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Vergiftung
Es gibt
- akute Vergiftungen; sie lösen akute Körperschäden aus. Sie sind relativ selten und müssen sofort behandelt werden. Im Notfall sollte man sofort einen Arzt oder eine Notfallambulanz aufsuchen und/oder sich über die notwendigen Maßnahmen, z.B. bei einer Giftnotrufzentrale, informieren.
Beispiele: Alkohol, Schlangengift, Pilzgift (z.B. Knollenblätterpilz), Verätzung durch Kontakt des Gifts mit Haut, Augen, Schleimhaut, Speiseröhre und Magen.Der BBFU ist auf diesem Gebiet nicht tätig.
- Rauschgifte bzw. Drogen: das sind Stoffe, die im zentralen Nervensystem eine bewusstseins- und wahrnehmungsverändernde Wirkung hervorrufen sollen, d.h. (auch) neurotoxisch sind. Im weiteren Sinn könnten auch einige Genussmittel wie Alkohol und Nikotin dazuzählen.
Auch auf diesem Gebiet ist der BBFU ist nicht tätig.
1. Vergiftung
1.1 Chronische Vergiftung
Chronisch bedeutet: das Gift wirkt über einen längeren Zeitraum ein, sei es, weil die Giftaufnahme nicht bemerkt wird und deshalb andauert, oder sei es, weil die Symptome nicht als gravierend bzw. krankheitsauslösend eingeschätzt werden. Besonders verhängnisvoll wird es, wenn diese Gifte nicht schnell abgebaut, sondern im Körper zurückgehalten (Retention) bzw. gespeichert (Akkumulation) werden, so dass die Gift-Konzentration in den Organen im Lauf der Zeit immer weiter zunimmt. Die Giftwirkung dauert dann auch lange nach Ende der Exposition an. In der Medizin spricht man von Retention
, einer körperlichen Funktionsstörung, die bewirkt, dass eine Substanz nicht in ausreichendem Maß ausgeschieden, sondern zurückgehalten wird. In der Umwelt spricht man von Bioakkumulation
bzw. von biopersistenten Substanzen.
Chronisch wirksame Gifte werden auch als Umweltgifte bezeichnet und deren Wirkung in der Umweltmedizin behandelt. Woher kommen diese Gifte?
1.2 Toxikologie
Kombinationswirkung mehrerer Gifte
Normalerweise wirken mehrere Gifte in Kombination. Die Kombinationswirkung kann stärker sein als die Summe der Wirkungen (Synergie) der einzelnen Gifte, etwa bei Quecksilber in Verbindung mit Blei. Die stärkere Wirkung tritt ein, weil Quecksilber die Entgiftungsfähigkeit des Körpers bis hin zur Zerstörung schädigt und deshalb weniger Blei ausgeschieden wird.
Bei der Festlegung des Grenzwerts für ein einzelnes Gift wird die zusätzliche Wirkung anderer chronischer Gifte durch einen festen Risikofaktor berücksichtigt. Synergistische Effekte werden nicht berücksichtigt.
2. Vergiftung aus ärztlicher Behandlung
Weit verbreitet sind:
- Amalgamfüllungen
bestehen zu 50% aus dem hochgradig neurotoxischen Quecksilber. - Kontrastmittel
In der Magnetresonanztomographie (MRT, auch Kernspintomographie, engl. MRI) werden Gadolinium-Verbindungen eingesetzt, damit die im MRT abgebildeten Strukturen deutlicher sichtbar sind. Leider werden die Kontrastmittel nicht, wie häufig behauptet, in kurzer Zeit ausgeschieden.
Hier finden Sie mehr.
- Impfstoffe
enthalten einen Coctail aus giftigen Chemikalien und anderen gefährlichen Stoffen. Hier finden Sie mehr.
2.1 Medikamente
Medikamente (chemisch-pharmazeutische Produkte), z.B. für die Chemotherapie, können sehr giftig sein. Viele Medikamente werden für die dauerhafte Behandlung chronischer Erkrankungen eingesetzt, aber sie werden dafür nicht getestet. Sie bergen die Gefahr von irreversiblen Nebenwirkungen, manchmal das Gegenteil der erwarteten Linderung oder Heilung. Es wäre deshalb bei chronischen Erkrankungen besser, Alternativen zu chemisch-pharmazeutischen Medikamenten ‒ Ernährung, Nahrungsergänzungsmittel, Lebensstil ‒ in Betracht zu ziehen.
Chemisch-pharmazeutische Medikamente greifen in biologische Funktionen des Körpers ein und haben normalerweise schädliche Nebenwirkungen, die aber wegen der erwünschten Hauptwirkung in Kauf genommen werden.
Ein besonderes Problem ist die übermäßige Einnahme von Medikamenten, etwa weil
- ein Medikament Nebenwirkungen verursacht, die mit weiteren Medikamenten behandelt werden,
- ein Medikament die Krankheit nur symptomatisch, nicht ursächlich behandelt und deshalb die Krankheit immer weiter fortschreitet und weitere Therapien erforderlich sind.
Begünstigt wird der hemmungslose Einsatz von pharmazeutischen Produkten, wenn
- bei Arzt und Patient wenig Wissen bzw. unwissenschaftliche Vorurteile über biologische Vorgänge im Körper vorhanden sind,
- die Pharma-Industrie einen zu großen Einfluss auf das Verschreibungsverhalten des Arztes hat (s. dazu Infos zur Korruption),
- die Suche nach der Ursache einer Erkrankung nicht angemessen honoriert wird und deshalb nicht stattfindet,
- nicht erkannt wird, dass die Krankheitssymptome Nebenwirkungen einer Medikamenteneinnahme sind,
- nicht der Patient selbst, sondern seine Versicherung für die Kosten aufkommt. Das passiert eher bei Privatpatienten und macht den Weg frei für eine übermäßige Therapie.
Weitere Infos und Links:
- Uwe Gröber:
Common drugs as micronutrient disruptors: A selection for clinical practice, auch hier (3.2020)Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Mikronährstoffen werden zu wenig beachtet. Chemisch-pharmazeutische Medikamente können Verfügbarkeit und Wirkung von notwendigen Mikronährstoffen (Vitamine, Mineralien etc.) schädigen. Betrachtet wird die Wechselwirkung von
- Protonenpumpenhemmern (PPI, sollen Bildung von Magensäure unterdrücken) mit Vitamin B12, Eisen und Magnesium,
- Thiaziddiuretika (harntreibende Substanzen, die zur vermehrten Wasserausscheidung führen) mit Magnesium,
- Statine (sollen die Produktion von Cholesterin blockieren) mit Vitamin D, Coenzym Q10 und Selen,
- Metformin (soll bei Diabetes Typ 2 die Bildung des Blutzuckers, der Glukose, hemmen) mit Vitamin B12 und Magnesium.
- Joshua Pottel, Duncan Armstrong, Ling Zou, Alexander Fekete, Xi-Ping Huang, Hayarpi Torosyan, Dallas Bednarczyk, Steven Whitebread, Barun Bhhatarai, Guiqing Liang, Hong Jin, S. Nassir Ghaemi, Samuel Slocum, Katalin V. Lukacs, John J. Irwin, Ellen L. Berg, Kathleen M. Giacomini, Bryan L. Roth, Brian K. Shoichet, Laszlo Urban:
The activities of drug inactive ingredients on biological targets, auch hier (7.2020)Kommentare:
Hilfsstoffe in Arzneien wirken im menschlichen Körper, obwohl sie eigentlich als
biologisch inaktiv
gelten. Zu diesen Hilfsstoffen zählen Füllstoffe, Konservierungsmittel, Farbstoffe und andere Zusätze.
2.2 Medizinprodukte
Medizinprodukte werden fest im Körper eingebaut. Eine Aufnahme und Verstoffwechselung der körperfremden Stoffe ist nicht geplant, findet aber trotzdem statt. Beispiele:
- Amalgamfüllungen, Implantate (auch aus Titan), Prothesen, Brücken, Kronen, Inlays und Klebstoffe vom Zahnarzt,
- Prothesen, Nägel und Metallplatten vom Orthopäden oder
- Silikonkissen vom Schönheitschirurgen.
Leider werden Medizinprodukte nur mangelhaft geprüft und kontrolliert; teilweise existiert überhaupt keine medizinische bzw. klinische Prüfung. Weitere Informationen und Studien:
- Selbsthilfegruppe: Risiken von Silikonimplantaten
Vielfältige Informationen über Brustimplantate: Studien, Politik, Rechtliches, Hersteller, Heilung, Risiken.
- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)
- Formblatt für die Meldung von Vorkommnissen durch Betreiber und Anwender sowie Patienten oder deren Angehörige nach den §§ 3 und 4 der Medizinprodukte-Anwendermelde- und Informationsverordnung (MPAMIV)
- Formular – Meldung von gesundheitlichen Beschwerden nach der Implantation von Brustimplantaten (pdf-Datei)
- Meldung zum Brustimplantat-assoziierten anaplastischen großzelligen Lymphom (10.2020)
- Implantate aus Titan
- Heike Haarhoff, taz: Qualitätssiegel mit Risikofaktor (26.12.2011)
Ob Hüftprothesen, künstliche Kniegelenke oder Silikoneinlagen: Medizinprodukte brauchen keine staatliche Zulassung. Nach dem Skandal schweigen die Verantwortlichen.
- Spiegel Online: Gefährlicher Informationsmangel bei Implantaten (11.2018)
Die Zulassungsverfahren für Implantate sind mangelhaft. Leider werden wichtige Informationen zu fehlerhaften Implantaten oder Prothesen unter Verschluss gehalten.
- Tagesschau: Gefährliche Implantate ‒ Das Kontrollsystem versagt (Sendung am 29.11.2018)
Das Problem:- Herstellung und Prüfung sind komplett in privater Hand,
- Hersteller und Prüfer kennen sich bestens; viele Angestellte arbeiten mal auf der einen, mal auf der andere Seite,
- Zertifizierer sind auf das Geld der Hersteller angewiesen; um keinen Kunden zu verprellen, wird kaum einem Medizinprodukt das Zertifikat verweigert;
- die Beteiligten können sich immer auf Geschäftsgeheimnisse berufen. Das erschwert es den Geschädigten, den Schuldigen ausfindig zu machen.
- FRIEDA, das Magazin:
Die Nackte Wahrheit über Brustimplantate
(deutsch/English, 11.2018)mit einem Interview mit der Chirurgin Dr. Susan Kolb, u.a. über Silikon- und Kochsalz-Implantate, genetische Bedingungen, Entgiftungsstörungen, Autoimmunkrankheiten, Schimmelpilztoxine, Krebs.
- Süddeutsche Zeitung: Die Implant Files - das gefährliche Geschäft mit der Gesundheit
Es geht um fehlerhafter Implantate und um einzelne Patientenschicksale. Politik, Gesundheitsminister und Gesundheitsbehörde (BfArM) sind nicht an der Behebung der Systemmängel und an den Leiden der Patienten interessiert.
- stern TV: Brust-OP: Krank durch Silikonimplantate ‒ Brustvergrößerung mit dramatischen Folgen? (2020)
- Janosch Schoon, Bernhard Hesse, Anastasia Rakow, Melanie J. Ort, Adrien Lagrange, Dorit Jacobi, Annika Winter, Katrin Huesker, Simon Reinke, Marine Cotte, Remi Tucoulou, Uwe Marx, Carsten Perka, Georg N. Duda, Sven Geissler:
Metal-Specific Biomaterial Accumulation in Human Peri-Implant Bone and Bone Marrow (8.2020)- Pressmitteilung: Langzeitrisiken von Implantaten: Metalle aus Endoprothesen können sich im Knochen ablagern
- Kommentar: Knochen aus Metall
Die Probleme mit den Implantat-Metallen Kobalt, Chrom und Titan werden untersucht.
- DeviceMed
Portal für Informationen und Werbung über Medizinprodukte
2.3 Operation und Vollnarkose
Jede Operation ist ein körperlich belastender Vorgang, umso mehr, je älter der Patient ist. Falls eine Vollnarkose erforderlich ist, muss das Betäubungsmittel nach der Operation möglichst schnell das Gehirn und die anderen Organe wieder vollständig verlassen und der Patient sollte seine geistige Wachheit möglichst bald wiedergewinnen. Das gelingt nicht immer – es kann ein Delir entstehen.
Früher sah man das Delir als Übergangs-Syndrom an: das gehört halt zu einer Operation dazu, da muss der Patient durch, und danach ist alles wieder wie vorher. Manchmal ist das leider nicht der Fall. Man weiß jetzt, dass nach dem Delir über Monate und Jahre kognitive Einbußen bestehen können und dass das Sterblichkeits-Risiko erhöht ist. Das höchste Risiko besteht bei älteren Patienten in der Intensivmedizin, die beatmet werden. Es gibt leider keine gut validierte, labortechnische Diagnosemethode für das Delir.
- Terry E. Goldberg, Chen Chen, Yuanjia Wang, Eunice Jung, Antoinette Swanson, Caleb Ing, Paul S. Garcia, Robert A. Whittington, Vivek Moitra:
Association of Delirium With Long-term Cognitive Decline ‒ A Meta-analysis, auch hier (13.7.2020)Ergebnis der Meta-Analyse: das Delirium (oder Delir) nach der Operation führt bei vielen Patienten zu einem langandauernden kognitiven Rückgang, also zur Neurodegeneration, manchmal bis ans Lebensende.
3. Mikro- und Nanoplastik
Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft und werfen viele Plastikprodukte und Kunststoffe, vor allem Verpackungsmaterialien, weg. Aber sie halten ewig. Wir kaufen also Produkte für den kurzfristigen Verzehr bzw. Gebrauch, die in Materialien verpackt sind, die Jahrhunderte überdauern und die Tierwelt und die menschliche Gesundheit gleichermaßen gefährden. Pro Jahr werden weltweit 299 Millionen Tonnen Plastik produziert. Man schätzt, dass 2050 gewichtsmäßig mehr Plastik als Fisch sich in den Ozeanen befindet.
Der Spiegel berichtet im Heft 24/2019:
Weggeworfener Kunststoff ‒ sowohl groß als auch mikroskopisch klein ‒ kreist um den Globus, verstopft unsere Ozeane, verunreinigt unsere Nahrungsversorgung und gelangt schließlich in den Körper jedes Menschen, wo er sich mit der Zeit ansammelt. Mikroplastik- und Nanoplastik-Partikel entstehen durch die Fragmentierung und Zersetzung von Kunststoff. Mikroplastik findet sich in jedem menschlichen Gewebe, darunter in der Plazenta, der Lunge, der Milz, der Leber, den Nieren, dem Herzen, dem Gehirn und dem Stuhl.
Mikroplastik wird bisher in der Medizin als Quelle von Giftbelastung kaum beachtet. Es handelt sich um Kunststoffteilchen, die 0,1 µm bis 5 mm groß sind. Jährlich werden rund 8 Millionen Tonnen in die Meere gespült. Menschen nehmen Mikroplastik aus der Umwelt auf, z.B. mit der Nahrung, aus Plastikflaschen oder von Kosmetika. Die Erforschung, in welchem Umfang sie der Gesundheit schaden, hat erst begonnen.
Der Mensch nimmt die Partikel durch die Darmschleimhaut und die Lunge mittels Nahrung, Trinkwasser und Luft auf. Kosmetika und Reinigungsmittel enthalten Mikroplastik, das über die Haut aufgenommen oder über das Abwasser entsorgt wird. Je kleiner die Partikel sind, desto gefährlicher sind sie, weil sie dann umso besser in die Lunge und den Blutkreislauf eindringen. Ein Mensch nimmt jede Woche Mikroplastik im Umfang einer Kreditkarte auf.
Bisher ist noch vieles unklar:
- Was sind die biologischen, gesundheitlichen Auswirkungen von Mikroplastik?
- Ist das Plastik selbst giftig, oder dienen die Plastikpartikel nur als Vehikel (Träger) für andere giftige Substanzen?
- Wie werden die Partikel im Blutstrom bewegt? Möglich ist, dass Immunzellen die Partikel transportieren, was eine Störung der Immunregulation oder eine Prädisposition für immunologische Erkrankungen verursachen würde.
- Welche Organe sind besonders bedroht? Die Anreicherung von Mikroplastik ist in der Leber, in den Nieren, im Darm und im Stuhl nachgewiesen. Die menschliche Plazenta ist für Mikroplastik durchlässig.
- Wie kann das Ausmaß der Gesundheitsgefahren in der Wissenschaft realitätsnah gemessen werden?
Weitere Untersuchungen sind notwendig, um das Gesundheitsrisiko abzuschätzen.
- Weltwirtschaftsforum: The New Plastics Economy. Rethinking the future of plastics (1.2016)
In der Forschung geht man davon aus, dass sich jetzt über 150 Millionen Tonnen Kunststoffe in den Ozeanen befinden. In einem Business-as-usual-Szenario (immer weiter so) wird erwartet, dass die Ozeane im Jahr 2025 pro drei Tonnen Fisch eine Tonne Plastik enthalten und im Jahr 2050 mehr Plastik als Fisch (gewichtsmäßig).
3.1 Mikroplastik ist dauerhaft
WWF: The Lifecycle of Plastics (1.7.2021)
Plastik ist leider dauerhaft haltbar:
Objekt | Dauer | Alternative |
Plastikbeutel | 20 Jahre | Stoffbeutel |
Kaffee ToGo-Becher | 30 Jahre | Kaffeetasse |
Plastik-Strohhalme | 200 Jahre | Strohhalme aus Bambus oder Metall |
Plastikringe am Sixpack | 400 Jahre | |
Plastikflaschen | 450 Jahre | Glasflaschen |
Windeln | 500 Jahre | Stoffwindeln |
Kaffee-Pads | 500 Jahre | Kaffee in herkömmlicher Verpackung |
Plastik-Zahnbürste | 500 Jahre | Holz-Zahnbürste, z.B. aus Bambus |
Der sehr langsame Abbau in der Natur, etwa in den Weltmeeren, gilt ebenso für die Plastikpartikel, die der Mensch in seinen Körper aufnimmt, wo sie in den Organen, auch in Herz und Hirn, deponiert werden.
3.2 Mikroplastik in Mensch und Umwelt
Mikroplastik gelangt auf verschiedenen Wegen in die Umwelt, in die Ozeane und wieder in den Menschen.
- Große Plastik-Objekte gelangen ins Meer und werden dort allmählich zersetzt zu kleinen Partikeln. Fische nehmen die Partikel auf, und so gelangen sie schließlich in die Nahrungskette des Menschen.
- Kleine Plastik-Partikel bzw. Granulat lösen sich von Straßen- und Sportplatzbelägen, von Flaschen und Beuteln, aus der Kleidung und werden ins Abwasser geschwemmt. Dort werden die Partikel entweder herausgefiltert in den Klärschlamm, gelangen auf die Felder und von da in unsere Nahrungskette, oder die Partikel werden nicht herausgefiltert und gelangen in Fluss und Meer (s.o.).
- Produkten wird absichtlich freies Mikroplastik zugesetzt, um bestimmte Eigenschaften zu erzielen. Mikroplastik wird hier definiert als synthetische Polymerpartikel, kleiner als 5 mm, die unlöslich und schwer abbaubar sind. Auch sie gelangen schließlich ins Abwasser (s.o.) Beispiele hierfür sind verschiedene Arten von Kosmetika, denen Mikroplastik zugesetzt wird. Die Partikel werden genutzt, um einen Glitzereffekt zu erzielen. Da die EU eine Einschränkung bei diesen Glitzer-Produkten plant, sind die Kunden der Produkte empört.
Plastik erleichtert das Leben und gehört zur modernen Lebensweise. Die Abschaffung von Plastikprodukten, wenigstens in kleinen Teilbereichen, betrachten viele Menschen als unangemessene Bevormundung. Die Gefahr für die Gesundheit wird nur von wenigen gesehen.
Auch der Umwelt tun die vielen Plastik-Rückstände nicht gut: die Biodiversität und das biologische Gleichgewicht werden geschädigt, und die Plastik-Partikel reichern sich in der Nahrungskette an, an deren Ende in vielen (nicht allen) Fällen sich der Mensch befindet.
- Mikroplastik in den Ozeanen
- Zentrum der Gesundheit:
Mikroplastik im Meer ‒ Eine Gefahr für die Gesundheit - Plastic Soup Foundation: More plastic than fish
Wenn wir nichts gegen die
Plastiksuppe
unternehmen, werden die Ozeane im Jahr 2050 mehr Plastik als Fische (nach Gewicht) enthalten. Die Plastiksuppe wird die Ernährung von Millionen Menschen gefährden. - Simon Reddy & Winnie Lau:
Breaking the Plastic Wave: Top Findings for Preventing Plastic Pollution, pdf-Report (23.7.2020)In einem umfassenden Bericht wird gezeigt, woher die Meeresverschmutzung durch Plastik kommt und was für eine Reduzierung zu tun ist. Szenarien zeigen, was passiert, wenn die Plastikflut nicht eingedämmt wird. Wird nicht umgesteuert, sondern weiter gehandelt wie bisher, dann haben wir in 20 Jahren eine Verdreifachung des Plastikmülls in den Meeren.
- Katsiaryna Pabortsava & Richard S. Lampitt:
High concentrations of plastic hidden beneath the surface of the Atlantic Ocean (8.2020)- Pressemitteilung: There is at least 10 times more plastic in the Atlantic than previously thought
- Tagesschau: Millionen Tonnen Mikroplastik im Atlantik
- Jian Zhao, Ruyi Lan, Wang Zhenyu, Wenli Su, Dongpo Song, Runze Xue, Zhuomiao Liu, Xia Liu, Yanhui Dai, Tongtao Yue, Baoshan Xing:
Microplastic fragmentation by rotifers in aquatic ecosystems contributes to global nanoplastic pollution (9.11.2023)Spiegel Online: Mini-Tiere im Wasser fördern Entstehung von Nanoplastik (12.11.2023)
Winzige Rädertierchen (Rotifera) im Wasser tragen dazu bei, dass das im Wasser schwimmende Plastik in immer kleinere Partikel zerbröselt. Schon ein einziger dieser bis zu 0,5 Millimeter kleinen Vielzeller kann täglich mehr als 350.000 Plastik-Nanopartikel erzeugen.
- Zentrum der Gesundheit:
- Mikroplastik in der Kleidung
- goop: Is Your Clothing Toxic? (8.6.2017)
- Mark Anthony Browne, Phillip Crump, Stewart J. Niven, Emma Teuten, Andrew Tonkin, Tamara Galloway, and Richard Thompson:
Accumulation of Microplastic on Shorelines Woldwide: Sources and Sinks, als pdf (6.9.2022)Ein großer Teil der in der Meeresumwelt vorkommenden Mikroplastikfasern gelangt beim Waschen von Kleidung ins Abwasser. Aus einem einzelnen Kleidungsstück wandern mehr als 1900 Fasern pro Waschgang in die Umwelt.
- Greenpeace: Detoxreport 2021, als pdf
Freiwillige Selbstverpflichtung ‒ ein Mode-Märchen über grüne Fast-Fashion. Aber Kleidung ohne giftige Chemikalien ist möglich, leider nicht profitabel. Wir sollten weniger neue Kleidung kaufen, weniger Kleidung (neu + gebraucht) wegwerfen, weniger gebrauchte Kleidung nach Afrika senden.
- BUND: Mikroplastik ‒ eine große Gefahr für unsere Umwelt
Die Auswirkungen der Aufnahme von Kunststoffen reichen von Gewebeveränderungen bzw. Entzündungsreaktionen und toxikologischen Auswirkungen bis hin zu inneren Verletzungen und Todesfällen. Des Weiteren reichern sich Umweltgifte an der Kunststoffoberfläche an, welche bei der Aufnahme in den Organismus wieder freigesetzt werden können.
- Video: Die Geschichte von Mikrofasern mit deutschen Untertiteln
- Fraunhofer-Institut:
Kunststoffe in der Umwelt: Mikro- und Makroplastik ‒ Ursachen, Mengen, Umweltschicksale, Wirkungen, Lösungsansätze, Empfehlungen (6.2018) - Dalberg / WWF: No Plastic in Nature: Assessing Plastic Ingestion from Nature to People (2019)
Mikroplastik kontaminiert Luft, Nahrung und Wasser. Einige Plastikarten enthalten gesundheits- bzw. hormonschädigende Chemikalien, Farbstoffe und Pigmente. Genauere Untersuchungen sind schwierig und werden bisher nur lückenhaft durchgeführt.
- DocCheck: Mikroplastik: Das Trojanische Schadstoff-Pferd (10.10.2023)
Herkunft, Menge und toxische Wirkung von Mikroplastik werden beschrieben. Mikroplastik kann viele andere Schadstoffe aus unserer Umwelt an seiner Oberfläche binden und in unseren Körper einbringen ‒ wie ein Trojanisches Pferd.
- Filme
- Plastic People (2024)
Der Dokumentarfilm untersucht unsere Sucht nach Plastik und die wachsende Bedrohung der menschlichen Gesundheit durch Mikroplastik. Fast jedes Stück Plastik, das jemals hergestellt wurde, zerfällt in
Mikroplastik
. Diese mikroskopisch kleinen Partikel schweben in der Luft, schwimmen in allen Gewässern und vermischen sich mit dem Boden, wodurch sie zu einem dauerhaften Bestandteil der Umwelt werden. - We're All Plastic People Now (2024)
Es liegt in der Luft. Es liegt im Wasser. Im Zeitalter des einfachen Wegwerfens hat uns Plastik unser Wohlbefinden gekostet. Es wurde in unserem Körper, unserem Dickdarm, unserem Gehirn, in der Muttermilch und in der sich entwickelnden Gebärmutter gefunden. Jetzt ist es sogar in unseren Herzen.
- Plastic People (2024)
3.2.1 Mikroplastik im Trinkwasser
- That Bottled Water You're Drinking May Contain Tiny Particles of Plastic (3.2018)
Wasser in Plastikflaschen, z.B. von Nestle und Gerolsteiner, enthält Mikroplastik. Auch in Leitungswasser, Bier, Honig, Tafelsalz und Fisch werden die Mikroplastik-Partikel bereits gefunden. Es ist unklar, in welchem Umfang die Partikel sich in den Organen, z.B. Leber und Nieren, ansammeln, und welche Gifte sie bei der Passage durch den Körper abgeben.
- Sherri A. Mason, Victoria G. Welch and Joseph Neratko:
Synthetic Polymer Contamination in Bottled Water, auch hier (9.2018)Kommentar: Plastic: WHO launches health review
In Flaschen abgefülltes Trinkwasser wird untersucht. 93% der Proben zeigen Kontamination mit Mikroplastik. Gefunden werden 10,4 Partikel je Liter Wasser mit einer Größe > 100 µm, überwiegend Polypropylen. 95% der Partikel sind allerdings zwischen 6,5 und 100 µm groß. Die Auswirkung von Mikro- und Nanokunststoffen auf die menschliche Gesundheit sollte weiter untersucht werden.
- Spiegel: Wie gefährlich ist Mikroplastik in Trinkwasser? (8.2019)
Mikroplastik im Trinkwasser gefährdet nicht die Gesundheit ‒ vielleicht, sagt die WHO. Es muss mehr geforscht werden.
- Naixin Qian, Xin Gao, Xiaoqi Lang, Huiping Deng, Teodora Maria Bratu, Qixuan Chen, Phoebe Stapleton, Beizhan Yan and Wei Min:
Rapid single-particle chemical imaging of nanoplastics by SRS microscopy (8.1.2024)Sandee LaMotte, CNN:
Bottled water contains thousands of nanoplastics so small they can invade the body's cells, study says (8.1.2024)Mit einer neuen Untersuchungsmethode können Nanoplastik-Partikel mit einer Größe unter 100 nm präziser erkannt werden als zuvor. Damit werden 110.000 bis 370.00 Partikel je Liter Trinkwasser in Flaschen gefunden. Die Partikel stammen ursprünglich aus künstlichen Kleidungsfasern, Mikrokügelchen in Körperpflegeprodukten, aus Fischernetzen, Plastiktüten und aus Biofeststoffen, die auf Ackerland verteilt werden.
Nanoplastik ist mit einem Tausendstel der durchschnittlichen Dicke eines menschlichen Haares so winzig, dass es durch das Gewebe des Verdauungstrakts oder der Lunge in den Blutkreislauf wandert, sogar in die Zellen gelangt und schädliche synthetische Chemikalien im ganzen Körper verteilt werden.
- Zentrum der Gesundheit: Wie Sie Mikroplastik aus Ihrem Trinkwasser entfernen
Mikroplastik in kalkreichem Wasser: das Wasser 5 Minuten kochen. Dann bildet sich Calciumcarbonat. Dieses verkapselt die winzigen Plastikteilchen, so dass diese nun leicht mit einem Kaffeefilter abgefiltert werden können.
- Joseph Winters, Grist:
Bottled water is full of microplastics. Is it still 'natural'? (20.5.2024)Auch Trinkwasser, das in Flaschen verkauft und als 'natürlich' beworben wird, ist mit Mikroplastik kontaminiert. Über eine Klage wegen Täuschung des Verbrauchers wird versucht, die Situation um die Wasserqualität zu verbessern.
3.2.2 Mikroplastik in Lebensmitteln
- Francisco José Díaz-Galiano, María José Gómez-Ramos, Icíar Beraza, María Murcia-Morales, Amadeo R Fernández-Alba:
Cooking food in microwavable plastic containers: in situ formation of a new chemical substance and increased migration of polypropylene polymers, auch hier (15.8.2023)Werden Lebensmittelbehälter aus Kunststoff in ein Mikrowellgerät gestellt, dann können während des Erhitzens Bestandteile des Behälters in das Lebensmittel wandern, auch wenn der Behälter als mikrowellengeeignet gilt. Dadurch können auch völlig neue chemische Verbindungen entstehen. Das wird erkannt und gemessen an Kartoffeln, die in Plastikbehältern in einem Mikrowellengerät erhitzt werden.
- Lindsey V. Parkinson, Birgit Geueke, Jane Muncke:
Potential mammary carcinogens used in food contact articles: implications for policy, enforcement, and prevention (24.9.2024)Aus Lebensmittelpackungen treten Chemikalien aus, die Brustkrebs verursachen. Die chronische Belastung der gesamten Bevölkerung durch Chemikalien, die aus Lebensmittelpackungen austreten und Brustkrebs verursachen, ist leider der Normalfall.
3.2.3 Mikroplastik im Menschen
Mikroplastik, die winzigen Kunststoffpartikel, kommen in unserer alltäglichen Umgebung vor und werden zu einem immer größeren Problem für die Gesundheit. Das Ausmaß der Belastung und die potenziellen toxischen Auswirkungen dieser Schadstoffe auf zahlreiche menschliche Organsysteme werden immer deutlicher.
- Uni Wien: Erstmals Mikroplastik im Menschen nachgewiesen (10.2018)
Bei allen untersuchten Teilnehmern der Pilotstudie wird Mikroplastik im Stuhl gefunden. In Tierstudien sind kleinste Plastikteilchen auch in Blut, Lymphe und sogar in der Leber nachweisbar.
- Sara B. Fournier, Jeanine N. D'Errico, Derek S. Adler, Stamatina Kollontzi, Michael J. Goedken, Laura Fabris, Edward J. Yurkow & Phoebe A. Stapleton:
Nanopolystyrene translocation and fetal deposition after acute lung exposure during late-stage pregnancy (24.10.2020)Nanoplastik - winzige Plastikpartikel - gelangt beim Einatmen über die Lunge zur Plazenta und zu weiteren Organen, von der Plazenta zum Fötus, dort in die Leber, die Lunge, das Herz, die Niere und das Gehirn. Das Gewicht von Plazenta und Fötus wird durch das Nanoplastik deutlich reduziert. (Tierversuch mit Ratten)
- Antonio Ragusa, Alessandro Svelato, Criselda Santacroce, Piera Catalano, Valentina Notarstefano, Oliana Carnevali, Fabrizio Papa, Mauro Ciro Antonio Rongioletti, Federico Baiocco, Simonetta Draghi, Elisabetta D'Amore, Denise Rinaldo, Maria Matta, Elisabetta Giorgini:
Plasticenta: First evidence of microplastics in human placenta (2.12.2020)In der Plazenta schwangerer Frauen wird Mikroplastik in der Größe zwischen 5 und 10 µm mit kugelförmiger oder unregelmäßiger Form gefunden. Die Partikel enthalten Pigmente, die für künstliche Beschichtungen, Farben, Klebstoffe, Pflaster, Fingerfarben, Polymere, Kosmetika und Körperpflegeprodukte verwendet werden.
- Junjie Zhang, Lei Wang, Leonardo Trasande, and Kurunthachalam Kannan:
Occurrence of Polyethylene Terephthalate and Polycarbonate Microplastics in Infant and Adult Feces (22.9.2021)In USA wird der Stuhl von Säuglingen und Erwachsenen auf Polyethylenterephthalat (PET) und Polycarbonat untersucht. Ergebnis: Säuglinge sind bei PET mit ca. 83.000 ng je Kilogramm Körpergewicht und je Tag erheblich stärker belastet als Erwachsene (5.800 ng je kg KG je Tag).
- Heather A. Leslie, Martin J. M. van Velzen, Sicco H. Brandsma, Dick Vethaak, Juan J. Garcia-Vallejo, Marja H. Lamoree:
Discovery and quantification of plastic particle pollution in human blood, auch hier (24.3.2022)Kommentare:
- The Guardian: Microplastics found in human blood for first time (24.3.2022)
- Margaret Osborne, Smithsonian Magazine: Microplastics Detected in Human Blood in New Study
Im Blut der meisten Menschen schwimmen Plastikteilchen und werden von da in alle Organe verbreitet und ggf. abgelagert. Erstmals wird nun Mikroplastik im Blut nachgewiesen, und zwar bei 77 % der untersuchten Erwachsenen. In den meisten Proben (50%) waren Polyethylenterephthalate (PET) nachweisbar, die häufig in Getränkeflaschen verwendet werden. Ein Drittel (36%) enthielt Polystyrol (PS), das zum Verpacken von Lebensmitteln und anderen Produkten eingesetzt wird. In knapp einem Viertel (23%) der Blutproben wurde Polyethylen (PE) gefunden, woraus Kunststofftragetaschen hergestellt werden. Die maximale Konzentration im Blut betrug: PET 2,4 µg/ml, PS 4,8 µg/ml, PE 7,1 µg/ml. In einigen Blutproben wurden auch mehrere Polymere gefunden.
Mikroplastik wird durch Einatmen und Verschlucken aufgenommen. Die Auswirkungen auf die Gesundheit sind nicht genau bekannt. Die Forscher sind jedoch besorgt, weil Mikroplastik-Partikel als Teil der verschmutzten Luft in den Körper eindringen, die menschlichen Zellen schädigen und jährlich Millionen Todesfälle verursachen.
- Lauren C. Jenner, Jeanette M. Rotchell, Robert T. Bennett, Michael Cowen, Vasileios Tentzeris, Laura R. Sadofsky:
Detection of microplastics in human lung tissue using µFTIR spectroscopy (29.3.2022)Durch Inhalation gelangt Mikroplastik in alle Regionen der menschlichen Lunge, in die untere Region deutlich mehr als in die oberen und mittleren Lungenregionen. Polypropylen- und Polyethylenterephthalat-(PET-)Fasern sind am häufigsten vertreten.
- Mohammad S. Islam, Md. Mizanur Rahman, Puchanee Larpruenrudee, Akbar Arsalanloo, Hamidreza Mortazavy Beni, Md. Ariful Islam, YuanTong Gu, Emilie Sauret:
How microplastics are transported and deposited in realistic upper airways? (13.6.2023)Spiegel Online: Mikroplastik setzt sich durch Atmung in Nase und Rachen fest
Durch Simulation wird ermittelt, wie sich die Plastik-Partikel im Körper des Menschen bewegen. Ergebnis: Die Partikel sammeln sich in den Atemwegen, insbesondere in der Nasenhöhle und im Rachen an.
- Yunxiao Yang, Enzehua Xie, Zhiyong Du, Zhan Peng, Zhongyi Han, Linyi Li, Rui Zhao, Yanwen Qin, Mianqi Xue, Fengwang Li, Kun Hua, and Xiubin Yang:
Detection of Various Microplastics in Patients Undergoing Cardiac Surgery (13.7.2023)Pressemitteilung: Microplastics found in human heart tissues, both before and after surgical procedures
Nach Herzoperationen wird in unterschiedlichen Geweben des Herzens ‒ im Perikardium (Membran, die das Herz umschließt), im Herzmuskel und in einer Herzkammer ‒ Mikroplastik gefunden. Es handelt sich um zehntausende Partikel von Polyethylenterephthalat, Polyvinylchlorid (PVC) und Polymethylmethacrylat (Acrylglas). Sind die Partikel während der Operation ins Herzgewebe und ins Blut geraten?
- Rewa E Zurub, Yusmaris Cariaco, Michael G Wade, Shannon A Bainbridge:
Microplastics exposure: implications for human fertility, pregnancy and child health (4.1.2024)In der menschlichen Plazenta wird eine Ansammlung von Mikroplastik beobachtet. Das bedeutet, dass der Fötus direkt durch die Chemikalien im Mikroplastik belastet wird. Das ist ein großes Problem, denn die Exposition im Mutterleib beeinflusst die Gesundheit der Nachkommen ein Leben lang.
- The Defender: The Microplastic Invasion: 12 Ways to Minimize Your Exposure (14.2.2024)
Christina Manian, well+good:
11 Ways to Eat Less Plastic – Because, Yes, It's in Your Food and More (12.8.2024)Wie gelingt es, weniger Mikroplastik in sich aufzunehmen:
- Vermeiden Sie Lebensmittelbehälter und Küchenutensilien aus Plastik.
- Vermeiden Sie das Erhitzen von Lebensmitteln in Plastikbehältern.
- Wählen Sie Küchengeräte aus sichereren Materialien.
- Ersetzen Sie Einwegbecher und -flaschen zum Mitnehmen durch Ihre eigenen Mehrwegbecher und -flaschen aus Edelstahl, Bambus oder Glas.
- Greifen Sie zu Mehrweg-Wasserflaschen.
- Um die Verschmutzung durch Mikroplastik beim Waschen synthetischer Stoffe zu reduzieren, verwenden Sie einen Wäschebeutel.
- Reduzieren Sie den Besuch von Fast-Food-Restaurants.
- Entscheiden Sie sich so oft wie möglich für frische, vollwertige Lebensmittel.
- Seien Sie wählerisch bei fettreichen Produkten, weil eher Mikroplastik (z.B. aus der Verpackung) aufnehmen.
- Suchen Sie nach Wasserfiltern aus Stahl oder Glas, nicht aus Plastik.
- Entscheiden Sie sich für digitale Kassenzettel. Kassenzettel aus Papier enthalten oft Bisphenol-A oder andere Chemikalien.
- Öffnen Sie ein Fenster und lüften Sie gut.
- Wählen Sie parfümfreie Produkte.
- Matthew Campen, Alexander Nihart, Marcus Garcia, Rui Liu, Marian Olewine, Eliseo Castillo, Barry Bleske, Justin Scott, Tamara Howard, Jorge Gonzalez-Estrella, Natalie Adolphi, Daniel Gallego, and Eliane El Hayek:
Bioaccumulation of Microplastics in Decedent Human Brains Assessed by Pyrolysis Gas Chromatography-Mass Spectrometry (6.5.2024)Douglas Main, the Defender:
Scientists Find 'Tiny Shards' of Plastic in Lungs, Placentas and Other Human Organs (29.8.2024)Aus Gewebeproben von Menschen aus den Jahren 2016 und 2024 ergibt sich, dass Gehirne eine höhere Konzentration an Mikro- und Nanoplastik aufweisen als Leber- oder Nierenproben; es handelt sich vor allem um Polyethylen. Im Zeitraum 2016 bis 2024 gibt es einen signifikanten Anstieg der Schadstoffkonzentration.
3.3 Mikroplastik ist giftig
Es ist fast unvermeidlich, dass wir Mikroplastik in den Körper aufnehmen. Es verursacht chronische, unheilbare Erkrankungen:
- Krebs,
- hormonelle Störungen,
- Fruchtbarkeits-Probleme,
- Herzkrankheiten,
- Parkinson.
Weitere Info und Studien
- Johnny Gasperi, Stephanie L. Wright, Rachid Dris, France Collard, Corinne Mandin, Mohamed Guerrouache, Valérie Langlois, Frank J.Kelly, Bruno Tassin:
Microplastics in air: Are we breathing it in?, auch hier (2.2018)Eingeatmetes Mikroplastik sammelt sich im Körper, speziell in der Lunge, an und ruft dort chronische Entzündungen hervor. Zusammen mit den Mikroplastik-Partikeln werden auch Schadstoffe wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) in den Körper transportiert.
- Madeleine Smith, David C. Love, Chelsea M. Rochman and Roni A. Neff:
Microplastics in Seafood and the Implications for Human Health (8.2018)Die Toxizität der Partikel in physikalischer und chemischer Hinsicht wird beschrieben. Bisher wurde zu wenig geforscht.
- Yuanxiang Jin, Liang Lu, Wenqing Tu, Ting Luo, Zhengwei Fu:
Impacts of polystyrene microplastic on the gut barrier, microbiota and metabolism of mice, auch hier (1.2.2019)Tierversuch: Mäuse werden mit Mikroplastik (Partikelgröße: 5 mm) aus Polystyrol (Styropor) gefüttert. Das Polystyrol schädigt die Darmschleimhaut und die Funktion der Darmbarriere; Stoffwechsel und Darmflora werden ebenfalls geschädigt.
- Sara B. Fournier, Jeanine N. D'Errico, Derek S. Adler, Stamatina Kollontzi, Michael J. Goedken, Laura Fabris, Edward J. Yurkow & Phoebe A. Stapleton:
Nanopolystyrene translocation and fetal deposition after acute lung exposure during late-stage pregnancy (24.10.2020)Kommentar von Jane Smith:
Plastik-Nanopartikel können durch schwangere Ratten zu ihren Föten gelangen (19.3.2021)(Tierversuch, Ratten) Wenn eine Schwangere die Plastik-Partikel (Nanopolystyrol, Größe: 20 nm) einatmet, dann wandern diese nicht nur durch ihren Körper (Lunge, Herz, Milz), sondern auch durch die Plazenta und gelangen so innerhalb von 90 Minuten in Leber, Lunge, Herz, Niere und das Gehirn des Fötus. Das Gewicht des Fötus und der Plazenta sind vermindert. In Laborstudien wird berichtet, dass junge und erwachsene Nachkommen nach der Einatmung von technischen Nanomaterialien durch die Mutter während der Schwangerschaft Koronardysfunktionen, Gefäßstörungen, negative Auswirkungen auf die reproduktive Gesundheit und neurologische Folgen aufweisen.
- Antonio Ragusa, Alessandro Svelato, Criselda Santacroce, Piera Catalano, Valentina Notarstefano, Oliana Carnevali, Fabrizio Papa, Mauro Ciro Antonio Rongioletti, Federico Baiocco, Simonetta Draghi, Elisabetta D'Amore, Denise Rinaldo, Maria Matta, Elisabetta Giorgini:
Plasticenta: First evidence of microplastics in human placenta, auch hier (2.12.2020)Kommentar vom Guardian: Microplastics revealed in the placentas of unborn babies
In allen Teilen der Plazenta wird Mikroplastik gefunden. Mikroplastik enthält Hormonstörer, die langfristig die menschliche Gesundheit schädigen können. Es verändert und schädigt die zellulären Regelungswege in der Plazenta, z.B. die Immunität während der Schwangerschaft, das Wachstum während und nach der Einnistung der Eizelle, Chemokine, die die Kommunikation zwischen Mutter und Fötus steuern, die Signale zwischen dem Embryo und der Gebärmutter sowie die Bildung von dendritischen Zellen, natürlichen Killerzellen, T-Zellen und Makrophagen in der Gebärmutter während einer normalen Schwangerschaft. All das kann u.a. zu Krämpfen (Präeklampsie) und verringertem Wachstum des Fötus führen.
- Elisabeth S. Gruber, Vanessa Stadlbauer, Verena Pichler, Katharina Resch-Fauster, Andrea Todorovic, Thomas C. Meisel, Sibylle Trawoeger, Oldamur Hollóczki, Suzanne D. Turner, Wolfgang Wadsak, A. Dick Vethaak and Lukas Kenner:
To Waste or Not to Waste: Questioning Potential Health Risks of Micro- and Nanoplastics with a Focus on Their Ingestion and Potential Carcinogenicity, auch hier (22.3.2022)Kommentar von DocCheck: Plastik-Problem: Kreditkarte im Körper
Es geht um Nanopartikel, die kleiner als 1 µm sind, und um Mikropartikel mit einer Größe von 1 µm bis 5 mm. Die Partikel enthalten Polyethylen (29,7 %), Polypropylen (19,3 %), Polyvinylchlorid (10,0 %), Polyurethan (7,9 %) und Polyethylenterephthalat (7,7 %). Sie dringen in den Magen-Darm-Trakt ein und schädigen das Darmmikrobiom (die Darmflora). Sie wandern in das Gewebe und verursachen lokale Entzündungs- und Immunreaktionen. Zudem transportieren sie Umweltschadstoffe, erhöhen die Wirksamkeit von giftigen Chemikalien und das Krebsrisiko. Pro Kopf und Woche gelangen durchschnittlich 5 g in den menschlichen Magen-Darm-Trakt. Das entspricht etwa dem Gewicht einer Kreditkarte.
- Evangelos Danopoulos, Maureen Twiddy, Robert West, Jeanette M Rotchell:
A rapid review and meta-regression analyses of the toxicological impacts of microplastic exposure in human cells, auch hier (24.11.2021)In dieser Studie werden einige Dosis-Wirkungs-Beziehungen zwischen Mikroplastik-Belastung und Krankheitsmerkmalen ermitttelt. Mikroplastik verursacht Zytotoxizität (ist ein Zellgift), schädigt das Immunsystem, verstärkt oxidativen Stress und verursacht das Leaky-Gut-Syndrom.
- Antonio Ragusa, Valentina Notarstefano, Alessandro Svelato, Alessia Belloni, Giorgia Gioacchini, Christine Blondeel, Emma Zucchelli, Caterina De Luca, Sara D'Avino, Alessandra Gulotta, Oliana Carnevali and Elisabetta Giorgini:
Raman Microspectroscopy Detection and Characterisation of Microplastics in Human Breastmilk (30.6.2022)Die toxische Wirkung von Mikroplastik ist aus Untersuchungen an Tiermodellen, Meeresorganismen und menschlichen Zelllinien belegt. Es durchdringt die Zellmembranen und siedelt sich an verschiedenen Stellen des Körpers an, wo es zelluläre Raktionen auslöst. In dieser Studie wird die Muttermilch von 34 Frauen untersucht. In 26 von 34 Proben wird Mikroplastik festgestellt. Es besteht aus Polyethylen, Polyvinylchlorid und Polypropylen und ist zwischen 2 und 12 µm groß.
- Chelsea M. Cary, Glen M. DeLoid, Zhenning Yang, Dimitrios Bitounis, Marianne Polunas, Michael J. Goedken, Brian Buckley, Byron Cheatham, Phoebe A. Stapleton, and Philip Demokritou:
Ingested Polystyrene Nanospheres Translocate to Placenta and Fetal Tissues in Pregnant Rats: Potential Health Implications (14.2.2023)the Defender: Studie belegt: Mikroplastik kann von der Mutter auf den Fötus übergehen
Mikroplastik passiert die Darm- und Plazentaschranke schwangerer Ratten und führt zu einer Beeinträchtigung der Entwicklung des Fötus. Die Mikroplastik-Partikel dringen in Leber, Niere, Herz, Lunge und Gehirn des Fötus ein. Das kann auch auf den Menschen zutreffen.
- Verena Kopatz, Kevin Wen Tibor Kovács, Alison S. Keimowitz, Verena Pichler, Joachim Widder, A. Dick Vethaak, Oldamur Hollóczki, and Lukas Kenner:
Micro- and Nanoplastics Breach the Blood-Brain Barrier (BBB): Biomolecular Corona's Role Revealed (19.4.2023)Interesting Engineering: Plastic used in food packaging found in brain two hours after ingestion
Tierversuch (Mäuse): Die Mäuse erhalten Trinkwasser mit Polystyrolpartikeln. Zwei Stunden später werden die Partikel im Gehirn der Mäuse entdeckt. Dort erhöhen sie das Risiko für Entzündungen, neurologische Störungen und sogar neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson. Auch kurzfristige neurotoxische Auswirkungen wie kognitive Beeinträchtigungen und veränderte Neurotransmitterspiegel, die Verhaltensänderungen bewirken, sind möglich. Polystyrol wird z.B. für Joghurtbecher und Styropor verwendet. Die Partikel sind kleiner als 1 µm und können deshalb die Blut-Hirn-Schranke passieren.
- Lauren Gaspar, Sydney Bartman, Giuseppe Coppotelli, Jaime M. Ross:
Acute Exposure to Microplastics Induced Changes in Behavior and Inflammation in Young and Old Mice (1.8.2023)Adriana Diaz, New York Post: Microplastics trigger behavioral changes akin to dementia: study (29.8.2023)
Mikroplastik (Polystyrol) verursacht sowohl Verhaltensänderungen als auch Veränderungen der Immunmarker in Leber- und Gehirngewebe. Die Veränderungen sind altersabhängig. Die Forscher stellen fest, dass das Eindringen von Mikroplastik in das Gehirngewebe zu einer Verringerung des sauren Glia-Fibrillen-Proteins (GFAP) führt, das zelluläre Prozesse im Gehirn unterstützt. Mikroplastik löst eine veränderte GFAP-Signalübertragung aus. Eine Abnahme des GFAP hängt mit frühen Stadien einiger neurodegenerativer Erkrankungen, u.a. Alzheimer und Depressionen zusammen und beschleunigt ihren Ausbruch. (Tierversuch mit Mäusen)
- Joseph Mercola:
Mikroplastik kann Ihrem Körper und Ihrem Gehirn schaden (10.9.2023)Umfassende Darstellung der Schadenswirkung von Mikroplastik, speziell auf das Gehirn.
- Leonardo Trasande, Roopa Krithivasan, Kevin Park, Vladislav Obsekov, and Michael Belliveau:
Chemicals Used in Plastic Materials: An Estimate of the Attributable Disease Burden and Costs in the United States, auch hier (11.1.2024)The Defender:
Kunststoffe in Lebensmitteln und Getränken spielen eine große Rolle bei den jährlichen Kosten von 250 Milliarden Dollar im US-Gesundheitswesen (25.1.2024)Kunststoffe tragen erheblich zu Krankheiten und den damit verbundenen sozialen Kosten in den Vereinigten Staaten bei und machen 1,22 % des Bruttoinlandsprodukts der USA aus. Die Kosten der Plastikverschmutzung werden sich weiter erhöhen, solange die Belastung auf dem derzeitigen Niveau anhält.
- Raffaele Marfella, Francesco Prattichizzo, Celestino Sardu, Gianluca Fulgenzi, Laura Graciotti, Tatiana Spadoni, Nunzia D'Onofrio, Lucia Scisciola, Rosalba La Grotta, Chiara Frigé, Valeria Pellegrini, Maurizio Municinò, Mario Siniscalchi, Fabio Spinetti, Gennaro Vigliotti, Carmine Vecchione, Albino Carrizzo, Giulio Accarino, Antonio Squillante, Giuseppe Spaziano, Davida Mirra, Renata Esposito, Simona Altieri, Giovanni Falco, Angelo Fenti, Simona Galoppo, Silvana Canzano, Ferdinando C Sasso, Giulia Matacchione, Fabiola Olivieri, Franca Ferraraccio, Iacopo Panarese, Pasquale Paolisso, Emanuele Barbato, Carmine Lubritto, Maria L Balestrieri, Ciro Mauro, Augusto E Caballero, Sanjay Rajagopalan, Antonio Ceriello, Bruno D'Agostino, Pasquale Iovino, Giuseppe Paolisso:
Microplastics and Nanoplastics in Atheromas and Cardiovascular Events, auch hier (7.3.2024)Kommentare:
- Spiegel Online: Erhöht Mikroplastik das Risiko für einen Herzinfarkt und Schlaganfall? (12.3.2024)
- Siim Land:
SHOCKING STUDY: Microplastics in Arteries Linked to 4x Higher Heart Disease (Video, 12.3.2024) - Max Kozlov, nature: Landmark study links microplastics to serious health problems (6.3.2024)
Mikro- und Nanoplastik kann durch Körpergewebe wandern und oxidativen Stress, Gewebeschäden und Entzündungen verursachen. An Menschen, die Verengungen (Plaques) in der Halsschlagader haben, wird untersucht, wie sich Mikro- und Nanoplastik in den Plaques auswirkt. Ergebnis: ein deutlich erhöhtes Risiko (+ 353 %) für Herzinfarkt, Schlaganfall und Tod. Weiterhin wird im Video (s.o.) festgestellt, dass Mikroplastik Östrogene enthält, die Fettleibigkeit, Unfruchtbarkeit, Krebs und mehr verursachen können.
- Xinlei Huang, S. Saha, Goutam Saha, Isabella Francis, Zhen Luo:
Transport and deposition of microplastics and nanoplastics in the human respiratory tract (30.3.2024)Spiegel Online: In der Atemluft befindet sich Mikroplastik ‒ wo landet es im Körper? (10.5.2024)
Die Partikel sammeln sich in den Atemwegen, die gefährlicheren kleinen Partikel in der Lunge. Bei langsamem Atmen werden mehr Partikel abgelagert.
- Chelin Jamie Hu, Marcus A Garcia, Alexander Nihart, Rui Liu, Lei Yin, Natalie Adolphi, Daniel F Gallego, Huining Kang, Matthew J Campen, Xiaozhong Yu:
Microplastic presence in dog and human testis and its potential association with sperm count and weights of testis and epididymis, auch hier (15.5.2024)Mikroplastik wird auch in den Hoden des Menschen (und von Hunden) gefunden, und das, obwohl die Blut-Hoden-Sperre (blood-testis barrier, BTB) normalerweise sehr wirksam ist. Das Hoden-Gewicht ist umso geringer, je mehr Mikroplastik drin ist. Das lässt befürchten, dass sich die männliche Fruchtbarkeit durch Mikroplastik verschlechtert.
- Carolin Hattendorf, DocCheck: Mikroplastik: Von Kopf bis Fuß vergiftet? (16.8.2024)
Mikroplastik gelangt oral, durch Inhalation und durch die Haut in den Körper und wirkt neuro-, reproduktions- und entwicklungstoxisch, schädigt Immunsystem und Organe. Mikroplastik führt zu oxidativem Stress und dadurch zum Zelltod, kann Schäden an Membranen und der DNA verursachen und ruft eine entzündungsfördernde Immunantwort hervor.
- Chenyao Deng, Jun Zhu, Zishui Fang, Yuzhuo Yang, Qiancheng Zhao, Zhe Zhang, Zirun Jin, Hui Jiang:
Identification and analysis of microplastics in para-tumor and tumor of human prostate, auch hier, als pdf (10.2024)Hugo Francisco de Souza, News Medical:
High levels of microplastics found in prostate tumors, possibly linked to take-out food (1.10.2024)Mikroplastik wird in menschlichem Prostatagewebe nachgewiesen. Die Forscher identifizieren drei Arten von Mikroplastik – Polyamid, Polyvinylchlorid und Polyethylenterephthalat – sowohl im Tumorgewebe als auch im umliegenden Gewebe, während Polystyrol nur im Tumorgewebe gefunden wird. Die Größe dieser Mikroplastikpartikel reicht von 20 bis 100 Mikrometer, wobei Tumorgewebe größere Partikel aufweist. Die Forscher finden auch einen Zusammenhang zwischen häufigem Verzehr von Essen zum Mitnehmen / Fast Food und höheren Polystyrolwerten. Das zeigt, dass Mikroplastik aus der Lebensmittelverpackung in das Essen gelangt.
4. Ort der Vergiftung
4.1 Arbeitsplatz
Am Arbeitsplatz ist Vergiftung möglich, weil das Gift im Produktionsprozess eine Rolle spielt oder weil die Geräte und Maschinen, mit denen gearbeitet wird, Giftstoffe abgeben; Beispiele:- Pflanzengifte (
Pflanzenschutzmittel
) werden massenhaft in der Landwirtschaft eingesetzt, - Feuerwehrmänner und -frauen atmen an Brandherden giftige Dämpfe ein.
- In der chemischen Industrie wird mit Chemikalien aller Art gearbeitet - reichen die Schutzmaßnahmen, z.B. Schutzkleidung und Abluft-Anlagen?
- In Kohlekraftwerken entstehen Gifte beim Verbrennungsprozess.
4.2 Wohnung und Haus
Die Wohnung ist das Umfeld, wo wir uns zum Arbeiten oder Wohnen aufhalten und wo wir zur Ruhe kommen. Die Innenraumluft kann durch Tabak- und Ofen-Rauch, Ausgasung aus Baumaterialien und Möbeln, Haushalts- und Hobby-Chemikalien, Klimaanlagen und extreme Feuchtigkeit Gesundheitsschäden verursachen. Gute Innenraumluft hängt auch von der Beachtung baubiologischer Grundsätze ab.
Auf dem Land, in vielen Dörfern und auch Städten ist die Luft draußen im Freien besser als die Innenraumluft. Das mag auch daran liegen, dass die Qualität der Außenluft staatlicher Regulierung unterliegt, die Innenraumluft jedoch nicht. Für die Luftqualität in der eigenen Wohnung gibt es weder Richtwerte noch gesetzliche Vorgaben.
- Baustoffe
Holz wird vielfältig im Haus eingesetzt, als tragende Balken oder zur Gestaltung von Oberflächen. Um das Holz vor Angriffen durch Pilze und Fäulnis zu schützen, werden Holzschutzmittel eingesetzt. Fungizide sollen das Holz vor Pilzbefall schützen. In der Vergangenheit wurden die Gifte Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT), Lindan, Pentachlorphenol (PCP) eingesetzt.
Grundsätzlich müssen alle Biozide, z.B. Holzschutzmittel, gemäß EU-Recht zugelassen sein. Allerdings sind noch nicht alle in Deutschland auf dem Markt befindlichen Holzschutzmittel im Einklang mit dem EU-Recht zugelassen. Der Grund dafür ist, dass die Altfälle ohne Zulassung legal auf dem Markt sind und erst schrittweise nach einem von der EU vorgegebenen Zeitplan von der Zulassungspflicht erfasst werden.
- BAUA: Datenbank der zugelassenen Biozidprodukte
- Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion Fraktion DIE LINKE und die Antwort der Bundesregierung, pdf-Datei (9.2.2015)
Die Anfrage bezieht sich auf die Nachwirkungen des Holzschutzmittel-Skandals in den 1970er- bis 1990er Jahren. Die Antwort aus dem Bundesumweltministerium ist geprägt von rein administrativer Sichtweise, fehlendem Wissen und Desinteresse, soweit es um den Gesundheitsschutz der Bevölkerung geht. Eine Beteiligung des Bundesgesundheitsministeriums ist nicht erkennbar.
Auch Jahrzehnte, nachdem ein Verbot erlassen wurde, können giftige Holzschutzmittel die Innenraumluft belasten und die Gesundheit der Bewohner schädigen.
In Baustoffen können weitere giftge Chemikalien enthalten sein, z.B. Klebstoffe, die Lösungsmittel freisetzen.
- Aus Möbeln, Teppichen und anderen Heimtextilien werden flüchtige organische Verbindungen (VOC) freigesetzt:
Acetaldehyd, Benzol, Formaldehyd, Hexabromcyclododecan (HBCD), Tetrachlorethen, Perfluoroctansäure (PFOA), Phthalate, Polybromierte Diphenylether (PBDE), Trichlorethen (oder Trichlorethylen), Vinylacetat.
- Flüchtige organische Verbindungen in Wikipedia und wissenwiki.de
- Barragán-Martínez C, Speck-Hernández CA, Montoya-Ortiz G, Mantilla RD, Anaya JM, Rojas-Villarraga A:
Organic solvents as risk factor for autoimmune diseases: a systematic review and meta-analysis. (12.2012)Durch organische Lösungsmittel können Autoimmunkrankheiten wie z.B. Alzheimer verursacht werden.
- Abgase von Gasherden, der Rauch von Herden und offenen Kaminen.
- Raucher (Zigaretten, Zigarren, Pfeife) erzeugen Passivrauch.
- Kerzen;
- Lufterfrischer enthalten Phthalate und Formaldehyd;
- Reinigungs- und Desinfektionsmittel;
- Mottenkugeln
Mottenkugeln sollen die Kleidung vor Mottenfraß bewahren. In Mottenkugeln ist das giftige, wenig riechende Paradichlorbenzol (PDCB) als aktiver Bestandteil enthalten (EU-Umwelt-Regulierung). Es ist gesundheitsschädlich (wirkt auf das Nervensystem), umweltgefährdend (biologisch schwer abbaubar) und wirkt durch aufsteigendes Gas.
Wikipedia: Mottenkugel, Paradichlorbenzol
- lüften:
Lüftungsanlagen mit guten Luftfiltern bzw. Kohlefiltern (Hepa); - staubsaugen:
Die Abluft des Staubsaugers kann mit ungesunden, giftigen Staubpartikeln kontaminiert sein.
Abhilfe: Verwenden Sie einen Staubsauger mitHepa-Filter
; das sind spezielle Feinstaubfilter. - Behandlung der Möbel-Oberflächen mit Backpulver,
- vorheriges Ausgasen von Möbeln etc. im Freien,
- Zimmerpflanzen
- niedrige Raumtemperatur (setzt weniger Lösungsmittel frei).
Weitere Informationen und Studien
- SHG Umweltkranke Südhessen: Die wichtigsten Chemikalien im Wohn- und Baubereich
- aus dem Buch von Antje Bultmann:
Vergiftet und alleingelassen
:
Wohngifte und ihre möglichen Auswirkungen auf die Gesundheit - Yibo Huangfu, Nathan M. Lima, Patrick T. O'Keeffe, William M. Kirk, Brian K. Lamb, Shelley N. Pressley, Beiyu Lin, Diane J. Cook, Von P. Walden, Bertram T.Jobson:
Diel variation of formaldehyde levels and other VOCs in homes driven by temperature dependent infiltration and emission rates, auch hier (7.2019)
Kommentar: Researchers uncover indoor pollution hazardsRund um die Uhr wurde in 4 Häusern die Konzentration von flüchtigen organischen Kohlenwasserstoffen (VOC) und von Formaldehyd gemessen. Die Werte schwanken sehr im Tagesverlauf, abhängig u.a. von der Temperatur.
- Baubiologie: Europäische Gesellschaft für gesundes Bauen und Innenraumhygiene (EGGBI)
- Protecting health by improved building efficiency
- Feinstaub gelangt bis in die Plazenta (9.2018)
Erster Nachweis von Rußpartikeln im Mutterkuchen schwangerer Frauen
- How much are you polluting your office air just by existing? (10.2019)
Human breath may significantly affect office air quality
Video: Indoor Air Quality Research in Purdue's Living LabsDie Luft in Großraumbüros wird negativ beeinflusst durch Chemikalien (flüchtige organische Verbindungen, VOC), die von den dort arbeitenden Menschen ausgehen: Deodorants, Makeup, Haarspray. Entscheidend ist eine gute Luftreinigung durch das Ventilationssystem.
- Infos auf dieser Webseite zu belasteter Luft im Außenbereich
4.3 Gift im Flugzeug
Ein besonderer Ort der Giftbelastung ist das Flugzeug. Das Flugbegleitpersonal sprüht (s. Film) in der Flugzeugkabine Insektizide vor oder während eines Langstreckenfluges und gefährdet dadurch sich und die Passagiere. Es kommen synthetische Pyrethroide wie Permethrin und D-Phenothrin zum Einsatz, die neurotoxisch für Insekten und Menschen sind.Im Flugzeug kommt ein weiteres Problem hinzu: Alle Düsen-Verkehrsflugzeuge, mit Ausnahme der Boeing 787, entnehmen die Atemluft für Cockpit und Kabine als Zapfluft
den Triebwerken. Undichte Dichtungen bewirken, dass die Atemluft mit heißen, neurotoxischen Triebwerksöl-Dämpfen verunreinigt sein kann. Die Zapfluft wird vom Triebwerk angesogen und ungefiltert in den Bereich, wo Menschen sich während des Fluges aufhalten, gepresst. Denn in diesem Bereich muss ein Überdruck gegenüber der Außenwelt erzeugt werden. In extremen Fällen gibt es einen meldepflichtigen Fume event
(Qualm-Ereignis) und die Piloten müssen schnell zur Atemmaske greifen, bevor sie ohnmächtig werden. Die gesundheitlichen Folgen für das fliegende Personal werden als aerotoxisches Syndrom
bezeichnet: dauerhafte Schäden im Nervensystem, Fluguntauglichkeit. Der Pilot Richard Westgate ist an diesen Öldämpfen gestorben.
- Per Hinrichs, Tim van Beveren (Die Welt): Luft im Flugzeug kann Gehirnzellen töten (30.7.2014)
Der Pilot Richard Westgate starb mit 43 Jahren, nachdem sein Nervensystem durch vergiftete Kabinenluft schwer geschädigt worden war. Auch die Passagiere sind gefährdet.
- Spiegel-Online: Öldämpfe im Cockpit vom A400M (3.2018)
Wie gefährlich die Dämpfe sind, soll durch Messungen geklärt werden. Doch diese mussten [...] erst einmal aufgeschoben werden.
- Aida Infante: Kontaminierte Kabinenluft (2014)
Es geht um die Zapfluft aus den Triebwerken und um das Verprühen von Insektiziden in der Kabine. Die Faktensammlung enthält Infos über Fume Events, Vergiftungsfälle, Gifte, biologische Wirkungen im Körper, Symptome, Folgeerkrankungen sowie ein Literaturverzeichnis.
- anstageslicht.de
- Aerotoxisches Logbuch: Was sich tut und was sich nicht tut
- Kabinenluft im Flugzeug: Gift im Flieger?
- Fume Event: ABC der Akteure und Institutionen
- "Underreporting" (Fume Events): Wahrnehmungsfalle und Sicherheit im Luftverkehr
- Contaminated Cabin Air: A Health Problem becomes certainty. The Chronology of the socalled Aerotoxic Syndrome
Die Geschichte des aerotoxischen Syndroms - Chris Winder, Jean-Christophe Balouet:
Aerotoxic Sydrome: Adverse Health Effects Following Exposure to Jet Oil Mist During Commercial Flights
Aircrew Exposure to Chemicals in Aircraft: Symptoms of Irritation and Toxicity (9.2000)Bei chronischer Belastung durch Öldämpfe kommt es zu neurotoxischen Wirkungen.
- greenmedinfo.com
- Wikipedia: Aerotoxisches Syndrom, das in den Öldämpfen enthaltene Gift Trikresylphosphat (engl. TCP)
- Behandlung mit Apherese (Blutreinigung) im Gesundheitspark am Regenbogen in Cham, Dr. Richard Straube
- Studien
- Edith Berger-Preiß, Wolfgang Koch, Susanne Gerling, Heiko Kock, Jutta Klasen, Godehard Hoffmann, Klaus E. Appel:
Aircraft disinsection: Exposure assessment and evaluation of a new pre-embarkation method, auch hier (10.11.2005)Experimente zur Flugzeugdesinfektion vor dem Start mit dem Insektizid d-Phenothrin-Aerosol werden beschrieben. Gemessene Gift-Konzentrationen zwischen 853 und 1753 µg/m3 in den ersten Minuten nach dem Versprühen reichen aus, um Insekten zu töten. Die Gift-Belastung für das sprühende Personal wird berechnet. Die Gift-Belastung für die später einsteigenden Passagiere ist unbedenklich.
- Astrid R. R. Heutelbeck, Catherine Bornemann, Martina Lange, Anke Seeckts & Michael M. Müller:
Acetylcholinesterase and neuropathy target esterase activities in 11 cases of symptomatic flight crew members after fume events, auch hier (12.2016)Es wird nach den (bio-)chemischen Ursachen des aerotoxischen Syndroms gesucht. Die Rolle von Organophosphaten wird besonders betrachtet.
- Edith Berger-Preiß, Wolfgang Koch, Susanne Gerling, Heiko Kock, Jutta Klasen, Godehard Hoffmann, Klaus E. Appel:
- ÄrzteZeitung:
Das sind nicht alles Simulanten
(1.2018)Bei den an Triebwerken auftretenden großen Belastungen kann nicht gewährleistet werden, dass alle Dichtungen ihre Aufgaben zu 100 Prozent erfüllen. Darüber hinaus sind einige Dichtungen so konstruiert, dass sie ständig Öl in geringen Mengen hindurchlassen müssen, um ordnungsgemäß zu funktionieren.
- Claus-Hermann Bückendorf:
Trigger Innenraumschadstoffe ‒ Focus fume events und Aerotoxisches Syndrom (Vortrag 11.2019) - die Gewerkschaften kümmern sich:
- ver.di: Einführung zum Thema
- UFO: Fume Event Guide - Deutsch
- Tim van Beveren
- Condor Unfall 2013 – Flugbegleiter als »Menschliche Sensoren« missbraucht
- Film: Ungefiltert eingeatmet
Der Film begleitet über zwei Jahre die Untersuchungen im Zusammenhang mit dem Tod von Richard Westgate und zeigt auch Interviews mit den an den Untersuchungen beteiligten Wissenschaftlern aus Holland, Großbritannien und den USA.
- amtlicher Untersuchungsreport zum Tod von Richard Westgate
- Wikipedia: Ungefiltert eingeatmet ‒ Die Wahrheit über das Aerotoxische Syndrom
- Internet-Portale: Aerotoxic Association, Toxic Free Airlines
- Germanwings-Absturz
Am 24.3.2015 stürzte ein Flugzeug von Germanwings auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen ab. Ergebnis der Flugunfalluntersuchung ist, dass der Kopilot Andreas Lubitz den Absturz vorsätzlich herbeiführte, und es wird ein ursächlicher Zusammenhang zu einer depressiven Erkrankung des Kopiloten vermutet.
Andreas Lubitz - offizielle Webseite
Die Angehörigen des Kopiloten halten viele Feststellungen im Untersuchungsergebnis für nicht gründlich untersucht und nicht erwiesen. Auch die Gutachten werden hier angeboten.
5. Weitere Gift-Einflüsse
Darüber hinaus gibt es schädigende Einwirkungen auf den Menschen, die die Giftaufnahme des Körpers oder die Giftwirkung verstärken, die Giftausscheidung verringern oder die gerade für den gift-geschwächten Körper eine besondere Bedrohung sind:
- Aus Luft, Boden und Wasser, also aus der Umwelt im engeren Sinne kann der Mensch mit Giften belastet werden.
- In Lebensmitteln
finden sich Gifte als Kontamination aus Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie oder als absichtlich hinzugefügter Lebensmittel-Zusatzstoff. - Elektrosmog: elektromagnetische Strahlung vom Mobilfunk (Handy, WLAN, schnurloses Telefon), ggf. auch die 50 Hz - Stromversorgung des Hauses;
- flackerndes oder anderweitig ungesundes Licht, z.B. von Energiesparlampen,
- im Hausstaub können sich Kot von Milben oder anderen Parasiten ansammeln,
- schlechte Innenraumluft:
Hausstaub, Pilzsporen, etwa von Schimmelpilzen, die sich an feuchten Wänden entwickeln, zu wenig Sauerstoff; - Mangel an wichtigen Vitalstoffen ‒ Vitaminen, Mineralien, Bio-Flavonoiden ‒ durch ungesunde Ernährung, durch zu wenig UV-Licht, durch schlechtere Resorption im Magen-Darm-Trakt oder durch erhöhten körperlichen Verbauch an Vitalstoffen;
- Mangel an Wasser (Dehydrierung), denn viele Entgiftungsvorgänge beruhen darauf, dass die Gifte (oder ihre Metaboliten) zusammen mit Wasser ausgeschieden werden, meistens über den Urin oder Stuhl;
- Mangel an körperlicher Bewegung.
Weitere Informationen zu Ver- und Entgiftung:
- auf bbfu.de:
- auf amalgam-informationen.de:
- Max Daunderer / toxcenter: Entgiftung
- Zentrum der Gesundheit: Giftbelastung im Körper erkennen ‒ Sieben Warnzeichen
- IMD Berlin: Genetik der Medikamentenverstoffwechselung (Pharmakogenetik)
Medikamente sind auch Gifte, die über das Entgiftungssystem ausgeleitet werden müssen. Die biologischen Komponenten der Phase-I- und -II-Entgiftung sowie ihre Messung im Labor werden beschrieben.
- Literatur
- Klaus Oberbeil: Die tägliche Dosis Gift: Warum fast alles, was wir berühren, essen oder einatmen, chemisch belastet ist. Und wie wir uns davor schützen können.
Taschenbuch, 256 Seiten; Heyne Verlag, 1. Auflage 2011; ISBN: 978-3453650152; Preis: 8,99 €.
Textprobe, Amazon: Beschreibung
- Klaus Oberbeil: Die tägliche Dosis Gift: Warum fast alles, was wir berühren, essen oder einatmen, chemisch belastet ist. Und wie wir uns davor schützen können.