelbereich, wie Wundschutzcremes, eingesetzt werden, seit 2015 verboten. Das Verbot gilt für alle Windel-Kosmetika
für Kinder unter drei Jahren.
Einwirkung auf den Menschen
Parabene werden durch die Haut absorbiert und gelangen direkt in die Blutbahn, über die Nabelschnur auch zum Fötus.
Wirkung, Symptome
Viele Parabene besitzen eine östrogene Wirkung - das heißt sie wirken ähnlich wie weibliche Sexualhormone. Propyl- und Butylparaben haben zudem eine anti-androgene Wirkung: sie können die Wirkung des männlichen Sexualhormons Androgen hemmen. Einige Parabene können bereits in geringen Mengen das Fortpflanzungssystem schädigen.
Nachdem Parabene in Verruf geraten waren, wurden Ersatzstoffe gefunden, die leider Allergien verursachen können: Methylisothiazolinon (MI) und Phenoxyethanol.
Parabene stören wichtige Entwicklungsprozesse, die in ganz bestimmten Zeitfenstern des Wachstums ablaufen. Föten im Mutterleib, Kleinkinder und Pubertierende reagieren darauf besonders empfindlich. Parabene werden mit folgenden Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht:
- Sexualität: verfrühte Pubertät bei Mädchen, Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane, Reduktion der Spermienzahl;
- Immunsystem: Brustkrebs, Schilddrüsenkrebs,
- Nervensystem: Störungen der Nervenentwicklung;
- Stoffwechsel: Fettleibigkeit bei den Nachkommen Parabene-belasteter Mütter.
Empfehlung
- Antibakterielle Zusätze in Körperpflegeprodukten sind generell überflüssig. Verwenden Sie Naturkosmetik bzw. Bio-Kosmetik, also Produkte auf pflanzlicher Basis ohne synthetische Gifte.
- Mit Ingwer konnten in vitro schädliche Wirkungen der Parabene reduziert werden.
- Vermeiden Sie auch Triclosan, Triclocarban (TCC), Phthalate (incl. Dibutylphthalat (DBP), Diethylhexylphthalat (DEHP)), Toluol (auch Methylbenzol), Xylol, Kampfer, Formaldehyd, Formaldehydharz, Ethyltosylamide, Triphenylphosphat, Kolophonium, halogenorganische Verbindungen, Silikon, Duftstoffe und Oxybenzon ‒ hormonstörende Stoffe, die ebenfalls in der Körperpflege eingesetzt werden!
Weitere Informationen und Studien zu Parabenen
- Wikipedia: Parabene
- Asnani V, Verma RJ:
Aqueous ginger extract ameliorates paraben induced cytotoxicity (3.2006)Durch Parabene werden die roten Blutkörperchen abgebaut (Hämolyse). Dieser Vorgang konnte durch Ingwer gebremst werden.
- Claire Philippat, Jérémie Botton, Antonia M. Calafat, Xiaoyun Ye, Marie-Aline Charles, Rémy Slama and the EDEN Study Group:
Prenatal Exposure to Phenols and Growth in Boys (9.2014)
Pressemitteilung: Exposure of pregnant women to certain phenols may disrupt the growth of boys during foetal development and the first years of lifeDurch vorgeburtliche Belasung mit Triclosan und Parabenen wird das Wachstum des Knaben vor und nach der Geburt beeinflusst.
- Laura N Vandenberg 1 , Jennifer Bugos:
Assessing the Public Health Implications of the Food Preservative Propylparaben: Has This Chemical Been Safely Used for Decades, auch hier (8.1.2021)Propylparaben wird in Körperpflegeprodukten, Arzneimitteln und Lebensmitteln verwendet. Das Gift wird seit mehreren Jahrzehnten verwendet, obwohl es nur unzureichende Beweise für die sichere Verwendung des Gifts in Lebensmitteln, Kosmetika und Konsumgütern gibt.
- Diese Ersatzstoffe für Parabene können Allergien auslösen:
- Methylisothiazolinon (MI):
Spiegel: Werbeslogan könnte für Hunderttausende Allergiefälle verantwortlich sein (5.2019)Seit 2015, als der Stoff verboten wurde, geht die Allergiehäufigkeit wieder zurück.
- Wikipedia: Phenoxyethanol
Die deutsche Kosmetikverordnung erlaubt eine Konzentration von 1%. Phenoxyethanol ist auch in Impfstoffen enthalten.
- Methylisothiazolinon (MI):
- Produkte ohne Schadstoffe
- Kosmetik-Versandhändler Kia Charlotta verzichtet auf Schadstoffe
5.3 Flammschutzmittel
Herkunft, Zweck
Flammschutzmittel, u.a. Polyurethan-Schaum, polybromierte Biphenyle (PBB) und polybromierte Diphenylether (PBDE), finden sich in vielen Gebrauchsgegenständen, z.B. in elektronischen Baugruppen, Kleidung, Matratzen und Kissen, damit sie sich nicht entzünden. Es ist fraglich, ob dieses Ziel bei den üblichen Konzentrationen wirklich erreicht wird.
Nachdem die PBDE verboten wurden, aber natürlich weiterhin in bereits gekauften Gegenständen enthalten sind, wurden Organophosphatester-Flammschutzmittel (organophosphate ester flame retardants, OPFR) als Nachfolgelösung entwickelt, die mindestens ebenso giftig sind.
Einwirkung auf den Menschen
Flammschutzmittel werden über die Atemluft aufgenommen und ins Blut abgegeben.
Wirkung, Symptome
- Hormonstörungen:
vorzeitiger Beginn der Regelblutung bei Mädchen; die Fruchtbarkeit bei Erwachsenen wird negativ beeinflusst bis hin zur Unfruchtbarkeit; - neurologisch:
gesunde Entwicklung des Gehirns bei Kindern wird beeinträchtigt; Folge: ADHD, geringerer IQ - Schilddrüsen-Krebs.
Therapie
Flammschutzmittel werden gut mit dem Schweiß ausgeschieden, kaum mit dem Urin. Schwitzen, z.B. in der Sauna, ist gesund!
Grenzwert
PBB gelten gemäß RoHS-Verordnung der EU wegen ihrer Giftigkeit als eingeschränkte Substanz
(restricted substance
).
Seit 2006 sind PBB und PBDE praktisch verboten; Stoffe, Zubereitungen und Erzeugnisse dürfen nur max. 0,1 Gewichtsprozent dieser Flammschutzmittel je homogenem Werkstoff enthalten.
Empfehlung
Nehmen Sie nur Produkte ohne Flammschutzmittel. Sie sind giftig und überflüssig.
Weitere Informationen und Studien
- Wikipedia
PBB verursachen Akne, sind toxisch, karzinogen und leberschädigend. Außerdem können sie Gedächtnis-, Muskelschwäche und Immundefekte verursachen sowie bei Mädchen den vorzeitigen Beginn der Monatsblutung.
- ATSDR: ToxFAQsTM for Polybrominated Biphenyls (PBB)
Aus Tierversuchen ergab sich: polybromierte Biphenyle verursachen Gewichtsverlust, Schäden an Haut, Nerven- und Immunsystem sowie an Leber, Nieren und Schilddrüse. Sie sind vermutlich krebserregend.
- Blanck, Heidi Michels; Marcus, Michele; Tolbert, Paige E.; Rubin, Carol; Henderson, Alden K.; Hertzberg, Vicki Stover; Zhang, Rebecca H.; Cameron, Lorraine:
Age at Menarche and Tanner Stage in Girls Exposed In Utero and Postnatally to Polybrominated Biphenyl, auch hier (11.2000)Wenn ein Mädchen vor (in der Gebärmutter) oder nach der Geburt (durch Stillen) mit PBB belastet wird, dann beginnt seine Pubertät früher: das Schamhaar entwickelt sich früher und die erste Regelblutung findet früher statt; Unterschied: ca. 1 Jahr.
- Shelagh K. Genuis, Detlef Birkholz, and Stephen J. Genuis:
Human Excretion of Polybrominated Diphenyl Ether Flame Retardants: Blood, Urine, and Sweat Study (3.2017)
Kommentar: Confirmed: Sweating Removes Deadly Chemicals From The BodyFlammschutzmittel aus polybromiertem Diphenylether (PBDE) werden im Körper gespeichert. Schwitzen ist eine gute Entgiftungsmethode.
- Hoffman K, Lorenzo A, Butt CM, Hammel SC, Henderson BB, Roman SA, Scheri RP, Stapleton HM, Sosa JA:
Exposure to flame retardant chemicals and occurrence and severity of papillary thyroid cancer: A case-control study. (10.2017)
Pressemitteilung: Exposure to common flame retardants may raise the risk of papillary thyroid cancer (4.2017)Durch Flammschutzmittel im Hausstaub entsteht papillärer Schilddrüsenkrebs.
- Yan Wu, Gillian Z. Miller, Jeff Gearhart, Kevin Romanak, Viorica Lopez-Avila, Marta Venier:
Children’s Car Seats Contain Legacy and Novel Flame Retardants (12.2018)Kommentare:
- Toxic flame retardants are in children's car seats
- Study finds toxic flame retardants in children's car seats
- Children's car seats found to contain toxic flame retardants
Kinder-Autositze mit brom- und phosphorhaltigen Flammschutzmitteln wurden getestet. Diese Chemikalien verursachen Leberschäden und Krebs, schädigen die Gehirn-Entwicklung und das Hormonsystem. Die getesteten Kindersitze enthalten hohe Mengen an zyklischen Phosphonaten (PMMMP) und weiteren Chemikalien; einige wurden erstmals in Kindersitzen gefunden. Besonders problematisch ist, dass bei den hohen Temperaturen, die im Inneren eines Fahrzeugs auftreten können, besonders viele Chemikalien aus den Sitzen austreten. 3 Hersteller bieten Kindersitze ohne jedes Gift an.
- Arlene Blum, Mamta Behl, Linda S. Birnbaum, Miriam L. Diamond, Allison Phillips, Veena Singla, Nisha S. Sipes, Heather M. Stapleton, and Marta Venier:
Organophosphate Ester Flame Retardants: Are They a Regrettable Substitution for Polybrominated Diphenyl Ethers? (21.10.2019)Pressemitteilung: New flame retardants, old problems
Kommentar von Yessenia Funes:
New Study Shows 'Everybody on the Planet' Is Exposed to Toxic Flame RetardantsIn dieser Metaanalyse wird überprüft, ob Organophosphatester-Flammschutzmitteln (organophosphate ester flame retardants, OPFR) besser sind als die früher erlaubten PBDEs. Es stellte sich heraus, dass die OPFR ohne ausreichende Toxizitätstests zugelassen wurden und in der Umwelt in höherer Konzentration vorhanden sind als die PBDE. Es wird empfohlen, von giftigen Substanzen abzugehen und stattdessen innovative Wege zu finden, um sowohl die Brandgefahr als auch die Verwendung gefährlicher Chemikalien zu verringern. Auch die OPFR sind persistent und stellen ein Gesundheitsrisiko für Menschen, insbesondere für Kinder, dar. Angesichts der großen Anzahl von unterschiedlichen OPFR auf dem Markt würde es sich allerdings als zu teuer und langwierig erweisen, für jede Verbindung die Schädlichkeit nachzuweisen.
5.4 Dioxine
Dioxine, genauer die Dibenzo-p-dioxine (PCDD) und Dibenzofurane (PCDF), entstehen als Nebenprodukte vor allem bei Verbrennungsprozessen (z.B. Müll- und Altölverbrennung, Waldbrände) und bei der Pestizid-Herstellung. Sie haften an Staubpartikeln und verbreiten sich auf diese Weise in der Umwelt.
Giftbelastung
Dioxine werden gefunden in
- Lebensmitteln: Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Eier;
- Sanitärprodukten: Damenbinden und Tampons, von wo aus das Gift schnell in den Blutkreislauf gelangt.
Wirkung, Symptome
Dioxine sind sehr langlebige, fettlösliche Verbindungen, die sich im Fettgewebe von Tieren und Menschen anreichern und nur sehr langsam abgebaut werden. Als chronische Wirkungen von Dioxinen wurden bei Tierversuchen Störungen der Reproduktionsfunktionen, des Immunsystems, des Nervensystems und des Hormonhaushalts beobachtet. Bei einigen Dioxinen geht man davon aus, dass sie das Risiko, an Krebs zu erkranken, erhöhen.
Grenzwert
Für die chronische, tägliche Belastung mit Dioxin gibt es keinen sicheren Grenzwert.
Empfehlung
Besonders Produkte, die mit Schleimhaut und Blut in Berührung kommen, sollten nicht dioxinbelastet sein.
- Bundesinstitut für Risikobewertung: Dioxin
- Dioxins: The Facts about this Toxin in Tampons and Sanitary Pads
Dioxine in Tampons und Damenbinden tragen zur kumulativen Dioxin-Belastung bei.
5.5 Weitere Hormonstörer
- Metalle
- Aluminium und seine Verbindungen sind sehr reaktionsfreudig - also sehr giftig, u.a. neurotoxisch! Lesen Sie mehr ...
- Blei ist neurotoxisch und schädigt die Hormone. Lesen Sie mehr ...
- Cadmium schädigt Nerven-, Immun-, Fortpflanzungs- und Herz-Kreislaufsystem. Lesen Sie mehr ...
- Quecksilber kommt vor allem aus Amalgamfüllungen und Impfstoffen, wird am Arbeitsplatz, z.B. in der Zahnarztpraxis, freigesetzt, wird mit der Nahrung, z.B. Fisch, aufgenommen und es findet sich in der Umwelt. Quecksilber ist neurotoxisch, schädigt Nerven-, Immun- und Hormonsystem und ist an der Entwicklung von vielen chronischen Krankheiten beteiligt. Lesen Sie mehr ...
- Polychlorierte Biphenyle (PCB)
sind schon lange verboten, aber immer noch in unserer Umwelt aktiv. Lesen Sie mehr ... - Bisphenol A (und S)
schädigt das Hormonsystem und kann deshalb die unterschiedlichsten Krankheiten verursachen. Lesen Sie mehr ... - Phthalate,
dieWeichmacher
, schädigen das Hormonsystem. Lesen Sie mehr ... - Fluoride
schaden der Gesundheit. Hier finden Sie mehr. - Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC)
haben weitreichende hormonstörende Wirkungen. Hier finden Sie mehr. - Toluol, ein Lösungsmittel in Farben, Klebstoff, Gummi, Druckertinte und Silikon-Dichtmittel.
6. Gesundheitsschäden durch hormonstörende Stoffe
Welche Bereiche werden von Hormonstörern geschädigt?
- das reproduktive System, also Sexualorgane, Fortpflanzung, Befruchtung (Konzeption), Schwangerschaft, Geburt;
- das Hormonsystem, z.B. die Funktion von Schilddrüse und Nebennieren;
- das Nervensystem;
- das Stoffwechselsystem;
- weitere Gesundheitsschäden, etwa am Immunsystem.
Angeborene Fehlbildungen und andere Gesundheitsschäden
- arte: Umwelthormone - Verlieren wir den Verstand?, abrufbar auf Vimeo (Film gesendet am 11.11.2017)
The Epoch Times:
Wir werden immer dümmer
– Wie Umweltschadstoffe die Gehirne unserer Kinder verändern (15.11.2017)Wir werden immer dümmer! Im Film geht es um die Wirkung von Chemikalien auf die Gehirnentwicklung während der Schwangerschaft und der ersten Lebensjahre. Für die Bildung der Schilddrüsenhormone müssen Mutter und Kind gut mit Jod versorgt sein. Fehlt Jod, dann entsteht Kretinismus. Bei Anwesenheit von Chlor-, Fluor- oder Brom-Verbindungen, z.B. in Pestiziden, entstehen weitere neurologische Schäden, weil diese Elemente dem Jod chemisch verwandt sind. Brom-Verbindungen werden in Flammschutzmitteln eingesetzt.
- 3sat: Im Takt der Hormone (Film gesendet am 23.8.2018)
- ZDF: Babys ohne Arme ‒ Rätsel um Neugeborene (6.2019),
Video, Text zum Film, Bericht im SpiegelIn Frankreich kommen über mehrere Jahre immer wieder Kinder ohne Arme zur Welt. Niemand weiß warum. Die Untersuchung des Phänomens wird verschleppt.
- Spiegel: Brauchen wir ein Register für Fehlbildungen? (9.2019)
tz: Mehrere Babys ohne Hand geboren: Ärzte schlagen Mutter eine ungewöhnliche Lösung vor (9.2019)In Gelsenkirchen werden Kinder mit fehlgebildeter Hand geboren. Ursache unbekannt.
6.1 Diagnostik
Es ist sehr schwer bis unmöglich, mit den Mitteln der medizinischen Diagnostik Hormonstörer als Ursache einer Erkrankung zu finden.
- Zentrum der Gesundheit: Vier Ursachen von Hormonstörungen
Hormon-Feinde: Vitamin-D-Mangel, Aufputschmittel und Stress, Umweltschadstoffe, Strahlenbelastung und Medikamente, Substanzen mit Hormonwirkung.
6.2 Sexualität
Es geht um die sexuelle Identität, um die Funktion der Sexualorgane und um die Fortpflanzungsfähigkeit. Idealerweise gibt es bei einem neugeborenen Kind eine Übereinstimmung zwischen den geschlechtsbestimmenden Chromosomen (XX bei Mädchen, XY bei Jungen), der Produktion der Sexualhormone und der Entstehung bzw. Ausprägung der Sexualorgane. Fehlt diese Übereinstimmung, dann können die körperliche und die seelische Gesundheit beeinträchtigt werden.
Was passiert dann?
- Störung der natürlichen Sexualhormone ‒ Östrogene, Progesteron, Testosteron und weitere Androgene. In der Folge kann auch die Ausprägung primärer und sekundärer Geschlechtsmerkmale ‒ z.B. Stimmlage, Wachstum von Haaren, der Brust usw. ‒ gestört bzw. geschlechtsuntypisch sein.
- Unfruchtbarkeit
In der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) werden Hormone gebildet, die auf die Fruchtbarkeit beider Geschlechter einen großen Einfluss haben. Schäden bis hin zur Unfruchtbarkeit können durch chronische Giftbelastung, aber auch durch psychische Belastungen, z.B. Stress, entstehen.- WHO: 1 in 6 people globally affected by infertility (4.4.2023)
DocCheck: Unfruchtbarkeit: Ein globales Problem
17,5 % der Menschheit leidet an Unfruchtbarkeit, in reichen wie in armen Ländern. Das eröffnet große Gewinn-Chancen für die Reproduktions-Industrie ‒ Eizellspende, In-Vitro-Fertilisation, Leihmutterschaft. Leider wird die Kernfrage nicht gestellt und erst recht nicht beantwortet: was ist die Ursache? Chemikalien, die das Hormonsystem des Menschen und seine Fruchtbarkeit beschädigen, kommen leider in der Gedankenwelt der Schulmedizin nicht vor. Viel lieber denken die Schulmediziner darüber nach, ob und wie sie die öffentlichen Kassen stärker zur Finanzierung der Gesundheitsschäden heranziehen können.
- WHO: 1 in 6 people globally affected by infertility (4.4.2023)
- Gestörte Sexualentwicklung des Fötus und in der Folge des Kindes.
Lesen Sie auch: Einfluss der Sexualhormone auf die Giftwirkung
6.2.1 weibliche Sexualität
Es geht um Gesundheitsschäden in Verbindung mit Pubertät, Menstruation, Fruchtbarkeit, Schwangerschaft, Entbindung und Stillen:
- Die Anzahl der in den Eierstöcken befindlichen Eier wird vermindert, was die Fruchtbarkeit negativ beeinflusst.
- Air pollution found to affect marker of female fertility in real-life study, auch hier (6.2019)
Die
Ovarien-Reserve
, die Anzahl der in den beiden Eierstöcken vorhandenen Follikel und Eizellen, gilt als Maß der weiblichen Fruchtbarkeit und wird mithilfe des Hormons AMH gemessen. Sie wird durch Feinstaub (PM10 und PM2.5) und Stickstoffdioxid (NO2) in der Atemluft geschädigt, auch schon bei Schadstoffkonzentrationen deutlich unterhalb der in der EU gültigen Grenzwerte.
- Air pollution found to affect marker of female fertility in real-life study, auch hier (6.2019)
- Dysmenorrhö, eine mit krampfartigen und langandauernden Schmerzzuständen einhergehende Menstruation.
- Das prämenstruelle Syndrom (PMS) ist ein im Vorfeld der Menstruation auftretender Symptomkomplex, der bis zum Einsetzen der Regelblutung andauert.
- Uterusmyom: gutartiger Tumor, der von der Muskulatur der Gebärmutter ausgeht.
- Fehlgeburt und ektopische Schwangerschaft (Fötus-Entwicklung außerhalb des Uterus).
- Endometriose: das Endometrium (Gebärmutterschleimhaut) verbreitet sich unter Schmerzen an andere Stellen im Körper.
6.2.1.1 Frühzeitige Pubertät
Die zu frühzeitige Pubertät eines Mädchens ist äußerlich erkennbar am Brust- und Schamhaar-Wachstum. Bei Mädchen gibt es eine Tendenz zu einem immer früheren Beginn der Pubertät. Das ist mit einem erhöhten Risiko für chronische Krankheiten verbunden.
- Felix R Day, Cathy E Elks, Anna Murray, Ken K Ong, and John R.B. Perry:
Puberty timing associated with diabetes, cardiovascular disease and also diverse health outcomes in men and women: the UK Biobank study (6.2015)Pressemitteilung: UK Biobank study finds timing of puberty has wide-ranging impacts on health in later life
Zu frühe Pubertät erhöht bei Mädchen und Jungen das spätere Risiko für Herzerkrankungen und Diabetes Typ 2, nach neueren Studien auch von Reizdarm, Arthritis, Glaukom, Psoriasis und Depressionen.
- Feinstaub schädigt das Hormonsystem, z.B. durch Einwirkung auf die Menstruation, beobachtet an Schulmädchen.
- Spiegel: Warum kommen Kinder immer früher in die Pubertät? (13.8.2018)
T-Online: Die Pubertät beginnt oft immer früher (13.8.2018)
Mädchen bekommen immer früher ihre erste Periode. Ein Grund könnten Chemikalien sein, die in den Hormonhaushalt eingreifen. Die EU will die Stoffe jetzt schärfer regulieren - vielen gehen die Pläne nicht weit genug.
- Kim G Harley, Kimberly P Berger, Katherine Kogut, Kimberly Parra, Robert H Lustig, Louise C Greenspan, Antonia M Calafat, Xiaoyun Ye, Brenda Eskenazi:
Association of phthalates, parabens and phenols found in personal care products with pubertal timing in girls and boys, auch hier: _1_ _2_ (12.2018)Kommentare:
- Personal Care Products and Early Puberty
- Study links early puberty in girls to chemicals in shampoo, toothpaste and soap ‒ even if only used by mother in pregnancy
- Warning: Chemicals Common in Toothpaste and Personal Care Items are Causing Early Puberty
6.2.1.2 Polyzystisches Ovar-Syndrom
Das polyzystische Ovarsyndrom (polycystic ovary syndrome, PCOS) ist die häufigste hormonelle Störung bei Frauen im gebärfähigen Alter und die häufigste Ursache für eine Unfruchtbarkeit im Zusammenhang mit Zyklusstörungen. Abhilfe (u.a.): Vitamin D.
- netdoktor.at: Beschreibung
- Samantha F Butts, David B Seifer, Nathanael Koelper, Suneeta Senapati, Mary D Sammel, Andrew N Hoofnagle, Andrea Kelly, Steven A Krawetz, Nanette Santoro, Heping Zhang, Michael P Diamond, Richard S Legro:
Vitamin D Deficiency Is Associated With Poor Ovarian Stimulation Outcome in PCOS but Not Unexplained Infertility (8.2018)Pressemitteilung: Vitamin D May be Key for Pregnant Women with Polycystic Ovary Syndrome, auch hier
Offenbar spielt Vitamin D eine wichtige Rolle bei den Auswirkungen des PCOS auf die Fruchtbarkeit.
6.2.1.3 Hormonstörer während der Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft ist die Einwirkung von Hormonstörern besonders verhängnisvoll. Beobachtungen haben gezeigt, dass Fruchtwasser und Nabelschnurblut besonders viele Hormonstörer enthalten; die meisten schädigen die Schilddrüsen-Hormone.
- Samiha Shafy, Spiegel: Giftalarm im Mutterleib (27.9.2010)
Schadstoffe aus der Luft dringen bis in den Uterus. Machen sie Kinder dümmer? Führen sie zu Asthma und Übergewicht? Eine internationale Studie kommt zu beklemmenden Befunden. - Frederica Perera, The New York Times: The Womb Is No Protection From Toxic Chemicals (1.6.2017)
Ronnie Citron-Fink: Toxic Chemicals and Our Children: No Place to Play Politics
Es ist falsch zu glauben, Babys seien im Mutterleib durch die Plazenta perfekt vor Umweltgiften geschützt und Kinder seien nur
kleine Erwachsene
, die keinen besonderen Schutz vor Umweltgefahren benötigen. Richtig ist, dass eine Vielzahl von Schadstoffen über die Plazenta von der Mutter auf den Fötus übergehen und das Baby bereits vor der Geburt schädigen. Metalle wie Blei, Luftschadstoffe, Pestizide und synthetische Chemikalien können die molekularen Prozesse stören, die an der gesunden Entwicklung des Gehirns eines Fötus beteiligt sind. Schädlich ist auch physischer und sozialer Stress, dem die Mutter ausgesetzt ist. - Antonio Ragusa, Alessandro Svelato, Criselda Santacroce, Piera Catalano, Valentina Notarstefano, Oliana Carnevali, Fabrizio Papa, Mauro Ciro Antonio Rongioletti, Federico Baiocco, Simonetta Draghi, Elisabetta D'Amore, Denise Rinaldo, Maria Matta, Elisabetta Giorgini:
Plasticenta: First evidence of microplastics in human placenta, auch hier (2.12.2020)Kommentar von The Guardian: Microplastics revealed in the placentas of unborn babies
In allen Teilen der Plazenta wurde Mikroplastik gefunden. Mikroplastik enthält Hormonstörer, die langfristig die menschliche Gesundheit schädigen können. Es verändert und schädigt die zellulären Regelungswege in der Plazenta, z.B. die Immunität während der Schwangerschaft, das Wachstum während und nach der Einnistung der Eizelle, Chemokine, die die Kommunikation zwischen Mutter und Fötus steuern, die Signale zwischen dem Embryo und der Gebärmutter sowie die Bildung von dendritischen Zellen, natürlichen Killerzellen, T-Zellen und Makrophagen in der Gebärmutter während einer normalen Schwangerschaft. All das kann u.a. zu Krämpfen (Präeklampsie) und verringertem Wachstum des Fötus führen.
- Aolin Wang, Dimitri Panagopoulos Abrahamsson, Ting Jiang, Miaomiao Wang, Rachel Morello-Frosch, June-Soo Park, Marina Sirota, and Tracey J. Woodruff:
Suspect screening, prioritization and confirmation of environmental chemicals in maternal-newborn pairs from San Francisco, auch hier: _1_ _2_ (16.3.2021)Kommentare:
- Pressemitteilung: Study finds evidence of 55 new chemicals in people
- Ashley P. Taylor: More than 50 new environmental chemicals detected in people (22.3.2021)
- Ariel Wittenberg: Study finds 55 new chemicals in babies' blood (17.3.2021)
Forscher entdecken mehr als 50 neue Umweltchemikalien, überwiegend wenig bekannt oder unbekannt. Sie wurden gesucht und gefunden in schwangeren Frauen, im Fötus und in den neugeborenen Säuglingen. Die Forscher identifizieren 109 Chemikalien, die sowohl im mütterlichen Blut als auch in den Nabelschnurblutproben vorhanden sind, darunter 55 Chemikalien, die zuvor noch nie bei Menschen gefunden wurden. Die Chemikalien stammen aus Körperpflegeprodukten und anderen industriellen Quellen. Leider ist nur sehr wenig über diese Chemikalien und ihre möglichen gesundheitlichen Auswirkungen bekannt, was nicht bedeutet, dass sie unbedenklich sind. Es handelt sich um PFAS, Weichmacher (z.B. Phthalate) oder Chemikalien, die bei der Herstellung von Kunststoffen verwendet werden.
6.2.2 männliche Sexualität
Folgende Schäden treten auf:
- Schädigung der männlichen Geschlechtsorgane, -merkmale und der Spermien
- Frühzeitige Pubertät eines Jungen
wird mit später auftretenden Symptomen wie Reizdarm, Arthritis, Glaukom, Schuppenflechte, Krebs, Typ-2-Diabetes, Herzkrankheiten, Depressionen und Verhaltensstörungen in Verbindung gebracht. - Weniger männliches Verhalten;
- höhere Sterblichkeit durch verringertes Testosteron;
- Feminisierung (Verweiblichung) durch Störung des Hormonhaushalts von männlichen Föten und Kindern; Entwicklung von weiblichen (sekundären) Geschlechtsmerkmalen. Beispiele:
- Menschen, die biologisch als männlich einzustufen sind, entwickeln weibliche Merkmale und empfinden sich als weiblich. In der Folge können operative Geschlechtsumwandlungen notwendig werden.
- Bei zu viel Östrogen und zu wenig Testosteron kann es zu unnatürlichem Brustwachstum kommen.
Hinweis: Die ‒ bei Männern und Frauen unterschiedlichen ‒ Sexualhormone können bewirken, dass Umweltgifte in unterschiedlicher Weise auf Männer und Frauen einwirken und sie schädigen.
6.2.2.1 Geschlechtsorgane, Spermien
Es geht um die Schädigung der männlichen Geschlechtsmerkmale, der Geschlechtsorgane und der Spermien. Die Spermienqualität sinkt kontinuierlich seit Jahrzehnten, vermutlich verursacht durch hormonstörende Chemikalien, veränderten Lebensstil, Übergewicht (Adipositas) und weitere Faktoren. Das sollte die Menschheit aufrütteln und es sollte intensiv noch genauer nach den Ursachen geforscht werden. Aber seltsamerweise interessiert das kaum jemanden.
Wenn man davon ausgeht, dass die Chemikalienbelastung Hauptursache der sinkenden Spermienqualität ist, dann handelt es sich leider um eine Win-Win-Situation für die chemisch-pharmazeutische Industrie: sie verdinet an den Chemikalien, die die Menschen schädigen, und sie verdient an den Medikamenten und Therapien, die für Menschen mit angeborenen Gesundheitsschäden benötigt werden. Welchen Anreiz gibt es, daran etwas zu ändern?
- Fehlentwicklung der Hoden,
- Hemmung der Samenreife,
- verminderte Beweglichkeit der Spermien (Asthenozoospermie),
- verminderte Anzahl und Konzentration der Spermien.
Die Schädigung der männlichen Fortpflanzungsfähigkeit findet mit einem alarmierenden Tempo statt: 1 % pro Jahr.
- E. Carlsen, A. Giwercman, N. Keiding, and N. E. Skakkebaek:
Evidence for decreasing quality of semen during past 50 years, auch hier (12.9.1992)Kritik von Alexander Lerchl und Stellungnahme der Autoren
Die Daten der letzten 50 Jahre ergeben einen Rückgang der mittleren Spermienzahl von 113 auf 66 x 106 Spermien pro ml und des Samenvolumens von 3,4 auf 2,75 ml. Letzteres deutet auf einen noch stärkeren Rückgang der Spermienproduktion hin. In derselben Zeit nahmen Schäden wie Hodenkrebs, Kryptorchismus (Hoden liegt außerhalb des Hodensacks), Hypospadie (Fehlbildungen im Bereich von Urethralfalten, Harnröhre und Penis) und bei den männlichen Keimdrüsen zu.
- Frances Orton, Erika Rosivatz, Martin Scholze and Andreas Kortenkamp:
Widely Used Pesticides with Previously Unknown Endocrine Activity Revealed as in Vitro Antiandrogens (6.2011);
dazu Zeitungsartikel: Pesticides May Block Male Hormones30 von 37 getesteten Pestiziden blockieren männliche Hormone oder ahmen sie nach. Die meisten sind Fungizide.
- The Straits Times, Singapore: World's sperm are in trouble (3.2017)
90% der Spermien eines typischen jungen Mannes sind deformiert, manchmal mit 2 Köpfen oder 2 Schwänzen. Sie sollen in der Samenflüssigkeit zum Ei schwimmen, um es zu befruchten, aber sie tun dies sehr langsam und ohne Orientierung. Und die Zahl der Spermien hat in den letzten 75 Jahren rapide abgenommen. Deutlicher sichtbar sind andere Schäden: mehr Hodenkrebs, Hodenhochstand und angeborene Deformation des Penis.
Nach der Befruchtung wird in der Gebärmutter entschieden: Junge oder Mädchen. Wird dieser Entscheidungsprozess gestört, wird die Sexualität (Organe, Hormone usw.) des Jungen geschädigt.
Ursache der Gesundheitsschäden: hormonstörende Chemikalien! - greenmedinfo: Are Toxic Chemicals Turning Boys Into Girls? (3.2017)
Früher (bis 1950) lag das Verhältnis von neugeborenen Jungen zu Mädchen bei 106:100. Seit 1970 gibt es einen Trend, dass der männliche Anteil stetig abnimmt. Das hat Gründe: Hormonstörer sabotieren die Entwicklung eines männlichen Fötus.
Das Geschlecht des Kindes wird in 3 Punkten entschieden:
- die Gene, also die Chromosomen XY bei Jungen und XX bei Mädchen;
- die Sexualhormone, also Testosteron (männlich) und Östrogen (weiblich), beeinflussen die Vorgänge um Eier und Eisprung bzw. Spermien und Samenflüssigkeit;
- die Sexualorgane ‒ Penis, Hoden und Prostata bei Jungen, Vagina, Eierstock und Gebärmutter bei Mädchen.
Im Ideallfall stimmen die Merkmale des Kindes in allen 3 Punkten überein und ergeben ein eindeutiges Geschlecht.
Die Ausbildung der Sexualorgane geschieht im 2. Schwangerschaftsmonat und wird hormonell gesteuert. Soll es ‒ wegen des Y-Chromosoms ‒ ein Junge werden, dann wird das am Tag 51 der Schwangerschaft signalisiert: die schon begonnene Ausbildung weiblicher Sexualorgane wird gestoppt, männliche Sexualorgane entstehen. Die für die Bildung der Organe notwendige Zellteilung geschieht bei den Sexualorganen schneller als bei anderen Organen und ist deshalb leichter verwundbar, z.B. durch hormonstörende Chemikalien.
- Tegan S. Horan, Alyssa Marre, Terry Hassold, Crystal Lawson, Patricia A. Hunt:
Germline and reproductive tract effects intensify in male mice with successive generations of estrogenic exposure (20.7.2017)(Tierversuch, Mäuse) Erhalten männliche Mäuse Ethinylestradiol, ein synthetisches Sexualhormon, das in Antibabypillen enthalten ist, dann führt das zu Entwicklungsproblemen im Fortpflanzungstrakt und damit zu einer Verringerung der Spermienzahl.
Männer können über kontaminiertes Trinkwasser und andere Quellen mit Antibabypillen in Kontakt kommen. Hormonell wirksame Chemikalien sind allgegenwärtig und kommen in allen Lebensmitteln, Trinkwasser, Haushaltswaren, Körperpflegeprodukten, Reinigungsmitteln, antihaftbeschichteten Kochgeschirren und Kunststoffen vor.
- Hagai Levine, Niels Jørgensen, Anderson Martino-Andrade, Jaime Mendiola, Dan Weksler-Derri, Irina Mindlis, Rachel Pinotti und Shanna H. Swan:
Temporal trends in sperm count: a systematic review and meta-regression analysis, auch hier (25.7.2017)
Kommentare:
- aus der Zeitschrift test, Heft 09/2017
Die Zahl der Spermien pro Samenerguss ist seit 1973 in großen Teilen der westlichen Welt um mehr als 50% gesunken. Das ergab eine Übersichtsstudie, die 185 wissenschaftliche Arbeiten zusammenfasst.
Im nächsten Satz steht:Keine Panik, sagen Experten ...
. Ja, ja, die Experten ... - NPR: Sperm Counts Plummet In Western Men, Study Finds (7.2017)
- healthline: How Steroids, Testosterone Supplements Can Decrease Fertility in Men
James Gallagher, BBC: Fertility paradox in male beauty quest
Es ist ein Paradoxon: ein Mann, der Testosteron bzw. anabole Steroide einnimmt, damit er muskulöser, kräftiger und männlicher wirkt, riskiert völlige Unfruchtbarkeit. Das wirkt wie Empfängnisverhütung.
- Future Human: Humans May Not Be Able to Reproduce Naturally Much Longer, Scientist Warns
Die Forscherin Shanna Swan hat die endokrinen Disruptoren (Hormonstörer) in den letzten 30 Jahren untersucht. Und es stellt sich heraus, dass die Hormonstörer nicht allein die Spermien beeinflussen: sie können auch allgemein die sexuelle Entwicklung und Fortpflanzung des Menschen schädigen. Bei Mädchen verursacht die Exposition gegenüber solchen Chemikalien eine frühere Pubertät. Bei Frauen nimmt die Qualität der Eizellen ab und es kommt zu mehr Fehlgeburten.
- Sperm Counts Plummeting Dramatically - and Faster Than Previously Thought (15.11.2022)
Ursache des Spermien-Schwunds: die Chemikalien-Belastung, vor allem durch Pestizide. Gemeint sind Pestizide wie Atrazin, Alachlor und Diazinon sowie Hormonstörer wie Phthalate und polychlorierte Biphenyle (PCB). Das Tempo, mit dem die Spermien reduziert werden, nimmt zu.
Die Zahl der Spermien hat in 38 Jahren dramatisch abgenommen - auf weniger als die Hälfte. Das ist nicht nur schlecht für die Fruchtbarkeit des Mannes, sondern auch für seine sonstige Gesundheit. Ursache könnte Giftbelastung des männlichen Embryos während der Schwangerschaft und des sich entwickelnden Knabens sein. Es gibt auch Zusammenhänge zu Stress und Fettleibigkeit des Mannes; genauer zu untersuchen wäre: werden Stress und Fettleibigkeit durch die gleichen Hormonstörer verursacht, die auch die männliche Fruchtbarkeit schädigen, und/oder sind sie Ursache einer geschädigten männlichen Fruchtbarkeit.
- aus der Zeitschrift test, Heft 09/2017
- Perheentupa, Antti: Male infertility and environmental factors (2017)
Die Spermienqualität bei Männern nimmt ab. Zahlreiche Chemikalien wirken als hormonstörende Substanzen, und ihre schädlichen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit und die Spermien-Produktion wurden in Studien mit Nagetieren nachgewiesen. Es ist schwierig, die Folgen für den Menschen zu untersuchen, denn sie zeigen sich erst 2 Jahrzehnte später.
- Jayasena CN, Radia UK, Figueiredo M, Revill LF, Dimakopoulou A, Osagie M, Vessey W, Regan L, Rai R, Dhillo WS:
Reduced Testicular Steroidogenesis and Increased Semen Oxidative Stress in Male Partners as Novel Markers of Recurrent Miscarriage, auch hier (1.2019)Kommentar in Spiegel-Online: Hängen Spermienqualität und Fehlgeburten zusammen?
Auch der Mann, der durch seinen Anteil an der Zeugung die Schwangerschaft mitveranlasst hat, könnte Ursache einer Fehlgeburt sein. Diese kann durch hormonelle Störung der Reproduktionsfunktionen (d.h. der Sexualorgane) beim Mann, durch Schädigung der Spermien (z.B. durch oxidativen Stress) und durch die Fragmentierung der Spermien-DNA verursacht werden.
- R. Rahban, L. Priskorn, A. Senn, E. Stettler, F. Galli, J. Vargas, M. Van den Bergh, A. Fusconi, R. Garlantezec, T. K. Jensen, L. Multigner, N. E. Skakkebæk, M. Germond, N. Jørgensen, S. Nef, the NICER Working Group:
Semen quality of young men in Switzerland: a nationwide cross-sectional population-based study, auch hier (5.2019)
Kommentar: Spermienqualität von Schweizer Männern ist besorgniserregendBei 6 von 10 jungen Männern erreicht der Samen die Normwerte für Anzahl und Beweglichkeit der Spermien nicht. 17% der Männer sind an der Grenze zur Unfruchtbarkeit.
- Joachim Mutter, Peter Hensinger: Rückgang der Spermienqualität: Umweltmedizinische Ursachen (2019)
Mindestens 15 % aller Paare bleiben ungewollt kinderlos. Auch bei künstlicher Befruchtung bleibt der Erfolg meistens aus. In 30–50 % der Fälle sind Zahl und Qualität der Spermien das Problem. Folgende Umweltfaktoren tragen dazu bei: Schwermetall- und Arsenbelastungen, Glyphosat und Pestizide in der Landwirtschaft, Bisphenyl A und Elektrosmog.
- Shanna H. Swan, Stacey Colino:
Count Down: Wie unsere moderne Welt die Spermienzahl bedroht, die Fortpflanzungsentwicklung von Männern und Frauen verändert und die Zukunft der Menschheit gefährdet.
Das Buch erschien als englische und als deutsche Ausgabe (Buch erschienen 23.2.2021).Shanna Swan:
Webseite
Reproductive Problems in Both Men and Women Are Rising at an Alarming Rate (16.3.2021)
A Global Fertility Crisis (Video, 12.10.2021)Kommentar von Erin Brockovich, Suzanne Boothby (The Guardian):
Plummeting sperm counts, shrinking penises: toxic chemicals threaten humanity (3.2021)Ein neues Buch ‒
Count Down
von Shanna Swan, einer Umwelt- und Reproduktionsepidemiologin an der Icahn School of Medicine am Mount Sinai Krankenhaus in New York ‒ zeigt, dass die Spermienzahl seit 1973 um fast 60 % gesunken ist. Aktuell sinkt die Fortpflanzungsfähigkeit um 1 % pro Jahr. Wenn die Entwicklung so weitergeht wie bisher, könnte die Zahl der Spermien bis 2045 auf Null sinken. Null. Das würde bedeuten: keine Babys, keine Fortpflanzung, keine Menschen mehr. Warum beruft die UNO nicht sofort eine Krisensitzung zu diesem Thema ein?Die Chemikalien, die für diese Krise verantwortlich sind, finden sich in Plastikbehältern und Lebensmittelverpackungen, in wasserfester Kleidung, in Duftstoffen von Reinigungsmitteln, in Seifen und Shampoos, in Elektronik und Teppichböden. Phthalate, Bisphenol A (BPA) und Flammschutzmittel sind die schlimmsten Chemikalien für die reproduktive Gesundheit. PFAS sind als
Ewigkeits-Chemikalien
bekannt, weil sie sich in der Umwelt oder im menschlichen Körper nicht abbauen. Sie reichern sich immer weiter an und richten immer mehr Schaden an. - Hagai Levine, Niels Jørgensen, Anderson Martino-Andrade, Jaime Mendiola, Dan Weksler-Derri, Maya Jolles, Rachel Pinotti, Shanna H Swan:
Temporal trends in sperm count: a systematic review and meta-regression analysis of samples collected globally in the 20th and 21st centuries (15.11.2022)Endocrine Disruptors - Common Chemicals That Severely Alter Your Hormones - Dr. Shanna Swan (Video, 3.1.2023)
The Defender: Experten zufolge sind Kunststoffe ein wichtiger Faktor für den rapiden Rückgang der Spermienzahl, auf englisch (3.2.2023)
Die Autoren der Studie von 2017 haben nachgelegt. Sie haben ihre Untersuchung über die fallende Anzahl der Spermien auf die weniger entwickelten Länder in Südamerika, Afrika und Asien und auf die Jahre 2011 bis 2018 ausgedehnt. Die Ergebnisse sind noch bedrohlicher als zuvor: die Geschwindigkeit (Rate), mit der die Spermien abnehmen, steigt seit dem Jahr 2000 von 1,16% auf 2,64% pro Jahr. Als Ursache werden Hormonstörer identifiziert - Phthalate, Bisphenole und Pestizide.
Die Spermienzahl eines Mannes kann sich in drei Monaten von einer Pestizidbelastung erholen, vorausgesetzt, die Pestizidbelastung wird beendet. Anders sieht es aus, wenn eine schwangere Frau Pestiziden ausgesetzt ist. Dann kann ihr ungeborener Sohn betroffen sein ‒ seine Spermienzahl wird sich nicht erholen (siehe Video, Minute 10:29). Enkelkinder sind ebenfalls betroffen, da die Veränderungen über Generationen weitergegeben werden.
- Sarah Kimmins, Richard A Anderson, Christopher L R Barratt, Hermann M Behre, Sarah R Catford, Christopher J De Jonge, Geraldine Delbes, Michael L Eisenberg, Nicolas Garrido, Brendan J Houston, Niels Jørgensen, Csilla Krausz, Ariane Lismer, Robert I McLachlan, Suks Minhas, Tim Moss, Allan Pacey, Lærke Priskorn, Stefan Schlatt, Jacquetta Trasler, Leonardo Trasande, Frank Tüttelmann, Mónica Hebe Vazquez-Levin, Joris A Veltman, Feng Zhang, Moira K O'Bryan:
Frequency, morbidity and equity - the case for increased research on male fertility, auch hier (12.10.2023)Kommentar in DocCheck:
Rapider Rückgang der männlichen Fruchtbarkeit
(19.10.2023)Die abnehmende Samenqualität und die zunehmende Häufigkeit von Hodenkrebs und angeborenen Defekten im Urogenitalsystem deuten darauf hin, dass die reproduktive Gesundheit von Männern in den letzten Jahrzehnten weltweit abgenommen hat. Die derzeitigen Methoden zur Untersuchung männlicher Unfruchtbarkeit sind völlig veraltet: Familiengeschichte, körperliche Untersuchung, Hormonprofil und einfache Samenanalyse. Damit wird die Ursache der Unfruchtbarkeit nicht gefunden. Leider werden eher technische Methoden eingesetzt, um dem Mann die Fortpflanzung zu ermöglichen, statt die Ursache zu suchen.
- Zentrum der Gesundheit: Ursache für männliche Unfruchtbarkeit

6.3 Neurologie, Psychiatrie
Symptome von neurologischen Schäden, die üblicherweise der Psychosomatik oder der Psychiatrie zugerechnet und ggf. dort behandelt werden, sind
- Intelligenzverlust (geringerer IQ) bis hin zur geistigen Behinderung und zum Schwachsinn,
- Autismus (ASD),
- Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitäts-Störung (ADHD),
- Stimmungsschwankungen,
- Verhaltensstörungen.
Weitere Informationen:
- Umweltgifte schädigen Gehirn und Nervensystem
- Beyond Pesticides: Pesticides and Parkinson’s Disease: The Toxic Effects of Pesticides on the Brain
Sammlung und Erläuterung von Studien zu Pestiziden als Ursache von Parkinson.
- Psychiatrisierung
Neurologische Vergiftungs-Schäden werden aus Hilflosigkeit oder Ignoranz in die Psychiatrie verschoben.
6.4 Schilddrüse
Einige weit verbreitete Chemikalien greifen bevorzugt die Schilddrüse an. Die Schilddrüsenhormone der Mutter sind wichtig für die normale Gehirnentwicklung in Fötus und Kleinkind. Sobald die Hormonstörer die Rezeptoren im Gehirn besetzen, ist die normale Gehirnentwicklung gestört; Synapsen werden nicht gebildet. Schon eine geringe Gift-Belastung in der Schwangerschaft kann die kognitive Entwicklung der Nachkommen negativ beeinflussen.
Die chronische Erschöpfung (CFS) kann durch eine Unterfunktion der Schilddrüse (mit-)verursacht werden.
- Die Schilddrüse und Jod, Vitamin D, Fluor.
- Amalgam Informationen: Quecksilber als Ursache von
- Zentrum der Gesundheit: Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse
- Bilal B Mughal, Jean-Baptiste Fini and Barbara A Demeneix:
Thyroid-disrupting chemicals and brain development: an update (2018)
Kommentar: Brain development disorders in children linked to common environmental toxin exposuresDiese Studie gibt einen Überblick zum Zusammenhang zwischen zahlreichen, weit verbreiteten Chemikalien und Störungen der Schilddrüsenfunktion mit Auswirkung auf die Gehirnentwicklung in Fötus und Kleinkind. Gesundheitspolitische Maßnahmen sind erforderlich.
- Ruiz-Núñez B, Tarasse R, Vogelaar EF, Janneke Dijck-Brouwer DA, Muskiet FAJ:
Higher Prevalence of "Low T3 Syndrome" in Patients With Chronic Fatigue Syndrome: A Case-Control Study. (3.2018)
Kommentar: Chronic fatigue syndrome possibly explained by lower levels of key thyroid hormonesBei chronischer Erschöpfung (CFS) sind die Schilddrüsenhormone T3 und T4 erniedrigt; T4 produziert zu wenig T3. Üblicherweise versuchen andere, stimulierende Hormone, durch erhöhte Aktivität die Produktion der Schilddrüsenhormone anzuregen; diese anderen Hormone bleiben aber bei CFS-Patienten leider im Normalbereich. Weitere Laborergebnisse von CFS-Patienten: weniger Jod im Urin und chronische Entzündung.
6.5 Probleme mit den Nebennieren
Jeder Mensch hat zwei Nebennieren, die aus Nebennierenrinde und -mark bestehen. Sie produzieren etwa 40 verschiedene Hormone: die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol, auch Aldosteron (reguliert den Blutdruck) und die Androgene (männliche Hormone, wie z.B. Testosteron und DHEA). Die Nebennierenrinde agiert dabei nicht eigenständig. Sie wird von den Hormondrüsen im Gehirn (Hypophyse und Hypothalamus) gesteuert, wann sie wie viel von welchem Hormon bilden soll. Möglich ist eine Über- oder Unterfunktion der Nebennieren.
- Zentrum der Gesundheit: Nebennierenschwäche: Das hilft bei Nebennierenerschöpfung
Beschreibung der Nebennieren, Überfunktion (Morbus Cushing) und Unterfunktion (Morbus Addison oder Nebenniereninsuffizienz), Nebennierenschwäche, Symptome, Diagnose und Therapie.
6.6 Metabole Disruptoren schädigen das Stoffwechselsystem
Metabole Disruptoren
arbeiten, ebenso wie endokrine Disruptoren
(Hormonstörer), an Rezeptoren: sie besetzen und blockieren die Rezeptoren und schädigen deren natürliche Stoffwechsel-Funktion. Chemikalien wie Bisphenol A, PFC, Phthalate, DDT, PCB, Fungizide und Tributylzinn schädigen den Energie- und Fett-Stoffwechsel. Besonders kritisch ist die Giftbelastung im Zeitraum zwischen der Entwicklung im Mutterleib und der frühen Kindheit. Durch Schädigung der Hormone, die den Stoffwechsel steuern, entsteht krankhaftes Übergewicht und Fettleibigkeit bei Kindern und Erwachsenen. Krankhaft
bedeutet: die Fettleibigkeit entsteht, auch wenn die Menschen dieselbe Kalorienmenge wie nicht geschädigte Menschen aufnehmen.
Ergebnis: das metabolische Syndrom
, also Fettleibigkeit (Bauchfett, Adipositas), Insulin-Resistenz, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörung (Fettleber, Cholesterin).
- EU-Projekte
- Projekt OBELIX ‒ OBesogenic Endocrine disrupting chemicals: LInking prenatal eXposure to the development of obesity later in life
Die Ursprünge von Fettleibigkeit abwägenDie Studie befasst sich mit der Frage, ob die Ursprünge von Fettleibigkeit bei Kindern bereits vor der Geburt vorhanden sind. In diesem Zusammenhang untersucht sie die Wirkung einer Reihe von endokrin wirksamen Verbindungen (EDC).
- edcmet ‒ Stoffwechseleffekte hormonell wirksamer Chemikalien: neuartige Testmethoden und unerwünschte Wirkungspfade
- EURION ‒ European Cluster to Improve Identification of Endocrine Disruptors
Neue Test- und Screening-Methoden zur Identifizierung endokrin wirksamer Chemikalien.
- Projekt OBELIX ‒ OBesogenic Endocrine disrupting chemicals: LInking prenatal eXposure to the development of obesity later in life
- Robert M. Sargis, Brian A. Neel, Clifton O. Brock, Yuxi Lin, Allison T. Hickey, Daniel A. Carlton, and Matthew J. Brady:
The Novel Endocrine Disruptor Tolylfluanid Impairs Insulin Signaling in Primary Rodent and Human Adipocytes through a Reduction in Insulin Receptor Substrate-1 Levels (2.2012)Tolylfluanid, Hormonstörer und Wirkstoff in Fungiziden und Holzschutzmitteln, schädigt die Insulin-Rezeptoren und trägt damit zu Diabetes Typ 2 bei.
- Interview mit Bruce Blumberg: What Do We Know about Obesogens? oder als pdf (2.7.2012)
Blumberg ist ein Entwicklungsbiologe, der sich mit der dick machenden Wirkung von hormonstörenden Chemikalien, den
Obesogenen
, beschäftigt hat. Bisher wurden 20 Chemikalien gefunden, u.a.: Organo-Zinn-Verbindungen, Bisphenol A, Perfluoroktansäure (PFOA) und Phthalate. Aber das ist erst der Anfang.Zum Beispiel Zinn: Tributylzinn aktiviert den Rezeptor PPAR-gamma, der der Hauptregulator der Fettzellenentwicklung ist.
Daraufhin testeten wir die Fähigkeit von Tributylzinn, Zellen in Kulturen zu Fettzellen werden zu lassen, und wir testeten die Auswirkungen auf Mäuse und fanden heraus, dass es auch Mäuse fett machen kann. [...] Der Mechanismus besteht darin, dass die Aktivierung von PPAR-Gamma dazu führt, dass mehr und größere Fettzellen in diesen Tieren entstehen und eine Art von Stammzellen in den Tieren, die so genannten mesenchymalen Stammzellen, dazu neigen, sich in Fettzellen zu verwandeln.
- Jerrold J. Heindel, Frederick S. vom Saal, Bruce Blumberg, Patrizia Bovolin, Gemma Calamandrei, Graziano Ceresini, Barbara A. Cohn, Elena Fabbri, Laura Gioiosa, Christopher Kassotis, Juliette Legler, Michele La Merrill, Laura Rizzi, Ronit Machtinger, Alberto Mantovani, Michelle A. Mendez, Luisa Montanini, Laura Molteni, Susan C. Nagel, Stefano Parmigiani, Giancarlo Panzica, Silvia Paterlini, Valentina Pomatto, Jérôme Ruzzin, Giorgio Sartor, Thaddeus T. Schug, Maria E. Street, Alexander Suvorov, Riccardo Volpi, R. Thomas Zoeller & Paola Palanza:
Parma consensus statement on metabolic disruptors (20.5.2015)Kommentar vom Spiegel: Dick durch Chemikalien? (19.5.2016)
Fettleibigkeit, Diabetes und das metabolische Syndrom werden auch durch Umweltchemikalien, die
metabolischen Disruptoren
, verursacht. Wenn nur Kalorienaufnahme und -verbrauch gesehen werden, dann kann die Stoffwechsel-Epidemie nicht erfolgreich bekämpft werden. - Amanda S. Janesick and Bruce Blumberg: Obesogens: an emerging threat to public health (5.2017)
Ein Teil der Hormonstörer, die
Obesogens
, fördern Fettleibigkeit durch Veränderung der Fettzellen-Entwicklung. Dadurch wird mehr Energie in Fettgewebe gespeichert, und die hormonelle Steuerung von Appetit und Sättigung wird beeinflusst. Unklar ist bisher, ob Fettleibigkeit vererbt wird. - Joana Araújo, Jianwen Cai and June Stevens:
Prevalence of Optimal Metabolic Health in American Adults: National Health and Nutrition Examination Survey 2009–2016, auch hier (11.2018)
Kommentar: This Is U.S.: Just 12 Percent Of American Adults Are Metabolically Healthy, Study FindsNur 12 % der US-Amerikaner sind hinsichtlich ihres Stoffwechsels gesund (
metabolische Gesundheit
). Alle anderen, also die weit überwiegende Mehrheit, hat ein erhöhtes Risiko, Diabetes, Herz-Kreislauf- oder andere gefährliche Krankheiten zu entwickeln. Kriterien für gute Gesundheit: Blutzucker, Triglyceride (Blutfette), Cholesterin, Blutdruck und Bauchumfang. - Michelle Kira Lee, Bruce Blumberg: Transgenerational effects of obesogens (24.2.2019)
Fettleibigkeit entsteht nicht nur durch übermäßigen Verzehr kalorienreicher Lebensmittel und eine verminderte körperliche Aktivität. Auch die Belastung durch bestimmte Chemikalien in der Gebärmutter oder in der frühen Kindheit beeinflussen die spätere Veranlagung zu Fettleibigkeit. In den letzten Jahren wurde bei zahlreichen Chemikalien erkannt, dass sie die Fettspeicherung stimulieren und weitere Gesundheitsschäden verursachen, auch bei den folgenden Generationen. Im Tierversuch zeigten sich dauerhafte Auswirkungen bis zu den Nachkommen der 4. Generation.
- Nicole Schuster, DocCheck: Aus Weichmacher wird Dickmacher (20.10.2023)
Seit den 2000er-Jahren wird daran geforscht: Hormonstörer verursachen Fettleibigkeit (Adipositas). Auch einige Medikamente wirken so: Neuroleptika wie Clozapin, selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), Antidepressiva und Antihistaminika.
Es gibt einen Fehler im Titel: BPA ist kein Dickmacher; das wären die Phthalate. - Chemikalien im Hausstaub machen fett
Die Chemikalien fördern schon bei sehr geringer Konzentration (ab 0,1 mg) die Entwicklung von Fettzellen durch Beeinflussung der Hormone. Kinder nehmen schätzungsweise täglich 60 bis 100 mg Hausstaub in ihren Körper auf.- Christopher Kassotis, Kate Hoffman, P. Lee Ferguson, Heather Stapleton:
Mon-030: Non-Target Assessment of Contributory Chemicals and In Vitro Assessment of Molecular Mechanisms of Indoor House Dust Extract-Induced Adipogenesis in 3T3-L1 Cells (3.2019) - Endocrine-disrupting chemicals in household dust may promote development of fat cells (3.2019)
- Gender-bending chemicals found in household DUST 'could be making children obese' because they trigger fat cells to grow (3.2019)
- Christopher Kassotis, Kate Hoffman, P. Lee Ferguson, Heather Stapleton:
6.7 weitere Gesundheitsschäden
Weitere Gesundheitsschäden können durch Hormonstörer verursacht werden:
- z.B. Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, chronische Entzündungen, Autoimmunkrankheiten
- Krebs, z.B. Brustkrebs durch synthetische Östrogene, Prostatakrebs, Uterus- und Schilddrüsen-Karzinome.
Diese Schäden werden auch bei Jugendlichen beobachtet, die als Kleinkinder hormonwirksamen Substanzen ausgesetzt waren. - Herz-Kreislauf-Erkrankungen
7. Empfehlungen
Die Einwirkung von Chemikalien überall zu verhindern ist kaum möglich. Aber es lohnt sich, Überlegungen anzustellen, welche Chemikalien in welchen alltäglichen Lebenssituationen gemieden werden sollten.
- Gesund Zuhause - Informationsportal der Stiftung viamedica und Prof. Dr. Franz Daschner
mit vielen Informationen über Gifte und Giftvermeidung - Leonardo Trasande ist Autor des Buchs
Sicker - Fatter - Poorer
. In dem BeitragAvoiding Endocrine-Disrupting Chemicals: 5 Tips
(7.2.2020) gibt er 5 Tipps, wie man Hormonstörer meidet:- Vorsicht bei bestimmten Kochgeschirren ‒ Pfannen mit Antihaftbeschichtung enthalten Perfluoralkylsubstanzen (PFAS), also Chemikalien, die den Stoffwechsel verlangsamen und eine Gewichtszunahme verursachen. Gusseisen und Edelstahl sind gute Alternativen. Verwenden Sie Glas für die Aufbewahrung Ihrer Lebensmittel und wiederverwendbare Taschen zu Hause und für den Transport von Lebensmitteln aus dem Supermarkt.
- Bekämpfen Sie die Umweltverschmutzung in Innenräumen! Flammschutzmittel, die in Matratzen, Teppichen, Möbeln und Elektronikgeräten verwendet werden, reichern sich im Hausstaub an und beeinträchtigen die Schilddrüse. Öffnen Sie die Fenster und verwenden Sie einen feuchten Wischmopp, um sie zu reduzieren. Prüfen Sie, ob Ihren Polstermöbeln Flammschutzmittel zugesetzt wurden.
- Essen Sie Bio und keine Konserven. Bio-Lebensmittel sind frei von gentechnisch veränderten Organismen und Pestiziden, die die Schilddrüse schädigen, die Wahrnehmungsfähigkeit beeinträchtigen und Krebs verursachen können. Wählen Sie Fleisch und Milchprodukte von natürlich ernährten und artgerecht gehaltenen Tieren.
Lebensmittelkonserven können Bisphenole enthalten, die Östrogene sind und Fettzellen vergrößern. Sie verbleiben in der Umwelt, verdoppeln das Risiko für Typ-2-Diabetes und sind wahrscheinlich giftig für Embryonen. Verwenden Sie keine Pestizide auf Ihrem Rasen und ziehen Sie die Schuhe aus, wenn Sie Ihr Haus betreten.
- Verzichten Sie auf die Mikrowelle und meiden Sie verpackte Lebensmittel. Das Etikett
mikrowellensicher
ist irreführend, da von den Kunststoffen mikroskopisch kleine Polymere in die Lebensmittel gelangen. Verarbeitete und verpackte Lebensmittel enthalten Maissirup mit hohem Fruchtzuckergehalt, künstliche Süßstoffe, Pestizide und andere Adipositas-Verursacher. Phthalate in Lebensmittelverpackungen und Transportbehältern können den Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel beeinträchtigen und zu Fettleibigkeit führen. - Vermeiden Sie Vinyl und Plastik. Verwenden Sie einen Duschvorhang aus Stoff, der in der Maschine gewaschen werden kann. Diese bleiben sauberer und halten länger als Vinyl. Ersetzen Sie Gepäckstücke und Rucksäcke durch Produkte aus organischem Mischgewebe.
Allgemeine Informationen zu Hormonen und hormonstörenden Stoffen
- Elisabeth Buchner: HormonSelbsthilfe
u.a. Adressen von Selbsthilfegruppen und Beratern - Wikipedia: Endokrine Disruptoren
Das Risiko, dass der endokrine Disruptor eine schädliche Wirkung auf Mensch und Tier haben könnte, hängt von dem Grad (der Dosis), der Dauer und dem Zeitpunkt der Exposition von Menschen bzw. Tieren gegenüber dieser Gefahr ab.
- The Endocrine Disruption Exchange
- EDC Free Europe
Für ein Europa ohne hormonstörende Chemikalien - Die Wingspread Erklärung zu endokrinen Disruptoren (1991)
In dieser Erklärung einer Gruppe von Wissenschaftlern wird die Anwendung des Vorsorgeprinzips für Umweltgifte, besonders bei endokrinen Disruptoren (Hormonstörern), gefordert. Diese sind besonders hinsichtlich der Fortpflanzung gefährlich für den Menschen. Die gesundheitsschädlichen Wirkungen zeigen sich möglicherweise erst, wenn der Nachkomme erwachsen ist.
- Ruthann A. Rudel and Laura J. Perovich:
Endocrine disrupting chemicals in indoor and outdoor air (1.2009)In dieser Studie werden die Herkunft der Chemikalien, Innen- und Außenluft-Konzentrationen und Toxizitätsdaten dargestellt. Der Wirkungsmechanismus, die Schadenswirkungen und die Dosis-Wirkungs-Beziehungen wurden zu wenig untersucht und werden bisher kaum verstanden. Chemikalien, die im breiten Einsatz sind, werden dennoch nicht systematisch auf hormonstörende Effekte untersucht.
- Evanthia Diamanti-Kandarakis, Jean-Pierre Bourguignon, Linda C. Giudice, Russ Hauser, Gail S. Prins, Ana M. Soto, R. Thomas Zoeller, and Andrea C. Gore:
Endocrine-Disrupting Chemicals: An Endocrine Society Scientific Statement (6.2009)Hormonell wirksame Chemikalien (endokrin wirksame Chemikalien, EDCs) sind Substanzen in unserer Umwelt, in Lebensmitteln und Konsumgütern, die die Biosynthese, den Stoffwechsel oder die Wirkung von Hormonen stören. Das hat Auswirkungen auf die männliche und weibliche Fortpflanzung, die Brustentwicklung und -krebs, auf Prostatakrebs, das Nervensystem, die Schilddrüse, auf Stoffwechsel und Fettleibigkeit sowie das Herz-Kreislauf-System. Empfehlungen: Förderung der Grundlagen- und klinischen Forschung und Stärkung des Vorsorgeprinzips.
- A C Gore, V A Chappell, S E Fenton, J A Flaws, A Nadal, G S Prins, J Toppari, R T Zoeller:
EDC-2: The Endocrine Society's Second Scientific Statement on Endocrine-Disrupting Chemicals (11.2015)Umfassende Darstellung der wissenschaftlichen Literatur zu Hormonstörern: 1) Fettleibigkeit und Diabetes; 2) weibliche Fortpflanzung; 3) männliche Fortpflanzung; 4) hormonempfindliche Krebserkrankungen bei Frauen; 5) Prostata; 6) Schilddrüse; und 7) Neuroentwicklung und neuroendokrine Systeme.
- Maria Elisabeth Street, Sabrina Angelini, Sergio Bernasconi, Ernesto Burgio, Alessandra Cassio, Cecilia Catellani, Francesca Cirillo, Annalisa Deodati, Enrica Fabbrizi, Vassilios Fanos, Giancarlo Gargano, Enzo Grossi, Lorenzo Iughetti, Pietro Lazzeroni, Alberto Mantovani, Lucia Migliore, Paola Palanza, Giancarlo Panzica, Anna Maria Papini, Stefano Parmigiani, Barbara Predieri, Chiara Sartori, Gabriele Tridenti, and Sergio Amarri:
Current Knowledge on Endocrine Disrupting Chemicals (EDCs) from Animal Biology to Humans, from Pregnancy to Adulthood: Highlights from a National Italian Meeting, auch hier (6.2018)Umfassender Überblick über hormonstörende Chemikalien: ihr Einfluss auf die Entwicklung von Gehirn und Psyche, z.B. Autismus, verursacht durch Quecksilber, PCB, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Flammschutzmittel, Phthalate, Bisphenol A und Pestizide. Außerdem: Stoffwechselstörungen und Fettleibigkeit, Auswirkungen auf das Wachstum vor und nach der Geburt, auf die Schilddrüse, auf die Pubertät, die Fruchtbarkeit und auf die Entwicklung von Krebs.