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Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC)
PFC werden auch perfluorierte Alkylsulfonate
(PFAS) genannt.
1. Herkunft, Zweck
PFC sind eine Stoffgruppe mit bis zu 10.000 Chemikalien, von denen 4.700 auf dem Weltmarkt gehandelt werden. Am bekanntesten sind die Perfluoroktansulfonsäure (PFOS) und die Perfluoroktansäure (PFOA), die beide das Risiko für Nieren- und Hodenkrebs erhöhen. Nachdem die Chemikalien im Jahr 2001 im Trinkwasser gefunden wurden, plante die Firma 3M im Jahr 2002, die Herstellung von PFOS einzustellen, und 2005 erklärte sich DuPont bereit, PFOA bis 2015 auslaufen zu lassen. Doch mit einer kleinen chemischen Veränderung können die Unternehmen eine neue Generation von Chemikalien mit ähnlichen Strukturen auf den Markt bringen.
PFC kommen nicht natürlich vor, sondern werden industriell hergestellt, sind aber zum Teil nicht reguliert. Die Produktion der PFC wird nur auf Basis freiwilliger Vereinbarungen von einigen Herstellern reduziert. Die PFC bestehen aus Kohlenstoffketten, bei denen die Wasserstoffatome vollständig (perfluoriert) oder teilweise (polyfluoriert) durch Fluoratome ersetzt sind. Produkte, die PFC enthalten, sind schmutz-, fett-, öl- und wasserabweisend und hitzebeständig. Wegen ihres breiten Einsatzes haben die meisten Menschen PFC im Körper.
Die langkettigen PFC sind besonders langlebig und deshalb besonders gefährlich. Viele PFC-Chemikalien werden erst in über 1.000 Jahren abgebaut. Sie sind im Trinkwasser und reichern sich im Blut und in den Organen von Menschen und Tieren an. Einige PFC werden mit Krebs, angeborenen Krankheiten, Lebererkrankungen, Stoffwechselstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schilddrüsenerkrankungen, Schäden am Immunsystem, Allergien, Hormonstörungen und einer Reihe anderer schwerwiegender Gesundheitsprobleme in Verbindung gebracht.
Allgemeine Informationen über PFC
- Bundesumweltministerium: Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFAS)
- Umweltbundesamt
- Per- und polyfluorierte Chemikalien
- Claudia Staude, Lena Vierke:
Perfluorierte Carbonsäuren - nicht nur Perfluoroctansäure (PFOA) ist besorgniserregend (2013) - EU verbietet PFOA ab 2020 (5.2017)
Die Perfluoroktansäure (PFOA) und ihre Vorläufersubstanzen darf nicht mehr hergestellt, gehandelt und eingesetzt werden.
- PFAS. Gekommen, um zu bleiben; auch auf englisch (6.2020)
- Bundesinstitut für Risikobewertung:
Gekommen, um zu bleiben: Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) in Lebensmitteln und der Umwelt (16.6.2023) - Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg – REACH:
Perfluorhexan-1-sulfonsäure und ihre Salze, PFHxS (Datenblätter)Die Chemikalien sind
besonders besorgniserregende Stoffe
(SVHC, Substance of Very High Concern). Sie sind fortpflanzungsgefährdend, persistent, bioakkumulierbar und toxisch. Sie können in Textilien (vor allem Arbeitsschutzkleidung, z.B. Uniformen sowie Markisen oder Auslegeware), Formteilen aus Fluorpolymeren und in beschichteten Papieren (z.B. fettabweisende Lebensmittelverpackungen) enthalten sein. - National Institute of Environmental Health Sciences:
Perfluoroalkyl and Polyfluoroalkyl Substances (PFAS) - Environmental Protection Agency (EPA, USA)
- Per- and Polyfluoroalkyl Substances (PFAS)
- Fact Sheet: 2010/2015 PFOA Stewardship Program
Die US-Umweltbehörde will eine Reduktion der PFOA-Belastung erreichen, u.a. durch freiwillige Vereinbarungen mit einigen Gift-Herstellern (Arkema, Asahi, BASF, Clariant, Daikin, 3M/Dyneon, DuPont und Solvay Solexis). Funktioniert das?
- Excel-Liste mit über 120.000 US-Einrichtungen, die mit PFC arbeiten. (2021)
- Agency for Toxic Substances and Disease Registry (ATSDR):
Per- and Polyfluoroalkyl Substances (PFAS) and Your Health
What are the health effects of PFAS?Perfluorierte Chemikalien können Wachstum, Lernfähigkeit und Verhalten von Kindern schädigen, die Empfängnisfähigkeit von Frauen verschlechtern, das Geburtsgewicht Neugeborener erniedrigen, die Leberwerte verschlechtern, die Cholesterinwerte und das Krebsrisiko (Nieren, Hoden) erhöhen.
- The Endocrine Disruption Exchange: PFAS Resources
Info-Materialien über PFAS.
- Wikipedia: Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen
2. Vorkommen, Anwendung
PFC finden sich in einer Vielzahl von Konsumgütern. In vielen Fällen ist der praktische Nutzen gering, und es gäbe alternative Lösungen.
Norwegen verbietet PFOA in Konsumgütern
Pressemitteilung: Norwegen hat nicht gegen EWR-Recht verstossen
Als erstes Land hat Norwegen Beschränkungen für Perfluoroktansäure (PFOA) erlassen. Eine Klage dagegen innerhalb der EFTA blieb erfolglos.
- Katherine E. Boronow, Julia Green Brody, Laurel A. Schaider, Graham F. Peaslee, Laurie Havas & Barbara A. Cohn:
Serum concentrations of PFASs and exposure-related behaviors in African American and non-Hispanic white women (8.1.2019)Untersuchungen in USA ergeben: PFC finden sich in den beschichteten Pappbehältern von Fertiggerichten, in Zahnseide mit Oral-B Glide, in Trinkwasser und in schmutzabweisenden Teppichen und Möbeln.
2.1 Lebensmittel
Perfluorierte Chemikalien gelangen über das Trinkwasser und Lebensmittel-Verpackungen in die Nahrung.
- Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit:
Per- und polyfluorierte Verbindungen (PFAS) (einschl. Ersatzprodukte)
Weitere Info und Studien:
- Trinkwasser
In einigen Gebieten Deutschlands ist das Trinkwasser mit PFC belastet.
- spektrum.de: Vorsicht, Trinkwasser! (7.2017)
Seit Jahrzehnten gelangen nicht abbaubare Perfluorcarbone in die Umwelt und reichern sich ständig an. Es gibt Indizien für mögliche Gesundheitsgefahren, doch das tatsächliche Risiko ist schwer zu beziffern.
- Green Science Policy Institute: Brief an die WHO (10.11.2022)
116 Wissenschaftler, Experten für Per- und Polyfluoralkylsubstanzen, schreiben an die WHO. Sie sind besorgt über den Entwurf von
WHO-Leitlinien für Trinkwasserqualität
. Sie empfehlen, den wissenschaftlich gesicherten Zusammenhang der Chemikalien zu Gesundheitsschäden zu berücksichtigen. Es geht um Krebs, Leberschäden, erhöhtes Cholesterin und Schäden am Immunsystem. - 3M: 3M Resolves Claims by Public Water Suppliers, Supports Drinking Water Solutions for Vast Majority of Americans, auch hier (22.6.2023)
NPR: Chemical manufacturer 3M to pay billions to help clean toxic PFAS from water supplies (23.6.2023)
Der 3M-Konzern schließt einen Vergleich mit über 300 US-Kommunen; der Vergleich muss allerdings noch gerichtlich bestätigt werden. Das Trinkwasser der Kummunen wurde mit PFC belastet, die in Löschschaum für die Brandbekämpfung enthalten waren. Hersteller des Löschschaums: 3M. Der Konzern ist bereit, für die Überprüfung und Reinigung des Wassers 10,3 Milliarden US-$ über einen Zeitraum von 13 Jahren an die Kommunen zu zahlen.
- Environmental Working Group (EWG):
Mapping the Expanding PFAS Crisis (4.2018)Liste der Gebiete in USA mit PFC-verseuchtem Grund- und Trinkwasser
- Agency for Toxic Substances and Disease Registry (ATSDR)
:
Toxicological Profile for Perfluoroalkyls
Kommentar: Threshold for harmful chemicals in drinking water lower than thought
Aus Tierversuchen (Ratten) ergibt sich, dass in den USA der Grenzwert für perfluorierte Chemikalien in Trinkwasser zu hoch ist. - Environmental Protection Agency (EPA):
Drinking Water Health Advisories for PFOA and PFOS
Grenzwert in Trinkwasser: 70 ppt (70*10-12).
- spektrum.de: Vorsicht, Trinkwasser! (7.2017)
- Verpackungen (fett-resistente Pappbecher, Pizzakartons)
- Laurel A. Schaider, Simona A. Balan, Arlene Blum, David Q. Andrews, Mark J. Strynar, Margaret E. Dickinson, David M. Lunderberg, Johnsie R. Lang and Graham F. Peaslee:
Fluorinated Compounds in U.S. Fast Food Packaging, auch hier (2017)
Kommentar: Fast-food wrappers may contain fluorinated chemicalsAus fettresistenten Fast-Food-Packungen wandern PFAS in die Nahrung. Dort verursachen sie u.a. Krebs, Entwicklungsstörungen und Schäden am Immunsystem. Dank einer neuartigen Messtechnik gelingt es, alle chemischen Varianten zu erfassen.
- Cristen Hemingway Jaynes, Ecowatch:
68 PFASForever Chemicals
von Wissenschaftlern in Lebensmittelverpackungen weltweit gefunden (21.3.2024)Neue Forschungen von Umweltwissenschaftlern der Swiss Food Packaging Forum Foundation haben 68
ewige Chemikalien
aus Per- und Polyfluoralkyl (PFAS) in Lebensmittelverpackungen aufgedeckt ‒ darunter Kunststoff, Papier und beschichtetes Metall.
- Laurel A. Schaider, Simona A. Balan, Arlene Blum, David Q. Andrews, Mark J. Strynar, Margaret E. Dickinson, David M. Lunderberg, Johnsie R. Lang and Graham F. Peaslee:
- Fisch
Fisch aus PFC-belastetem Wasser ist ebenfalls PFC-belastet.
-
Nadia Barbo, Tasha Stoiber, Olga V Naidenko, David Q Andrews:
Locally caught freshwater fish across the United States are likely a significant source of exposure to PFOS and other perfluorinated compounds, auch hier (28.12.2022)EWG study: Eating one freshwater fish equals a month of drinking 'forever chemicals' water (17.1.2023)
In den USA werden PFC in Süßwasserfischen in erheblicher Konzentration nachgewiesen.
-
Nadia Barbo, Tasha Stoiber, Olga V Naidenko, David Q Andrews:
- Eier, Früchte, Wildschweinfleisch, Wildschweinleber.
2.2 Kosmetika, Körperpflege
Produkte der Fluor-Chemie werden in Zahnseide, Wundpflaster, Kontaktlinsen, Puder, Nagellack, Rasiercreme und in Produkten der weiblichen Intim-Hygiene eingesetzt.
- Heather D. Whitehead, Marta Venier, Yan Wu, Emi Eastman, Shannon Urbanik, Miriam L. Diamond, Anna Shalin, Heather Schwartz-Narbonne, Thomas A. Bruton, Arlene Blum, Zhanyun Wang, Megan Green, Meghanne Tighe, John T. Wilkinson, Sean McGuinness, and Graham F. Peaslee:
Fluorinated Compounds in North American Cosmetics (15.6.2021)Notre Dame News: Use of PFAS in cosmetics 'widespread,' new study finds
Die Untersuchung von 231 Kosmetika in den USA ergab, dass PFAS in 56 % der Grundierungen und Augenprodukte, in 48 % der Lippenprodukte und in 47 % der Mascaras enthalten war. Viele der Produkte, die Fluor enthielten, waren als "lang anhaltend" oder "verschleißfest" deklariert. Allerdings wurden die PFAS-Chemikalien bei nur 8 % der Produkte auf dem Etikett genannt. Die Forscher waren schockiert: man kann dem Etikett nicht trauen!
- Mamavation: Indications of PFAS "Forever Chemicals" in Contact Lenses ‒ Report (18.4.2023)
Alle untersuchten Kontaktlinsen enthalten PFC. In diesem Report werden auch die gesundheitsschädlichen Wirkungen der PFC anhand von Studien beschrieben und belegt.
- American Chemical Society (ACS):
Indicator of PFAS found in some ‒ but not all ‒ period products (10.8.2023)MedicalNewsToday: 'Forever chemicals' found in certain period products, researchers say (21.8.2023)
Chemikalien der Fluor-Chemie sind in Damenhygieneprodukten, darunter Tampons, Binden, Menstruationstassen und wiederverwendbarer Unterwäsche. Die Chemikalien gelangen durch die Haut und erhöhen das Risiko für Krebs, Leber- und Nierenerkrankungen, Fettleibigkeit, Diabetes und Schäden am Immunsystem.
2.3 Teflon
Teflon (chemischer Name: Polytetrafluorethylen, PTFE) wird in Pfannen als Anti-Haftmittel eingesetzt. Schon ab einer Temperatur von 110 °C können giftige Stoffe aus der Beschichtung ausgasen und in die Nahrung, die in der Pfanne zubereitet wird, wandern. Teflon wird aus Perfluoroctansäure (PFOA, auch: C8) künstlich hergestellt.
Die Filme (s.u.) zeigen:
DuPont gelingt es mit manipulativen PR-Strategien, den finanziellen Erfolg des Unternehmens sicherzustellen und gleichzeitig Chemikalien zu entwickeln, die die Gesundheit der Menschen schädigen. Was noch schlimmer ist: das Unternehmen ist sich der Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit bewusst und täuscht Behörden, Verbraucher und sogar seine eigenen Mitarbeiter wiederholt über die Giftigkeit der Produkte. Mitarbeiter des Unternehmens bringen Kinder mit Geburtsfehlern zur Welt. DuPont untersucht die gesundheitlichen Auswirkungen bei seinen Mitarbeitern, unterlässt es aber, die Aufsichtsbehörden über das Ergebnis der Untersuchungen zu informieren.
- Zentrum der Gesundheit: Das Gesundheitsrisiko Antihaftbeschichtungen
Unabhängige Tests haben gezeigt, dass beim Vorheizen von beschichtetem Kochgeschirr die Temperatur innerhalb von 3,5 Minuten bis auf 200°C ansteigen kann. DuPonts eigene Tests besagen, dass Teflon® toxische Partikel bei 110°C ausgast.
- Wikipedia:
Die gesundheitsgefährdenden fluorierten Verbindungen treten ab einer Temperatur von ca. 202 °C auf. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung geht jedoch erst ab einer Pfannentemperatur von 360°C von einer Konzentration aus, die für den Menschen giftig ist.
- Filme über die Giftigkeit von PFOA und Teflon und über dessen Hersteller DuPont:
Vergiftete Wahrheit
:
Trailer zum Film, Beschreibung in Wikipedia, Diskussion über den FilmThe Devil We Know ‒ Das unsichtbare Gift
: Beschreibung in Wikipedia
DuPont vs. the World: Chemical Giant Covered Up Health Risks of Teflon Contamination Across GlobeDer Film
The Devil We Know
, der 2018 beim Sundance Film Festival veröffentlicht wurde, schildert den Kampf, den Mitarbeiter und Bewohner des Ohio Valley durchmachen mussten, um sicherzustellen, dass das Chemieunternehmen DuPont die Verantwortung für ihr Handeln übernimmt, das sich noch Jahrhunderte lang auswirken wird.- The Teflon Toxin, Part 2: Wilbur Tennant vs. DuPont
2.4 Kleidung, Textilien
In Outdoor- und Arbeitskleidung, z.B. in Gore-Tex-Produkten, werden PFC wegen der fett-, schmutz- und wasserabweisenden Eigenschaften verwendet. Häufig sind die fettabweisenden Eigenschaften gar nicht notwendig, und die Konsumenten sind lediglich an den wasserabweisenden Eigenschaften der PFC-behandelten Textilien interessiert. Das Gift aus den Textilien wird über die Haut aufgenommen.
PFC werden auch in Windeln gefunden.
- Greenpeace:
- Untersuchung zeigt Alternativen zu gefährlicher Fluorchemie in Outdoor-Kleidung, als pdf (2014)
- Leaving Traces ‒ The hidden hazardous chemicals in outdoor gear (2016)
Kommentar im 'Guardian': Toxic chemicals found in most outdoor gear (2016)Test von Outdoor-Kleidung auf PFC.
- Steffen Schellenberger, Philippa J. Hill, Oscar Levenstam, Philip Gillgard, Ian T. Cousins, Mark Taylor, Richard S. Blackburn:
Highly fluorinated chemicals in functional textiles can be replaced by re-evaluating liquid repellency and end-user requirements (4.2019)
Kommentar: Research into outdoor and protective clothing seeks to shake off fluorochemicalsFluor-Chemie in Outdoor-Kleidung ist überflüssig. Es gibt Alternativen, die weniger giftig sind.
2.5 Flammschutz, Feuerwehr
Produkte der Fluor-Chemie werden vielfältig als Flammschutzmittel eingesetzt, etwa von der Feuerwehr, beim Militär, in der Luft- und Raumfahrttechnik, im Bauwesen, in der Fotografie und in der Elektronik. Menschen nehmen die Chemikalien beim Feuerlöschen und bei Feuerlösch-Übungen, besonders bei den militärischen See- und Luftstreitkräften auf. Entsprechend hoch können die Versorgungseinrichtungen und Grundstücke dieser Stellen belastet sein. Schließlich landen die Chemikalien in den Gewässern und gelangen so auch in das Trinkwasser.
- Colorado Air Force base blamed for causing cancers to veterans and residents after toxic firefighting foam contaminates water (1.2018)
Mit PFC in Löschmitteln werden die Feuerwehrleute und das Trinkwasser der Bevölkerung vergiftet. Folge: erhöhtes Auftreten von Schilddrüsen-, Prostata- und Hodenkrebs.
- MilitaryTimes: Cancer-causing foam could be banned in military training next year, off military bases entirely by 2029 (6.2019)
Auf vielen US-amerikanischen Militärbasen ist das Trinkwasser mit giftigen Flammschutzmitteln kontaminiert. Sie sollen jetzt verboten werden.
- Paul Rosenfeld, Kenneth R. Spaeth, Linda Remy, Vera S Byers, Stuart A. Muerth, Ryan C. Hallman, Jasmine Summers-Evans, Sofia Barker:
Perfluoroalkyl substances exposure in firefighters: Sources and implications, auch hier (3.2023)Feuerwehrleute sind einer erhöhten Belastung durch PFC ausgesetzt, die in wässrigem filmbildendem Schaum enthalten sind. Das wurde durch Messung im Blutserum festgestellt. Die PFC verursachen Krebs; die einzelnen Karzinogene wirken additiv. Feuerwehrleute haben ein erhöhtes Risiko für Schilddrüsen-, Nieren-, Blasen-, Hoden-, Prostata- und Dickdarmkrebs.
- Der Chemie-Konzern 3M zahlt über 10 Milliarden US-$, weil er für die Trinkwasser-Belastung mit PFC verantwortlich ist. (6.2023)
3. Einwirkung auf den Menschen (Exposition)
PFC können im Boden von Mikroorganismen nicht abgebaut, von der Sonne kaum zerstört und in Pflanzen, Tieren und Menschen nicht verstoffwechselt und ausgeschieden werden, sind also sehr langlebig. Sie werden über Trinkwasser, Lebensmittel, durch Einatmen von kontaminiertem Staub sowie über die Haut aufgenommen. Sie werden im Blut gefunden und reichern sich in den Organen an: Gehirn, Leber, Magen, Knochen und Lunge.
- Antonia M. Calafat, Lee-Yang Wong, Zsuzsanna Kuklenyik, John A. Reidy, and Larry L. Needham:
Polyfluoroalkyl Chemicals in the U.S. Population: Data from the National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) 2003-2004 and Comparisons with NHANES 1999-2000, auch hier (29.8.2007)Änderungen im Produktspektrum der chemischen Industrie zeigen eine Tendenz weg von chlororganischen Verbindungen hin zu bromierten und fluoridierten Verbindungen. Die Untersuchung von 2094 Personen zeigt, dass praktisch alle Bevölkerungsgruppen PFCs im Blut haben.
- Environmental Working Group (EWG):
PFAS in Drinking Water: Hazardous at Ever-Lower Levels (2.2019)Die Grenzwerte für PFAS sind in USA mit 70 ppt viel zu hoch angesetzt; EU: 6,5 ppt.
- Agency for Toxic Substances and Disease Registry (ATSDR):
Blood PFC Testing and Health Information Summary
Nach einem Unfall mit Perfluorierter Carbonsäure (PFCA) wird die Bevölkerung informiert und 'beruhigt' mit Informationen zur Überprüfung von PFC im Blut. - Trudel D, Horowitz L, Wormuth M, Scheringer M, Cousins IT, Hungerbühler K:
Estimating consumer exposure to PFOS and PFOA (4.2008)Die Chemikalien werden überwiegend durch die Nahrung aufgenommen, außerdem von Imprägnierungssprays, behandelten Teppichen und innen beschichteten Lebensmittelpackungen. Gemessen wurden 3 - 220 ng PFOS je kg Körpergewicht und Tag bzw. 1 bis 130 ng PFOA je kg Körpergewicht und Tag. Kleine Kinder nehmen größere Mengen auf.
- Maya E. Morales-McDevitt, Jitka Becanova, Arlene Blum, Thomas A. Bruton, Simon Vojta, Melissa Woodward, and Rainer Lohmann:
The Air That We Breathe: Neutral and Volatile PFAS in Indoor Air (31.8.2021)Kommentar: Toxic 'forever chemicals' contaminate indoor air at worrying levels, study finds
PFAS in der Innenraum-Luft wurden bisher unterschätzt. Sie stammen z.B. aus Teppichen oder Kleidung, Fußbodenwachs, Fleckenschutzmittel und Lebensmittelverpackungen und können an Staubpartikel binden. Untersucht wurden Kindergärten, Schulräume, Textilläden, Uni-Hörsäle, -Labore und Büros.
- PFAS free
Kritische Infos über die Produkte der Fluor-Chemie als Gefahr für Umwelt und Gesundheit.
4. Schädigung der Gesundheit
Die Gesundheitsbehörden sind unfähig oder unwillig, die Kontamination unseres Körpers mit den Ewigkeits-Chemikalien
PFC sinnvoll anzugehen. Sie überwachen und berichten, mehr nicht. Besser wäre es, wenn Regulierungsbehörden, Umweltwissenschaftler, Mediziner und Interessenvertreter der Industrie gemeinsame Anstrengungen unternehmen würden, um PFC aller Art aus dem Verkehr zu ziehen. Eine andere Lösung gibt es für die Fluor-Chemie nicht.
4.1 Allgemein
Die per- und polyfluorierten Chemikalien schädigen das zentrale Nervensystem, das Hormon-, Stoffwechsel-, Reproduktions- und das Immunsystem sowie die Schilddrüse und die Leber. Sie erhöhen das Krebsrisiko, z.B. für Brustkrebs. Obwohl sicher ist, dass PFC gesundheitsschädlich sind, wird behauptet, es sei nicht genau bekannt, ab welcher Giftkonzentration Gesundheitsschäden entstehen. Das verleitet dazu, Grenzwerte zu hoch anzusetzen.
- C8 Science Panel: Study Publications
Sammlung von Studien seit 2009.
- Verbraucherzentrale:
PFOA schädigen das Immun- und Hormonsystem, sind fruchtschädigend und können Krebs auslösen. - Arlene Blum, Simona A. Balan, Martin Scheringer, Xenia Trier, Gretta Goldenman, Ian T. Cousins, Miriam Diamond, Tony Fletcher, Christopher Higgins, Avery E. Lindeman, Graham Peaslee, Pim de Voogt, Zhanyun Wang, and Roland Weber:
The Madrid Statement on Poly- and Perfluoroalkyl Substances (PFASs), auch hier: _1_ _2_ (1.5.2015)Aufruf von Wissenschaftlern und anderen Experten aus verschiedenen Disziplinen: eine zunehmende Anzahl von Poly- und Perfluoralkylsubstanzen (PFAS) wird produziert und in die Umwelt freigesetzt. Sie warnen vor den schädlichen Auswirkungen aller PFAS-Chemikalien. Die PFAS werden mit zahlreichen Erkrankungen in Verbindung gebracht:
- Lebertoxizität und Leber-Fehlfunktion,
- Störung des Fettstoffwechsels, Fettleibigkeit;
- hoher Cholesterinspiegel,
- Neurologie: unerwünschte Auswirkungen auf Lernen und Verhalten von Säuglingen und Kindern,
- Toxizität und Tod bei Neugeborenen,
- reduziertes Geburtsgewicht und -größe, reduziertes Wachstum des Kindes,
- Störung des Immunsystems,
- verminderte Immunantwort auf Impfstoffe,
- Colitis ulcerosa (chronisch-entzündliche Dickdarmerkrankung)
- Tumoren in mehreren Organsystemen,
- Hoden- und Nierenkrebs,
- Störung des Hormonsystems, reduzierter Hormonspiegel und verzögerte Pubertät,
- Hypothyreose (Schilddrüsen-Unterfunktion).
- Jennifer L. Burkemper, Tolulope A. Aweda, Adam J. Rosenberg, David M. Lunderberg, Graham F. Peaslee, and Suzanne E. Lapi:
Radiosynthesis and Biological Distribution of 18F-Labeled Perfluorinated Alkyl Substances (2017)Kommentar von ScienceDaily:
Tracking hazardous chemicals from fast-food wrappers in the body (29.3.2017)Durch radioaktive Markierung konnte die Wanderung der PFAS vom Fast-Food-Karton in die Organe beobachtet werden. PFAS werden mit Nieren- und Hodenkrebs, erhöhtem Cholesterin, geschädigter Fruchtbarkeit und Schilddrüsenproblemen in Verbindung gebracht.
- Agency for Toxic Substances and Disease Registry (ATSDR, USA): What are the health effects of PFAS?
Gesundheitsschädliche Wirkungen der PFC:
- Erhöhte Cholesterin-Werte,
- Veränderungen an den Leber-Enzymen,
- Veränderungen am Geburtsgewicht eines Kindes,
- Geringere Immunreaktion nach einer Impfung,
- bei Schwangeren: erhöhtes Risiko für Bluthochdruck und Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung),
- erhöhtes Risiko für Nieren- und Hodenkrebs.
- Mark C. Howell Jr., ConsumerNotice: PFAS, auch hier (21.11.2023)
PFC werden als
ewige Chemikalien
bezeichnet, weil sie nicht abgebaut werden und sich überall ‒ sowohl in der Umwelt als auch im menschlichen Körper ‒ ansammeln. PFC verursachen Krebs und andere schwere Gesundheitsschäden:- Auswirkungen auf Wachstum, Lernen und Verhalten von Säuglingen und Kindern;
- Auswirkungen auf das Immunsystem;
- erhöhter Cholesterinspiegel;
- Störung natürlicher Hormone;
- Nieren- und Hodenkrebs;
- Bluthochdruck während der Schwangerschaft;
- reduzierte Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft, d.h. Unfruchtbarkeit;
- Schilddrüsenerkrankung;
- Colitis ulcerosa.
4.2 Krebs
PFC verursachen epigenetische Veränderungen, oxidativen Stress und chronische Entzündungen und schwächen das Immunsystem. Das fördert die Entwicklung von Tumoren und Krebs.
Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat Perfluoroctansäure (PFOA) als krebserregend und Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) als möglicherweise krebserregend eingestuft.
- Alexis M. Temkin, Barbara A. Hocevar, David Q. Andrews, Olga V. Naidenko, and Lisa M. Kamendulis:
Application of the Key Characteristics of Carcinogens to Per and Polyfluoroalkyl Substances, auch hier (4.3.2020)Environmental Working Group: Study: PFAS Act Similar to Known Cancer-Causing Chemicals
PFC verursachen oxidativen Stress, wirken immunsuppressiv, modulieren rezeptorvermittelte Wirkungen und können Krebs verursachen.
- Kyle Steenland, Andrea Winquist:
PFAS and cancer, a scoping review of the epidemiologic evidence (30.12.2020)(Literatur-Metastudie) Die meisten Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Krebs und PFC als Ursache gibt es für Hodenkrebs und Nierenkrebs, in einigen Studien auch für Prostatakrebs.
- American Cancer Society:
Perfluorooctanoic Acid (PFOA), Perfluorooctane Sulfonate (PFOS), and Related Chemicals (21.3.2023)Die US-amerikanische Krebsgesellschaft beschreibt den aktuellen Stand der Forschung zu Fluor-Chemikalien als Ursache von Krebs. PFC erhöhen das Risiko für Hoden-, Nieren- und Schilddrüsenkrebs, auch für Prostata-, Blasen-, Brust- und Eierstockkrebs.
- Amber L Cathey, Vy K Nguyen, Justin A Colacino, Tracey J Woodruff, Peggy Reynolds, Max T Aung:
Exploratory profiles of phenols, parabens, and per- and poly-fluoroalkyl substances among NHANES study participants in association with previous cancer diagnoses, auch hier (18.9.2023)Kommentar in Spiegel Online:
Studie zeigt Zusammenhang zwischen PFAS im Körper und Krebsrisiko bei FrauenFrauen, die mit PFC belastet sind, haben ein erhöhtes Risiko für Brust-, Eierstock-, Haut- und Gebärmutterkrebs.
- Maaike van Gerwen, Elena Colicino, Haibin Guan, Georgia Dolios, Girish N. Nadkarni, Roel C.H. Vermeulen, Mary S. Wolff, Manish Arora, Eric M. Genden, Lauren M. Petrick:
Per- and polyfluoroalkyl substances (PFAS) exposure and thyroid cancer risk (24.10.2023)Die Häufigkeit von Schilddrüsenkrebs hat in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen ‒ in den Jahren 1974 bis 2013 um 3,6 % pro Jahr. Hormonstörer könnten ein Hauptgrund dafür sein. In dieser Studie wird ein Zusammenhang zwischen PFC und Schilddrüsenkrebs gefunden.
- Jie Zheng, Boshi Sun, Domenica Berardi, Lingeng Lu, Hong Yan, Shujian Zheng, Oladimeji Aladelokun, Yangzhouyun Xie, Yujun Cai, Krystal J. Godri Pollitt, Sajid A. Khan and Caroline H. Johnson:
Perfluorooctanesulfonic Acid and Perfluorooctanoic Acid Promote Migration of Three-Dimensional Colorectal Cancer Spheroids, Ergänzung (8.12.2023)science alert: Common Forever Chemicals May Trigger Cancer Cells to Spread (18.12.2023)
Jenny Blair: Yale Study:
Forever Chemicals
Promote Cancer Cell Migration (11.12.2023)In dieser Studie wird die Wirkung von PFC auf die Entwicklung und das Fortschreiten von Darmkrebs umfassend untersucht.
4.3 Schädigung der Leber
PFC verursachen die nicht-alkoholische Fettleber.
- Elizabeth Costello, Sarah Rock, Nikos Stratakis, Sandrah P. Eckel, Douglas I. Walker, Damaskini Valvi, Dora Cserbik, Todd Jenkins, Stavra A. Xanthakos, Rohit Kohli, Stephanie Sisley, Vasilis Vasiliou, Michele A. La Merrill, Hugo Rosen, David V. Conti, Rob McConnell, and Leda Chatzi:
Exposure to per- and Polyfluoroalkyl Substances and Markers of Liver Injury: A Systematic Review and Meta-Analysis (27.4.2022)Die nicht-alkoholische Fettleber (NAFLD) ist die häufigste Lebererkrankung in den Industrieländern und wird durch schlechte Ernährung, mangelnde Bewegung, Übergewicht und Rauchen begünstigt. Unbehandelt kann sie zu nichtalkoholischer Steatohepatitis (NASH), Zirrhose und Lebererkrankungen im Endstadium führen. Die Fluor-Chemikalien (PFC) sind hormonell wirksam, reichern sich in der Leber an und beschleunigen Stoffwechselveränderungen, die zu einer Fettleber führen.
Indikator einer Leberschädigung sind die Serum-Alanin-Aminotransferase sowie erhöhte Aspartat-Aminotransferase- und Gamma-Glutamyl-Transferase-Werte. Durch Auswertung von Statistiken ergibt sich ein Zusammenhang dieser Biomarker mit einer PFC-Belastung. An Nagetieren konnte der Zusammenhang auch kausal nachgewiesen werden. Die Schädigung beruht auf folgenden Vorgängen:
- Förderung von Leberentzündungen und Triglyceridansammlungen,
- veränderter Lipidstoffwechsel,
- verringerte Bioverfügbarkeit von Cholin, wodurch eine Steatose (Verfettung der Leber) ausgelöst wird. Cholin ist ein essenzieller Nährstoff und unterstützt die normale Leberfunktion, indem er hilft, die Integrität der Zellmembranen aufrechtzuerhalten und den Cholesterin-Stoffwechsel zu steuern, einschließlich Low-Density-Lipoproteine (LDL) und Very-Low-Density-Lipoproteine (VLDL).
alten
PFC aus dem Verkehr gezogen und durch neuere PFC ersetzt. Leider weisen diese eine ähnliche chemische Struktur auf und haben ähnliche toxische Wirkungen. - Vishal Midya, Elena Colicino, David V. Conti, Kiros Berhane, Erika Garcia, Nikos Stratakis, Sandra Andrusaityte, Xavier Basagaña, Maribel Casas, Serena Fossati, Regina Gražuleviciene, Line Småstuen Haug, Barbara Heude, Léa Maitre, Rosemary McEachan, Eleni Papadopoulou, Theano Roumeliotaki, Claire Philippat, Cathrine Thomsen, Jose Urquiza, Marina Vafeiadi, Nerea Varo, Miriam B. Vos, John Wright, Rob McConnell, Martine Vrijheid, Lida Chatzi, Damaskini Valvi:
Association of Prenatal Exposure to Endocrine-Disrupting Chemicals With Liver Injury in Children (6.7.2022)Kommentar in DocCheck: Kunststoff-Verbot: UnPFASsbar dumm? (5.10.2023)
Die Belastung in der Schwangerschaft mit chlororganischen Pestiziden, polybromiertem Diphenylether, Perfluoralkylsubstanzen und Metallen erhöht später beim Kind im schulpflichtigen Alter das Risiko einer Leberschädigung und der hepatozellulären Apoptose. Das trägt möglicherweise zur aktuellen Häufigkeit der nichtalkoholischen Fettleber bei Kindern bei. Die Anwender der Chemikalien wollen aber nicht darauf verzichten.
4.4 PFC schädigen Hormone und Schilddrüse
Die Schilddrüse und ihre Hormone werden geschädigt. Dadurch steigt das Risiko für Krebs, Stoffwechselstörungen, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen; bei Schwangeren werden die Nachkommmen geschädigt.
- Ryan C. Lewis, Lauren E. Johns, and John D. Meeker:
Serum Biomarkers of Exposure to Perfluoroalkyl Substances in Relation to Serum Testosterone and Measures of Thyroid Function among Adults and Adolescents from NHANES 2011-2012 (29.5.2015)PFC stören das Gleichgewicht der der Fortpflanzungs- und Schilddrüsenhormone: Testosteron, Trijodthyronin, Thyroxin. Durch PFC wird das Schilddrüsen-stimulierende Hormon (TSH) im Jugendalter bei Männern erhöht und bei Frauen erniedrigt.
- Ning Ding, Siobán D Harlow, John F Randolph, Jr., Antonia M Calafat, Bhramar Mukherjee, Stuart Batterman, Ellen B Gold, Sung Kyun Park:
Associations of Perfluoroalkyl Substances with Incident Natural Menopause: the Study of Women's Health Across the Nation, auch hier (6.2020)Kommentare:
- Pressemitteilung: PFAS exposure may cause early menopause in women; Early menopause could impact heart, bone health
- Medscape: High Serum Levels of 'Forever Chemicals' Tied to Earlier Menopause
- Francesca Coperchini, Laura Croce, Gianluca Ricci, Flavia Magri, Mario Rotondi, Marcello Imbriani, Luca Chiovato, Luca Chiovato:
Thyroid Disrupting Effects of Old and New Generation PFAS (19.1.2021)PFC kann das Schilddrüsenhormonsystem beim Menschen stören, was möglicherweise negative Auswirkungen auf den Schwangerschaftsverlauf und die Entwicklung des Fötus/Kindes hat.
- Jesse A. Goodrich, Douglas I. Walker, Jingxuan He, Xiangping Lin, Brittney O. Baumert, Xin Hu, Tanya L. Alderete, Zhanghua Chen, Damaskini Valvi, Zoe C. Fuentes, Sarah Rock, Hongxu Wang, Kiros Berhane, Frank D. Gilliland, Michael I. Goran, Dean P. Jones, David V. Conti, and Leda Chatzi:
Metabolic Signatures of Youth Exposure to Mixtures of Per- and Polyfluoroalkyl Substances: A Multi-Cohort Study (22.2.2023)The Defender:
Ewige
Chemikalien setzen Kinder einem erhöhten Risiko für Diabetes, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus (24.2.2023)- Raincoats, Undies, School Uniforms: Are Your Clothes Dripping in 'Forever Chemicals'?, auch hier (5.4.2023)
Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS), die in einer Vielzahl von Konsumgütern verwendet werden, stören wichtige biologische Prozesse und erhöhen für Kinder und junge Erwachsene das Risiko für viele Krankheiten. Diese Gifte schädigen nicht nur den Lipid- und Aminosäurestoffwechsel, sondern verändern auch die Funktion der Schilddrüsenhormone. Sie spielen eine Schlüsselrolle bei Wachstum und Stoffwechsel. Veränderung der Hormon-Funktionen während der Pubertät kann die Entwicklung vieler Krankheiten im späteren Leben beeinflussen, etwa Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
4.5 PFC schädigen Fortpflanzung und Kinder
Sowohl das Immun- als auch das Schilddrüsenhormonsystem sind für die menschliche Physiologie und Gesundheit von wesentlicher Bedeutung. Sie sind auch von Beginn an für eine normale Entwicklung des Fötus wichtig, denn sie sind vor und nach der Geburt anfällig für chemische Einflüsse. Bei Störungen während der Entwicklung können beide Systeme beeinträchtigt werden, was sich später im Leben negativ auf die Immunfunktion, das neurologische Verhalten und auf die kognitiven Fähigkeiten auswirkt.
Poly- und perfluorierte Alkylsubstanzen (PFC) sind Verbindungen, die immuntoxisch wirken und die Schilddrüsenhormone schädigen. Sie sind in der Umwelt allgegenwärtig und persistent, und der Mensch ist ihnen überall ausgesetzt. Sie sind ein Risiko für die Gesundheit des Menschen. PFC sind reproduktionstoxisch: sie verursachen Fortpflanzungsstörungen (Unfähigkeit, schwanger zu werden), Schwangerschaftstoxikose (Präeklampsie) und Entwicklungsstörungen des neugeborenen Kindes.
- Zu Gesundheitsschäden im Bereich Fortpflanzung durch andere hormonstörende Chemikalien.
- Malits J, Blustein J, Trasande L, Attina TM:
Perfluorooctanoic acid and low birth weight: Estimates of US attributable burden and economic costs from 2003 through 2014. (11.2017)PFOA in der Schwangerschaft führt zu niedrigerem Geburtsgewicht. In der Studie werden die daraus entstandenen Kosten im US-Gesundheitswesen berechnet: 13,7 Mrd. US-$ für den Zeitraum 2003-2014.
- Louise Ramhøj: Developmental Toxicity of Perfluorohexane Sulfonate (PFHxS) (2018)
Effects on the Immune and Thyroid Hormone SystemsIn dieser umfangreichen dänischen Dissertation wird anhand von Tierversuchen mit Ratten die Wirkung von Perfluorhexansulfonat (PFHxS) bei Schwangeren und Nachkommen untersucht.
Ergebnis: Erniedrigung der Schilddrüsenhormone bei Mutter und Nachkommen, was beim Menschen zur Schädigung der Sprachentwicklung und des IQ führen würde. Solange Methoden für Tests an Menschen nicht vorliegen, könnte ein Kompromiss zum Schutz der menschlichen kognitiven Fähigkeiten darin bestehen, einen Rückgang des Serum-T4-Spiegels bereits als eine Nebenwirkung anzusehen. - Szilagyi, J.T., Avula, V. & Fry, R.C.:
Perfluoroalkyl Substances (PFAS) and Their Effects on the Placenta, Pregnancy, and Child Development: a Potential Mechanistic Role for Placental Peroxisome Proliferator-Activated Receptors (PPARs) (18.8.2020)PFC erhöhen das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes, Fettleibigkeit bei Kindern, Präeklampsie (Bluthochdruck, Eiweiß im Urin und Wasseransammlungen im Gewebe während der Schwangerschaft) und fetale Wachstumsbeschränkung (zu geringes Wachstum im Mutterleib). In der Studie werden auch die entsprechenden molekularen Mechanismen der Plazenta beschrieben.
- Pheruza Tarapore and Bin Ouyang:
Perfluoroalkyl Chemicals and Male Reproductive Health: Do PFOA and PFOS Increase Risk for Male Infertility? (5.4.2021)PFC führen zu niedrigeren Testosteronspiegeln und erhöhen dadurch das Risiko für männliche Unfruchtbarkeit.
- Guomao Zheng, Erika Schreder, Jennifer C Dempsey, Nancy Uding, Valerie Chu, Gabriel Andres, Sheela Sathyanarayana, Amina Salamova:
Per- and Polyfluoroalkyl Substances (PFAS) in Breast Milk: Concerning Trends for Current-Use PFAS, auch hier (5.2021)Sowohl alte als auch die aktuell verwendeten PFAS kontaminieren die Muttermilch und schädigen gestillte Säuglinge. Die Konzentration der verbotenen PFOS und PFOA geht zurück, während die derzeit verwendeten kurzkettigen PFAS immer häufiger nachgewiesen werden.
- Nathan J Cohen, Meizhen Yao, Vishal Midya, Sandra India-Aldana, Tomer Mouzica, Syam S Andra, Srinivasan Narasimhan, Anil K Meher, Manish Arora, Jerry Kok Yen Chan, Shiao-Yng Chan, See Ling Loy, Lidia Minguez-Alarcon, Youssef Oulhote, Jonathan Huang, Damaskini Valvi:
Exposure to perfluoroalkyl substances and women's fertility outcomes in a Singaporean population-based preconception cohort, auch hier (17.2.2023)Pressemitteilung: Exposure to Chemicals Found in Everyday Products Is Linked to Significantly Reduced Fertility (17.3.2023)
Salon: Stray pollutants in fast food and microwave popcorn could be affecting pregnancies
PFC verschlechtern die weibliche Fruchtbarkeit, d.h. die Fähigkeit, schwanger zu werden.
- Kaitlin R. Taibl, Anne L. Dunlop, Dana Boyd Barr, Yuan-Yuan Li, Stephanie M. Eick, Kurunthachalam Kannan, P. Barry Ryan, Madison Schroder, Blake Rushing, Timothy Fennell, Che-Jung Chang, Youran Tan, Carmen J. Marsit, Dean P. Jones & Donghai Liang:
Newborn metabolomic signatures of maternal per- and polyfluoroalkyl substance exposure and reduced length of gestation (30.5.2023)Rob Spahr, Emory News Center: Emory-led research first to detect 'forever chemicals' in newborns (14.9.2023)
PFC gelangen von der Schwangeren durch die Gebärmutter zum ungeborenen Kind und erhöhen das Risiko für eine Frühgeburt. Die hormonelle Balance und das Zellwachstum des Kindes werden beeinträchtigt.
- Wencong Yao, Jingjing Xu, Weitian Tang, Chang Gao, Lin Tao, Jie Yu, Jia Lv, Hua Wang, Yijun Fan, De-Xiang Xu, Yichao Huang:
Developmental toxicity of perfluorohexane sulfonate at human relevant dose during pregnancy via disruption in placental lipid homeostasis (12.6.2023)(Tierversuch mit trächtigen Mäusen) Perfluorhexylsulfonat (PFHxS) ist die dritthäufigste per- und polyfluorierte Alkylsubstanz (PFC). Seine Giftwirkung während Schwangerschaft und Entwicklung der Nachkommen ist noch wenig erforscht.
Ergebnis: erhöhte Sterblichkeit des Fötus. Das Gift schädigt die Plazenta, passiert die Plazentaschranke und schädigt den Fettstoffwechsel. - Yaqi Xu, Xinyao Sui, Jinhong Li, Liyi Zhang, Pengpeng Wang, Yang Liu, Huijing Shi, Yunhui Zhang:
Early-life exposure to per- and polyfluoroalkyl substances: Analysis of levels, health risk and binding abilities to transport proteins (8.5.2024)Kommentar:
- Chinese Academy of Sciences:
Alarming study unveils how forever chemicals transfer from mothers to newborns (24.6.2024)
Eine Schwangere überträgt ihre eigene PFC-Belastung über die Gebärmutter und nach der Geburt über die Muttermilch an das Kind. In dieser Studie wird die Art der Übertragung beschrieben. Hohe PFC-Werte werden in der Nabelschnur und der Muttermilch gefunden. Säuglinge unter einem Monat sind besonders hoch belastet, um ein Vielfaches mehr als Erwachsene.
- Chinese Academy of Sciences:
- Siehe auch PFC schädigen das Immunsystem
4.6 PFC sind neurotoxisch
- Johanna Inhyang Kim, Bung-Nyun Kim, Young Ah Lee, Choong Ho Shin, Yun-Chul Hong, Lise Dalgaard Døssing, Gustav Hildebrandt, Youn-Hee Lim:
Association between early-childhood exposure to perfluoroalkyl substances and ADHD symptoms: A prospective cohort study, auch hier (25.3.2023)Werden Kinder im Alter von 2 Jahren mit PFC belastet, dann erhöht sich das Risiko für die spätere Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Alter von 8 Jahren, auch schon bei niedrigen Gift-Werten. Für die vorgeburtliche Belastung war dies schon länger bekannt.
- Philadelphia Inquirer:
How we were able to test artificial turf from Veterans Stadium and what the tests showed (8.3.2023)The Defender:
Artificial Turf Is Full of Toxic Chemicals ‒ Yet More and More Schools and Playgrounds Are Using It (4.5.2023)Der Baseball-Club
Philadelphia Phillies
spielte in den Jahren 1971 bis 2003 im Veterans Stadium von Philadelphia. Von 1977 bis 1981 lag dort Kunstrasen, der stark mit PFAS belastet war, wie Investigativ-Journalisten jetzt herausgefunden haben. Sechs Spieler, die damals auf dem Kunstrasen spielten, sind inzwischen an Gehirntumoren gestorben. Gibt es einen Zusammenhang? - Bei vorgeburtlicher PFC-Belastung wurde angeborene cerebrale Lähmung beobachtet.
4.7 PFC schädigen das Immunsystem
Durch die Schädigung des Immunsystems können eher Infektionskrankheiten entstehen; auch können Impfstoffe unwirksam werden.
- Philippe Grandjean, Elisabeth Wreford Andersen, Esben Budtz-Jørgensen, Flemming Nielsen, Kåre Mølbak, Pal Weihe, and Carsten Heilmann:
Serum Vaccine Antibody Concentrations in Children Exposed to Perfluorinated Compounds (25.1.2012)Belastung mit PFC bewirkt bei Kindern im Alter 5 bis 7 Jahre eine schlechtere Reaktion des Immunsystems auf die Routine-Impfungen.
- A Impinen, MP Longnecker, UC Nygaard, SJ London, KK Ferguson, LS Haug, and B Granum:
Maternal levels of perfluoroalkyl substances (PFASs) during pregnancy and childhood allergy and asthma related outcomes and infections in the Norwegian Mother and Child (MoBa) cohort, auch hier (23.1.2019)PFC-belastete Kinder haben ein erhöhtes Risiko für Infektionen wie Bronchitis, Lungenentzündung, Halsentzündung, Pseudokrupp, Ohrenentzündung und Magengrippe/Durchfall. Mädchen sind eher gefährdet als Jungen.
- Haley von Holst, Pratibha Nayak, Zygmunt Dembek, Stephanie Buehler, Diana Echeverria, Dawn Fallacara, and Lisa John:
Perfluoroalkyl substances exposure and immunity, allergic response, infection, and asthma in children: review of epidemiologic studies (12.10.2021)Für die Nachkommen von Schwangeren, die PFC-belastet wind, sowie für PFC-belastete Kinder besteht ein erhöhtes Risiko für Infektionen, Allergien (IgE Antikörper), Asthma, Neurodermitis und Immunsuppression; deshalb ist auch die Wirksamkeit von Impfstoffen vermindert.
4.8 PFC schädigen das Stoffwechselsystem
Durch die Produkte der Fluorchemie (PFC) wird das Risiko für Fettleibigkeit erhöht.
- Gang Liu, Klodian Dhana, Jeremy D. Furtado, Jennifer Rood, Geng Zong, Liming Liang, Lu Qi, George A. Bray, Lilian DeJonge, Brent Coull, Philippe Grandjean, Qi Sun:
Perfluoroalkyl substances and changes in body weight and resting metabolic rate in response to weight-loss diets: A prospective study (13.2.2018)Kommentar: New Study Finds Non-Stick Pans Sabotage Weight Loss
Perfluoralkylsubstanzen (PFAS) fördern die Gewichtszunahme und die Fettleibigkeit. Die übergewichtigen Testteilnehmer machen zunächst eine Abnehm-Diät und werden nach Ende der Diät weiter beobachtet. Die Teilnehmer mit mehr PFAS im Blut nehmen dann am meisten wieder zu.
- Food Packaging Forum: Health effects of PFAS exposure (18.1.2019)
PFC-Exposition wird als Ursache von Stoffwechselerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie von Störungen der fetalen (vor der Geburt) und kindlichen Entwicklung umfassend beschrieben.
- Jesse A. Goodrich, Douglas I. Walker, Jingxuan He, Xiangping Lin, Brittney O. Baumert, Xin Hu, Tanya L. Alderete, Zhanghua Chen, Damaskini Valvi, Zoe C. Fuentes, Sarah Rock, Hongxu Wang, Kiros Berhane, Frank D. Gilliland, Michael I. Goran, Dean P. Jones, David V. Conti, and Leda Chatzi:
Metabolic Signatures of Youth Exposure to Mixtures of Per- and Polyfluoroalkyl Substances: A Multi-Cohort Study (22.2.2023)CNN: Child growth and development hampered by PFAS in blood, study says (20.3.2023)
PFC schädigen das Immun- und das Hormonsystem, die Fruchtbarkeit, das Wachstum und die Entwicklung des Kindes. Sie erhöhen das Risiko für Krebs. Die kindliche Schilddrüse, der Aminosäure- und der Lipidstoffwechsel werden geschädigt. Aminosäuren sind an der Produktion von Hormonen, Enzymen und Proteinen beteiligt; Lipide spielen eine Rolle bei der Hormonproduktion und dem Fettstoffwechsel. PFC tragen bei Jugendlichen zu Entzündungen und oxidativem Stress bei und können so eine Vielzahl von Krankheiten verursachen. PFC steigern die entzündungsfördernde Arachidonsäure, die das Risiko für Krebs und Herzerkrankungen erhöht, und die Aminoadipinsäure, die das Risiko für Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes erhöht.
5. Therapie
S J Genuis, D Birkholz, M Ralitsch, N Thibault:
Human detoxification of perfluorinated compounds, auch hier (19.6.2010)
Zu einer Therapie, d.h. Entgiftung des Körpers von PFC, ist bisher wenig bekannt. In dieser Studie werden Entgiftungsmethoden anhand von Einzelfällen beschrieben:
- Sauna;
- Zwei Gallensäure-Sequestriermittel ‒ Cholestyramin (CSM) und Saponinverbindungen (SPCs). Die beiden Stoffe sollen dem Körper Gallensäure entziehen.
- Zeolith.