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Phthalate
Phthalate, die Weichmacher
, z.B. DEHP, werden verwendet, damit Plastik auch bei den üblichen Umgebungstemperaturen weich, flexibel und haltbar ist. Phthalate finden sich in vielen Alltags- und Gebrauchsgegenständen:
- Verpackungen zum Einschweißen von Lebensmitteln; die Phthalate reichern sich in fetthaltigen Lebensmitteln, z.B. Käse, an.
- Weich-PVC, das für Kabel, Folien, Duschvorhänge und Vinyl-Tapeten verwendet wird.
- Kosmetika und Körperpflegemittel:
Parfüm, Haarspray, Deodorants, synthetischen Düften, Fingernagel-Kosmetika, Duschgel, Shampoo, Waschmittel, - Lufterfrischern und Duft-Kerzen,
- Klebstoffe,
- Insekten-Abwehrmitteln,
- Teppich-Auslegeware, Vinylbelag,
- Kraftfahrzeugen,
- Plastikspielzeug,
- Restaurant-Kost, vor allem im Fast-Food-Bereich.
Jährlich werden weltweit etwa 4,9 Millionen Tonnen Phthalate produziert. Zu viel davon landet im Körper der Menschen: das Norwegische Institut für öffentliche Gesundheit fand heraus, dass 90 % der Personen, die in den Jahren 2016 und 2017 getestet worden waren, acht verschiedene Weichmacher in ihrem Urin hatten.
Wirkung
Phthalate wirken wie Östrogene, sind extrem embryotoxisch und verursachen Gesundheitsschäden:- Störung der Hormonregulation, z.B. Reduzierung des Schilddrüsenhormons T4,
- Sexualität, Fruchtbarkeit und Schwangerschaft
- bei Jungen: zu frühe Pubertät
- bei Männern: Senkung des Testosteronspiegels und Verschlechterung der Samenqualität,
- weibliche Unfruchtbarkeit,
- Frühgeburten,
- angeborene Krankheiten und Entwicklungsprobleme bei Phthalat-Belastung während der Schwangerschaft,
- Reduzierung des Vitamin D - Spiegels,
- Entwicklungsschäden am Immunsystem: Allergien, Neurodermitis, Asthma;
- Entwicklungsschäden am zentralen Nervensystem: Hyperaktivitäts-/Aufmerksamkeitsstörung (ADHD), Lernstörungen, Verhaltensstörungen;
- Diabetes (Typ 2), auch Schwangerschafts-Diabetes;
- einige Krebstypen, z.B. Brustkrebs.
Aufnahme (Exposition)
Phthalate werden in den Körper über die Haut und die Nahrung aufgenommen.
Studien und weitere Informationen zu Phthalaten
- Phthalate in der Umwelt
- Umweltbundesamt: Phthalate - Die nützlichen Weichmacher mit den unerwünschten Eigenschaften (2.2007)
- EWG
- Cheatsheet: Phthalates (5.5.2008)
Phthalate sind endokrine Disruptoren, die mit Problemen des Fortpflanzungssystems in Verbindung gebracht werden, u.a. bei Männern eine verminderte Beweglichkeit und Konzentration der Spermien und genitale Anomalien bei kleinen Jungen. (Oh, und wussten Sie, dass die durchschnittliche Spermienzahl seit den 1940er Jahren deutlich gesunken ist?) In jüngerer Zeit werden sie auch mit Asthma und Allergien in Verbindung gebracht.
- Phthalates Are Out of Children’s Toys, But In Your Food (16.7.2014)
Phthalate sind nicht mehr in Kinderspielzeug, aber immer noch in der Nahrung.
- Cheatsheet: Phthalates (5.5.2008)
- European Academy for Environmental Medicine (EuropAEM) meldet:
Vier Phtalate letztlich von Europa als endokrine Disruptoren anerkannt (2.2017), auch hier
Die 4 Phthalate sind: DEHP (Diethylhexylphthalat), DIBP (Diisobutylphthalat), DBP (Dibutylphthalat) und BBP (Benzylbutylphthalat) - T.Husøy, M.A.Martínez, R.P.Sharma, V.Kumar, M.Andreassen, A.K.Sakhi, C.Thomsen, H.Dirven:
Comparison of aggregated exposure to di(2-ethylhexyl) phthalate from diet and personal care products with urinary concentrations of metabolites using a PBPK model – Results from the Norwegian biomonitoring study in EuroMix (9.2020)Kommentar: Nine out of ten had eight different plasticizers in their urine, study finds
Viele verschiedene Chemikalien aus Lebensmitteln, Kosmetika, Shampoo und Hautpflegeprodukten durchlaufen täglich unseren Körper. Mehr als 90 % der Teilnehmer hatten acht verschiedene Weichmacher, u.a. Phthalate, Bisphenol A und Triclosan, in ihrem Körper. 50 % hatten Parabene im Urin - Frauen mehr als Männer.
- Phthalate in Kosmetika, Körperpflegemittel (Parfüm, Deodorants, Düfte, Shampoo etc.)
- Umweltbundesamt
- Ratgeber
Duftstoffe
(9.2016) - Wolfgang Straff: Anwendung von Duftstoffen ‒ Was ist mit den Nebenwirkungen? (2005)
- Ratgeber
- Scent of Danger: Are There Toxic Ingredients in Perfumes and Colognes?
In natürlich duftenden Düften und Parfüms sind oft keine natürlichen Stoffe, sondern giftige Mineralöl-Produkte, z.B. Phthalate. Sie werden oft nicht auf toxische Wirkungen untersucht und müssen auf der Packung nicht angegeben werden.
- Umweltbundesamt
- Phthalate und Bisphenol A im Essen
- Ami R. Zota, Cassandra A. Phillips, and Susanna D. Mitro:
Recent Fast Food Consumption and Bisphenol A and Phthalates Exposures among the U.S. Population in NHANES, 2003–2010 (10.2016) - Julia R. Varshavsky, Rachel Morello-Frosch, Tracey J. Woodruff and Ami R. Zotad:
Dietary sources of cumulative phthalates exposure among the U.S. general population in NHANES 2005–2014 (3.2018)
- Would you like phthalates with that burger?
- Dining out associated with increased exposure to harmful chemicals called phthalates
- You're getting a bigger helping of toxic chemicals if you dine out often, study says
- Toxicología al día: Dietary sources of cumulative phthalates exposure among the US general population
- Restaurant food likely source of phthalate exposure
- Ami R. Zota, Cassandra A. Phillips, and Susanna D. Mitro:
- Phthalate und Stoffwechsel, Bluthochdruck, Fettleibigkeit und Diabetes
- Klöting Nora, Nico Hesselbarth, Martin Gericke, Anne Kunath, Ronald Biemann, Rima Chakaroun, Joanna Kosacka, Peter Kovacs, Matthias Kern, Michael Stumvoll, Bernd Fischer, Ulrike Rolle-Kampczyk, Ralph Feltens, Wolfgang Otto, Dirk K. Wissenbach, Martin von Bergen and Matthias Blüher:
Di-(2-Ethylhexyl)-Phthalate (DEHP) Causes Impaired Adipocyte Function and Alters Serum Metabolites, auch hier (12.2015)
Pressemitteilung: Dick durch Weichmacher / Forscher finden verantwortliche StoffwechselwegePhthalate verschlechtern die Eigenschaften der Fettzellen (Adipozyten), den Glukose-Stoffwechsel und die Insulin-Toleranz.
- James-Todd TM, Meeker JD, Huang T, Hauser R, Ferguson KK, Rich-Edwards JW, McElrath TF, Seely EW:
Pregnancy urinary phthalate metabolite concentrations and gestational diabetes risk factors. (9.2016)
Phthalate verursachen Schwangerschafts-Diabetes und verschlechtern die Glukose-Toleranz. - Peter Y.Bai, Gary Wittert, Anne W.Taylor, Sean A.Martin, Robert W.Milne, Alicia J.Jenkins, Andrzej S.Januszewski, Zumin Shi:
The association between total phthalate concentration and non-communicable diseases and chronic inflammation in South Australian urban dwelling men (10.2017)
KommentarVon 1504 australischen Männern hatten fast alle erhöhte Phthalat-Werte. Es zeigte sich ein statistischer Zusammenhang zu Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ 2.
- Milica Medic-Stojanoska, Natasa Milosevic, Maja Milanovic, Stefan Stojanoski, Bojan Vukovic, Tijana Icin, Ivana Bajkin, Kristina Stepanovic, Jan Sudji & Natasa Milic:
Can phthalates impair liver function? (5.2019)
Kommentar: Obesity risk may be increased by exposure to common environmental chemicalsPhthalate schädigen die Leber; Folge: nicht-alkoholische Fettleber. In der Studie wurden die Metabolite (Stoffwechselprodukte) bei entsprechenden Patienten gemessen.
- Elizabeth G. Radke, Audrey Galizia, Kristina A. Thayer, Glinda S. Cooper:
Phthalate exposure and metabolic effects: a systematic review of the human epidemiological evidence, auch hier (6.2019)Die übliche Phthalat-Belastung des Menschen hat Auswirkungen auf den Stoffwechsel, indem die Insulinresistenz erhöht wird. Das führt zu Diabetes Typ 2.
- Klöting Nora, Nico Hesselbarth, Martin Gericke, Anne Kunath, Ronald Biemann, Rima Chakaroun, Joanna Kosacka, Peter Kovacs, Matthias Kern, Michael Stumvoll, Bernd Fischer, Ulrike Rolle-Kampczyk, Ralph Feltens, Wolfgang Otto, Dirk K. Wissenbach, Martin von Bergen and Matthias Blüher:
- Phthalate und Hormone, Fruchtbarkeit, Schwangerschaft, Geburt
- Spiegel: Weichmacher treibt Sexualhormone an (1.2004)
- Spiegel: Weichmacher könnten Risiko für Untergewicht steigern (6.2009)
Das Geburtsgewicht des Säuglings ist deutlich niedriger, wenn die Mutter mit Phthalaten belastet ist.
- Vorlesung (Video) von Hermann Kruse, Uni Kiel:
Phtalate sind Weichmacher in Plastik - Unfruchtbar durch Tupper & Co. (2013)
Phthalate sind extrem embryotoxisch und schädigen die hormonelle Regulation; sie schädigen Synthese und Abbau der Hormone. Warnung vor Tupperware. - Rachelle Morgenstern, Robin M. Whyatt, Beverly J. Insel, Antonia M. Calafat, Xinhua Liu, Virginia A. Rauh, Julie Herbstman, Gary Bradwin, Pam Factor-Litvak:
Phthalates and thyroid function in preschool age children: Sex specific associations (9.2017)
Kommentar: Exposure to chemicals found in shampoos and toys during early childhood may seriously damage the mental development of youngstersPhthalate können die Schilddrüse schädigen und Hormone blockieren, speziell bei jungen Mädchen. In der Studie wurden 3-jährige Kinder untersucht.
- Catheryne Chiang, Jodi A. Flaws:
Subchronic Exposure to Di(2-ethylhexyl) Phthalate and Diisononyl Phthalate During Adulthood Has Immediate and Long-Term Reproductive Consequences in Female Mice (1.2019)
Kommentar: Phthalates may impair fertility in female micePhthalate verschlechtern die weibliche Fruchtbarkeit auch noch lange nach Ende der Exposition, wenn die Phthalate und ihre Stoffwechselprodukte schon längst ausgeschieden sind. Die Studie wurde mit realistischen Dosis-Mengen (20 µg bis 200 mg pro kg Körpergewicht und pro Tag) durchgeführt und zeigte Unfruchtbarkeit auch bei der niedrigsten Dosis. (Tierstudie)
- Kelly K. Ferguson, Emma M. Rosen, Zaira Rosario, Zlatan Feric, Antonia M. Calafat, Thomas F. McElrath, Carmen Vélez Vega, José F. Cordero, Akram Alshawabkeh, John D.Meeker:
Environmental phthalate exposure and preterm birth in the PROTECT birth cohort (8.2019)Aus Untersuchungen in Puerto Rico ergab sich, dass die Belastung mit Phthalaten ‒ Dibutylphthalat (DBP) und Diisobutylphthalat (DIBP) ‒ das Risiko einer Frühgeburt erhöht.
- Phthalate und das Immunsystem, Allergien
- Robin M. Whyatt, Matthew S. Perzanowski, Allan C. Just, Andrew G. Rundle, Kathleen M. Donohue, Antonia M. Calafat, Lori A. Hoepner, Frederica P. Perera and Rachel L. Miller:
Asthma in Inner-City Children at 5 - 11 Years of Age and Prenatal Exposure to Phthalates: The Columbia Center for Children’s Environmental Health Cohort, auch hier (10.2014)Phthalat-Belastung während der Schwangerschaft erhöht das Asthma-Risiko bei den Nachkommen.
- Jahreis S, Trump S, Bauer M, Bauer T, Thürmann L, Feltens R, Wang Q, Gu L, Grützmann K, Röder S, Averbeck M, Weichenhan D, Plass C, Sack U, Borte M, Dubourg V, Schüürmann G, Simon JC, von Bergen M, Hackermüller J, Eils R, Lehmann I, Polte T:
Maternal phthalate exposure promotes allergic airway inflammation over 2 generations through epigenetic modifications (2.2018)
Kommentar: Phthalates increase the risk of allergies among childrenPhthalate während der Schwangerschaft verursachen allergisches Asthma in den Nachkommen und in weiteren Generationen.
- Robin M. Whyatt, Matthew S. Perzanowski, Allan C. Just, Andrew G. Rundle, Kathleen M. Donohue, Antonia M. Calafat, Lori A. Hoepner, Frederica P. Perera and Rachel L. Miller:
- Phthalate und das Gehirn
- Stephanie M. Engel, Gro D. Villanger, Rachel C. Nethery, Cathrine Thomsen, Amrit K. Sakhi, Samantha S.M. Drover, Jane A. Hoppin, Pal Zeiner, Gun Peggy Knudsen, Ted Reichborn-Kjennerud, Amy H. Herring, and Heidi Aase:
Prenatal Phthalates, Maternal Thyroid Function, and Risk of Attention-Deficit Hyperactivity Disorder in the Norwegian Mother and Child Cohort (10.5.2018)Die Studie liefert einen klaren Nachweis, dass Phthalat-Belastung während der Schwangerschaft die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigt und das Risiko von Lern-, Aufmerksamkeits- und Verhaltensstörungen bei den Nachkommen erhöht.
- Stephanie M. Engel, Heather B. Patisaul, Charlotte Brody, Russ Hauser, Ami R. Zota, Deborah H. Bennet, Maureen Swanson, and Robin M. Whyatt
Neurotoxicity of Ortho-Phthalates: Recommendations for Critical Policy Reforms to Protect Brain Development in Children (10.3.2021)Phthalate können die Gehirnentwicklung beeinträchtigen und das Risiko für Lern-, Aufmerksamkeits- und Verhaltensstörungen in der Kindheit erhöhen. Es gibt auch negative Auswirkungen auf die Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane. Deshalb sollten Schwangere, Frauen im gebährfähigen Alter, Säuglinge und Kinder geschützt werden. Sozial schwache Bevölkerungsgruppen sind häufiger einer höheren Exposition ausgesetzt und verdienen deshalb einen besonderen Schutz.
- Stephanie M. Engel, Gro D. Villanger, Rachel C. Nethery, Cathrine Thomsen, Amrit K. Sakhi, Samantha S.M. Drover, Jane A. Hoppin, Pal Zeiner, Gun Peggy Knudsen, Ted Reichborn-Kjennerud, Amy H. Herring, and Heidi Aase: